Wachsoldat!
#2
"Sturznacht"

Jost hockte wieder einmal auf der Treppe hinauf zum Wehrgang und beobachtete das Treiben auf dem Exerzierplatz der Stadtwache. Ab und an biss er in sein Wurstbrot und kaute gedankenverloren darauf herum.

Die Tage wurden wärmer. Doch auch wenn das Wetter langsam freundlicher wurde und die kalte Zeit ihr Ende fand, lag die Hexerkeuche wie ein schwarzer Schatten über der Stadt.

Jeden Tag kämpften seine Kameraden und er darum wenigstens ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen,das diese schwere Zeit so mit sich brachte. Ein ums andere Mal standen sie gezückten Waffen gegenüber und mussten sich dem Argwohn derer erwehren mit denen es Mithras nicht so gut gemeint hatte.

Die Stimmung in der Wache war gedrückt,wenngleich sie schlimmer sein könnte. Sie hatten wenigstens etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Ein Platz der Sicherheit in diesen unsteten Tagen.

Langsam wuchsen die Männer zusammen die sich vor einigen Tagen nicht mal gekannt hatten. Ganz allmählich machte sich ein Gefühl der Kameradschaft breit. Wenn sich einige auch immer noch nicht leiden konnten, wurde der Dienst zumindest so ausgeführt wie der Hauptmann es angeordnet hatte.

Beim gestrigen Posten stehen vor dem Viertel der besser betuchten Bürger der Stadt, hatten sie sich wiedereinmal der üblichen Flachsereien hingegeben. Ecke schaute jedem Weiberrock hinterher und die anderen waren dem Ganzen auch nicht sonderlich abgeneigt gewesen. Sogar eine warme Suppe hatte man ihnen gebracht!
Manchmal glaubte Jost das man sich mit solchen Dingen einfach ablenken musste. Ablenken vor dem was an ihnen allen nagte. Sie bekamen keinen Sold und mussten dennoch ihren Dienst tun. Bei einigen war es der feste Glauben an die Ordnung ,die Mithras und der König ihnen auferlegte. Bei anderen war es vielleicht Dummheit oder die Aussicht auf etwas Ansehen die mit einer eventuellen Beförderung einhergehen mochte. Jost wusste es nicht. Er war einfach nur froh Freunde an seiner Seite zu wissen und etwas zu tun was seinen Vater sicher mit Stolz erfüllt hätte.

Doch wer hinter die Fassade blickte merkte das sich die schweren Zeiten auf die Gemüter der Wachleute niederschlugen. Jost wusste, würden sie nicht zu einer Einheit werden, würde das die Sache nur unnötig erschweren.

So kam es das Jost etwas in den Berichten der Wachleute schmökerte die vor ihm Dienst getan hatten. Eigentlich wollte er nur schauen wie die solche Dinge angegangen waren. Doch er fand etwas ganz anderes.

In einem der alten Wachberichte des Kastellans an den alten Hauptmann, war die Rede von einem feisten Umtrunk der Wachmänner der in Andenken an einen ehemaligen Wachsoldaten gehalten wurde. Er habe wohl noch versucht dies zu unterbinden,kam den Geheimniskrämereien der Rekruten und Gardisten jedoch nicht auf die Schliche. In dem Bericht des Kastellans war die Rede von einem Gelage das die Männer der Wache die „Sturznacht!“ nannten. Laut des Kastellans, so entnahm Jost dem alten Bericht, trafen sie die Wachmänner einmal im Jahr, meist irgendwann um diese Zeit, wenn es wärmer wurde zu einem geheimen Umtrunk.

Einmal die Seele baumeln lassen und die Last des Alltags vergessen. Dieser ganze Brauch ging wohl auf einen alten Kameraden zurück der sich Hermann Sturz rufen ließ. Dieser hatte dem Hauptmann nach einer durchzechten Nacht wohl übel mitgespielt. Worin sein Schabernack bestand und wie er dem Hauptmann eins ausgewischt hatte, konnte Jost dem Schreiben nicht entnehmen. Aber das spielte auch keine Rolle!

Sein Gesicht hellte sich auf wie er die Zeilen überflog und ihm kam eine Idee. Er würde diese alte Tradition der Wache Löwensteins wieder aufnehmen. Gerade in so schlimmen Zeiten wie jetzt konnten seine Kameraden etwas Abwechslung gebrauchen.Und Traditionen und alte Bräuche waren schon immer ein guter Anker gewesen um nicht wankelmütig zu werden! Er war sich sicher das diese Sache auch dem Zusammenhalt innerhalb der Truppe zuträglich seien würde.

So kam es das Jost mit ein paar seiner Kameraden darüber gesprochen hatte und zumindest jene,denen er schon davon berichtet hatte, waren dafür gewesen. So sollte Jost der Mann der Wahl sein um diese Sache vorzubereiten. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden. Ersteinmal musste er alle Kameraden darauf einschwören, dann galt es Bier und Schnaps zu besorgen. Jede Menge zu essen und vielleicht auch noch ein paar halbnackte Tänzerinnen! Einen geeigneten Ort würde er auch noch auftreiben müssen!

Jost überlegte hin und her..ja das würde sicher die Moral etwas stärken! Ein leicht ungutes Gefühl hatte er jedoch als er an Hauptmann Stenneberg denken musste. Dieser würde vermutlich, sobald er Wind von der Sache bekam, die Sache umgehend unterbinden und Jost dafür disziplinieren.

Es galt also größte Vorsicht walten zu lassen um die Sache nicht vorher schon zum scheitern zu verurteilen!

Aber er freute sich darauf!
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Wachsoldat! - von Jost Bachenbruch - 09.05.2013, 09:33
RE: Wachsoldat! - von Jost Bachenbruch - 11.05.2013, 11:36
RE: Wachsoldat! - von Jost Bachenbruch - 20.05.2013, 12:02



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