Golem Forschung
#2
2. Falsche Schlange

Harroghast machte sich daran die Innereien des Golems zu dokumentieren. Der erste Lichtbruch hatte nichts preisgegeben außer einer Wand von vertrocknetem Lehm hinter der Schlangenhaut. War diese Haut nur dazu da um das Konstrukt wie eine echte Schlange aussehen zu lassen?

Ein weiterer Lichtbruch lüftete die Vorhänge der verhärteten Lehmschichten, und der Magier spähte ins innere des Konstruktes als es seine Geheimnisse preisgab. Ein grünlicher Schimmer in der Masse zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Weitere giftig grüne Funken waren zu erkennen im inneren der Schlange. „Hm, der Lehn wurde mit Infernit vermischt, sehr interessant.“ , murmelte Harroghast.

Die bröseligen Innereien der Schlange schienen keinerlei komplexe Strukturen zu beinhalten außer dem Infernit. Keine Sigillen, keine hohlen Kugeln, keine Alraune. Die Suche nach dem Herz des Golems schien erfolglos zu bleiben. Die ganze Schlange schien nicht für die Ewigkeit gebaut wie die anderen Golems die er betrachtet hatte. Abwetzungen an der Haut und die generelle temporäre Natur der Materialien zeugten von einem Konstrukt das nur einige Wochen oder Monate bestehen bleiben würde.

„Wo ist das elende Ding?“ fluchte der Magier wärend er sich über die halb durchsichtige Schlange bäugte. Immer wieder bewegte er sich von vorne nach hinten und spähte nach dem Kern des Golems. Er war sich so sicher gewesen das alle Zeichen darauf hindeuteten das der Kern das wichtigste am Golem seie, und all seine Kollegen hatten dies ebenso vermutet. „Der Kopf!“, stöhnte der Magier und lief richtung der Lagerkammer.

Staubflocken tanzten im Kerzenlicht der Kammer wärend Harroghast jede Kiste und jedes Regal durchwühlte. Der Schlangenkopf war nirgends zu finden. Er hatte bereits vor Tagen die Akten der Akademie durchforstet und keinen Bericht zur Herkunft der Schlange gefunden. Auch die Archieve der Stadtwache hatte er in Augenschein genommen und auch dort schien niemand einen Report hinterlassen zu haben der Auskunft darüber gab wo das Konstukt überhaupt herkam und wer es beschädigt hatte. Leider gingen solche Details oftmals verloren. Für einen moment grübelte er welche Dinge er in letzter Zeit erlebt hatte die er wirklich für zukünftige Forscher niederschreiben sollte.

Harroghast wetzte die Kellertreppe hoch und weiter zur Bibliothek. Wenn irgendwer wusste wo irgendwas in der Akademie war dann Theobald, der Bibliothekar und Archivar. Bevor er noch den zweiten Stock erreichte rief er: „Abend Theobald! Wisst ihr wo der Kopf der Schlange ist?“ - „Kopf der Schlange?“ - „Ja, diese Schlange die im Keller liegt, ich suche den Kopf davon! Ihr habt ihn nicht zufällig irgendwo gesehen?“ der Archivar grübelte einen Moment und schüttelte dann den Kopf: „Nein, einen Schlangenkopf haben wir soweit ich weis nirgends“. Harroghast saugte scharf etwas Luft ein zwischen den Zähnen als sein Herz etwas sank bei dem Gedanke nie eindeutig zu wissen ob in dem Schlangenkopf ein Kern war.

Auf dem Weg zurück inden Keller kam ihm ein letzter verzweifelter Gedanke. Es gab eine kleine Abstellkammer auf dem ersten Stock wo alles mögliche Gerümpel untergebracht und dann vergessen wurde. Er öffnete die kleine Kammer und wühlte sich durch die kaputten Möbel und eingelagerten Haben lange abgereister Schüler. Sein Aufwand wurde mit einer weiteren Schicht Staub und Spinnweben auf der Robe belohnt, kein Schlangenkopf.

Es war also nicht ausgeschlossen das die Schlange einen Kern in ihrem Kopf besaß, doch wäre das eine äußerst ungewöhnliche Konstruktion, da der Kopf natürlich der verwundbarste Teil war. Die Indharimer waren nicht dumm wenn es um Hermetik ging, tatsächlich wussten sie mehr als die Akademie, etwas das Harroghast dringlich ändern wollte. Er machte sich wieder auf in den Keller und begann die Schlange weiter zu untersuchen. Vielleicht würde magische Sicht ein paar Hinweise darauf geben wie sie erweckt wurde.

