Im Nebel
#9
Anouk sprach mit ihr und plötzlich fühlte Anjalii den Halt und das Verständnis, welches ihr so lange abhanden gekommen war. Sie fühlte Dankbarkeit, dass sie sich auf dem Rabenhügel erholen durfte, ja nun eine Art Mündel des Rabenkreises war. Sie würde sie nicht enttäuschen und den Rat, in einer Quelle Bormos zu baden, befolgen und ihm für die Heilung danken.

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Ihre Verwirrung war gewichen, lediglich war da noch die zehrende Schuld die sie empfand. Würde Argal nun verächtlich auf sie nieder sehen? War es feige gewesen nicht einzuschreiten und stattdessen zuzusehen wie er starb? Hätte sie ihn retten können oder wäre stattdessen noch ein zweiter Tod zu beklagen gewesen?
„Er hätte nicht gewollt, dass du dein Leben hingibst“, meinte Keldron, doch nagte es weiterhin an ihr, sodass Anouk nach ernstem Nachsinnen eine Totenbeschwörung anbot. Sie wußten nicht ob sie Argal‘s Geist noch finden konnten, ob er nicht schon zu weit entfernt war. Anjalii brachte zwei persönliche Gegenstände, die ihr Argal gegeben hatte. Zum einen seinen alten, wollenen Schal, der sie vor dem feucht kalten Neben des Westens beschützt hatte, zum zweiten einen Brief den Argal ihr zuletzt geschrieben hatte.
Auch Einar würde gefragt werden ob er noch etwas Persönliches des verstorbenen Kameraden hätte. Anjalii wartete und verbrachte die Zeit damit Ana zu helfen. Hier und da fand sie wilden Weizen und füllte diesen in die Futtertröge. Sie wollte sich mehr als nur erkenntlich zeigen. Ana hatte ihr gezeigt, dass es so etwas wie Verständnis gab und dass diese Eigenschaft allem anderen vorzuziehen war. Insgeheim bewunderte sie Ana. Sie stellte ihre persönlichen Ängste beiseite und legte das Hauptmerkmal auf die Genesung und das Wohlergehen der anderen.  Ana beschritt den Weg der Raben, das war nun ganz deutlich. Ihr gehörte nun ihr Respekt und ihre Freundschaft.
Anjalii fühlte sich ein wenig wie neu geschaffen. Das alte Finstere war im Begriff zu weichen und in ihr entstand der Wunsch ebenso zu helfen wie Anouk, Ana und Keldron es taten. Sie fühlte wie der Drang zu heilen in ihr stärker wurde, Morrigú zu beschwichtigen und Leben zu bewahren so weit es in ihrer Macht stand.
Noch heute würde sie Anouk fragen ob es ihr gestattet wäre, ihre heilerischen Grundkenntnisse aufzufrischen, zu lernen und Innes in Löwenstein aufzusuchen und somit dann tatsächlich in der Lage sein können mehr als nur aufgeschürfte Knie zu heilen, sondern auch ernsteren Verletzungen und Krankheiten die Stirn bieten zu können. Anjalii verstaute den schweren Brustharnisch in der Truhe und tauschte ihn gegen leichte Sommerkleidung.
Etwas hatte sich verändert, sie fühlte Frieden.
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Im Nebel - von Anjalii - 24.05.2019, 10:47
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