FSK-18 Von den Göttern, dem Leben und der Liebe
#3
[Bild: Dorfplatz1.jpg]

24. Wonnemond 1405

Kalter Wind zog in Bodennähe durch die Straßen Hohenquells. In der einsetzenden Dämmerung tanzten nur vereinzelte Blätter über das Pflaster. Tief drang der Geruch der Stadt in seine Nase. Eine Mischung wie sie in dieser ländlichen Gegend nahezu immer vorherrschte. Der, auf den Feldern verteilte, Dung... der Duft der Blumenwiesen die den Dorfplatz umringten... doch auch die schleichende Fäulnis welche aus Richtung Greifanger herüber wehte. Der Blick des riesenhaften Mannes schweifte über den Dorfplatz. Die Menschen dieser Stadt erfuhren so viel Leid und doch kämpften sie sich immer wieder voran, sie standen jeden morgen wieder auf wissend was dort draußen lauerte. Es fühlte sich gut an, mehr und mehr einer von ihnen zu werden. Und es fühlte sich gut an, immer weitere Schritte in Richtung der Götter zu gehen. Heute jedoch würde er einen heiligen Ort aufsuchen um Antworten zu bekommen.

Gorm wusste nicht wie viele Stunden er schon hier gesessen hatte. Wie oft er Artio angefleht hatte ihm zu erklären was vorgefallen war. War die Begegnung mit dem Wolf echt gewesen? Warum war der Wolf so aggressiv? Was hatte ihn wirklich davon abgehalten Gorm zu zerfleischen? Auch hier, auf dem Hügel der als Artios Faust bekannt war schlich der Wind um ihn herum. Seeluft füllte seine Nase und irgendwo in der Ferne erklang das leise Rascheln von Gras. ein Rascheln das näher und näher kam. Solange, bis in den Augenwinkeln eine Gestalt sichtbar wurde. Die Gestalt einer Frau die sich dem Altar auf der Faust näherte. Gorm und Anouk sprachen über die Göttin Artio, ihre Gaben und das Opfer welches die Druidin niedergelegt hatte. Sie redeten auch über den bösen Traum den Gorm gehabt hatte, von einem Wolf groß wie ein Bär der ihn verletzt hatte. Die Verletzungen waren real, daran gab es für Gorm keine Zweifel. Aber war es wirklich ein Wolf gewesen?

Anouk lauschte den Worten des Riesen aufmerksam. Sie erklärte ihm das es durchaus solche Wesen gäbe, und das es nachvollziehbar sei hier, in Artios Nähe, nach Antworten zu diesen Wesen zu suchen. Die Enthüllung, dass gorm den Wolf nur mit Worten vertrieben hatte schienen in Anouk deutliche Sorge auszulösen.
Die beiden sprachen, bis die Sonne dem Land, ihr Licht entzogen hatte. Das bleiche Licht des wachsenden Mondes war nun der einzige Zeuge für das was folgen sollte. Folgen, auf Gorms Aussage hin, er habe bei der Heilung Eldas mitgeholfen. Der blick der Vatin ward strenger, oder besorgter?

"Du hast Glück, dass er dich nicht getötet hat. Man kann auch kämpfen ohne zu töten. So wie deine Hände den Tod bringen können, können sie auch Leben retten. Du sagst du hast Elda gholfen, was ist genau geschehen?"

In Kurzform schilderte Gorm der zuhörenden Anouk was geschehen war, als Elda und der Stoßtrupp von der Jagd heim kehrten. Wie er sah das Elda verletzt war, wie er mit Ajara gemeinsam gegen die Wunden gekämpft hatte und vor allem wie inständig er Mabon um Hilfe angefleht hatte. Das die Druidin während des Gespräches ihre Handschuhe abgelegt hatte und nun ein Messer in der Hand hielt, realisierte Gorm erst als sie in ihre Hand schnitt und sagte...

"Zeig es mir!"

Kaum das ihre Worte verklungen waren, zierte auch schon ein tiefer Schnitt ihre ansonsten makellose helle Hand. Blut quoll daraus hervor und es machte keinerlei Anstalten von selbst aufzuhören, ebenso wenig machte die Druidin Anstalten ihre Pein selbst zu lindern. Die Zeit für Gespräche oder subtile Verhandlungen war vorbei. Gorm umschloss die Hand der Druiden mit den seinen und betete erneut zu eben jener Göttin die er schon so oft in den letzten Tagen angerufen hatte.

"Ewiges Licht, dass zeichnen Schlange in den Himmel der Nacht. Göttin von Leben und Licht des Seins, gewähre deinen Dienern die Gnade die dein Wesen umfängt. Schenke Linderung der Pein, auf das fortan wir noch hingebungsvoller als bisher, wir können Lob preisen deinen Namen."