Er konzentrierte sich auf die Gefühle die durch seinen Körper gingen wenn er Magie wirkte, schloss seine Augen und öffnete sich der Magie die durch ihn floss. Er spürte wie die Elemente im menschlichen Körper verstrickt waren, Muster in Mustern zu vielschichtig und komplex um jeh völlig verstanden zu werden. Er spürte das Leben in sich, hörte das Donnern seines Herzens, das Brodeln seines Blutes und die Orkanböhen seiner Atmung. Das Goldamulett das Saturia ihm verkauft hatte began sich schwer anzufühlen in seiner Tasche. Die Nekromantin hatte eine Technik entdeckt um Fokuse zu erschaffen die fast doppelt so viele Ladungen halten konnten wie die mit denen Harroghast seine Ausbildung bestritten hatte, sehr praktisch.

Sein Fokus hatte eine Affinität für das Element Erde, und die Ladungen darin fühlten sich an wie glatte Steine in der Tasche. Sie gaben ihm ein sicheres Gefühl, als wären sie stabil, weise und verlässlich. Die Ladungen waren teil des Amuletts, aber auch teil von ihm. Verschiedene Arten der Magie fühlten sich unterschiedlich an. Die Meistermünze fühlte sich an als wohne ihr rohe Authorität inne, als könnte sie die ganze Welt befehligen. Feuer war heiß, wild und voller Tatendrang, Wasser kalt, dunkel, tief und unergründlich, und Wind war in ständiger bewegung und voller Energie.

Er verharrte einen Moment still, gewöhnte sich an all die Magie die er in seinem Körper spürte , dann schlug er die Augen auf und öffnete sich der Magie außerhalb. Die eigene Magie wahrzunehmen war notwendig um die Hermetik zu erlernen und Ladungen zu erschaffen, aber die Magie außerhalb wahrzunehmen war etwas das ihn viel Übung gekostet hatte. Seine Augen glühten auf und für einen moment konnte er die Magie um sich herum sehen und spüren. Das Thaumaturgielabor selbt war ein farbenfrohes Getöse an magischen Kräften und Einflüssen, doch Harroghasts Aufmerksamkeit galt einzig dem staubigen Konstrukt auf dem Tisch vor sich.

Die Schlange war leer, hohl, tot. Ihr unhandlicher Körper war nichts weiter als trockener Lehm, verziert mit etwas ledriger Haut. Keine außergewöhnlichen elementaren Muster, keine Restmagie, nichts als dier gemeine Materie aus der der Boden aller Welt bestand. Die winzigen Infernitsplitter im Körper des Ungetüms glitzerten wie weit entfernte Sterne in der schwärze, doch auch sie waren nicht verzaubert, sondern stachen nur durch ihren latente Kraft hervor die ein Hermetiker in Ladungen verwandeln hätte können. Bevor die magische Sicht sich völlig verflüchtigte erhaschte das Glimmern eines komplexen Musters nahe dem Hals der Schlange die Aufmerksamkeit des Magiers.

Vorsichtig betrachtete er die Schnittstelle wo der Kopf vom Körper des Biestes getrennt wurde. Da in dem trockenen Lehm war ein winziger roter Punkt zu erkennen. Vorsichtig schabte er an der Oberfläche und ein kleiner Splitter eines Edelsteines wurde sichtbar, anscheinend in die Erde gepresst als sie noch geschmeidig war. Eine flache Seite des Rubinsplitters war als überrest einer geschliffenen Facette erkennbar, also war dies einst teils eines größeren Steins gewesen. War dies Teil des Kerns der Schlange? Edelsteinkerne waren ihm bisher unbekannt, aber er erinnerte sich das seine Sammlung von Golemteilen andere Edelsteine beinhielt. Die Augen der Statuen in der Spinnenhöhle waren Geschliffene Juwelen. Vielleicht war dies ein Hinweis auf das Geheimniss wie ein Golem die Welt wahrnimmt. Die Augen würde er als nächstes untersuchen.

[Bild: q7bxhq5.jpg]
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Golem Forschung - von Harroghast - 18.12.2019, 02:57
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