Die Wunde schloss sich langsam aber sicher. Gorm blickte die Druidin an die ihn auf so drängende Art und Weise, wieder einmal zu etwas getrieben hatte, dass er allein nicht für möglich gehalten hätte. Willentlich, wissentlich und ohne die von Liebe vernebelte Hingabe, ein Wesen zu heilen und vielleicht sogar zu retten in dem er einzig und allein... betete.

"Du bist bereit. Bereit die Rabenfedern anzulegen."

Gorms Augen wurden groß. Ja auch er hatte seiner Handlung Gewicht beigemessen, aber das sie wahrlich ausreichte damit seine zweite Aufgabe als erfüllt galt. Damit hatte er nicht gerechnet. Nachdem Anouk sich vergewissert hatte, das Gorm bereit war den einen Schwur zu leisten traten beide vor zur Mitte des heiligen Ortes. Hier vor dem Angesicht Artios sollte Gorm den Schwur leisten. Gemeinsam erkoren sie etwas aus das sie beide verband. Etwas greifbares in dem Fall. Es war ein Handteller großer Fetzen eines alten Servanischen Wappenrockes, wie ihn der Untote Ritter im Sägewerk getragen hatte. Er war für beide ein Symbol für den ersten gemeinsamen Sieg über das Unnatürliche. Über etwas das der Kodex strengstens untersagte. Eine Schändung des Kreislaufes und ein Frevel gegen so vieles wofür sie einstanden. Nachdem Anouk, Gorm zur Mitte des heiligen Ortes gebeten hatte und sie sich gegenüber standen, hob sie die Hände und begann feierlich zu sprechen.

Memoirs of the Forgotten

"Ich, Anouk, Vatin des Rabenkreises, bekunde hier und heute vor den Augen der Götter, dass dieser Mann der vor mir steht und auf den Namen Gorm hört in den Dienst des Rabenkreises tritt. Gorm soll fortan mein Schüler sein, so wie ich seine Meisterin sein werde." Nachdem ihre Hände herab sanken und ihr blick sich auf die Augen des Riesen fixierte, sprach sie weiter.

"Ich verlange von dir, dass du gehorsam sein wirst und die, dir gestellten Aufgaben, pflichtbewusst erfüllst.
Ich verlange von dir, dass du aufmerksam sein wirst und meinen Worten Gehör schenkst.
Ich verlange von dir, dass du Verschwiegenheit über das bewahren wirst, was du während deiner Ausbildung lernst.

Gleichsam verspreche ich dir, dich nach bestem Wissen und Gewissen zu führen... Von dir nur das zu verlangen, was ich selbst bereit wäre zu tun... und dich in die Geheimnisse des Druidentums einzuweihen."
Gorm lässt die Worte einen Augenblick lang, ihre Wirkung entfalten. Dann ergreift er, sichtlich gerührt von den Worten Anouks, das Wort und beginnt mit ruhiger und seltsam klarer Stimm und Wortlage zu sprechen. Jedes wohl sortierte Wort kostet ihn Mühe und Konzentration aber das scheint es ihm wert zu sein.

"Gorm wird von jetzt an, und immerdar nutzen seine Gabe um zu mehren den Ruhm der ewigen Einundzwanzig.
Gorm schwört, er wird alle seine Möglichkeiten nutzen um den Schmerz von den Gläubigen zu nehmen, damit ihre Lippen unbeschwert die ersten, wahren und einzigen Götter preisen können.
Gorm schwören ebenso, dass er den Anweisungen von Anouk folgen wird und ihren Ratschluss niemals offen in Frage stellt.
Ich werde meine Zeit in diesem Leben nutzen um das Werk der Götter mit Glorie zu erfüllen. Ihr Wunsch soll mein Wille sein.
Ich werde in ewiger Treue, den Göttern, meiner Meisterin Anouk und dem Rabenkreis folgen.
Dies gelobt Gorm vor Anouk und den Einundzwanzig."


Nachdem beide ihren Teil des Schwures geleistet hatten nahm Anouk ihren Ritualdolch und schnitt ihre Handfläche wieder auf. Der Fetzen des servanischen Wappenrockes wurde mit Blut getränkt und dann, gemeinsam mit dem Dolch, an Gorm weiter gereicht. Auch jener schnitt, ohne zu zögern, in seine Handfläche bis sein Blut hervor trat. Wie seine Meisterin benetzte auch er den Stofffetzen mit seinem Blut. Nun war es soweit, jenes Stückchen Stoff welches sie an ihren ersten gemeinsamen Sieg über das Widernatürliche erinnerte ward getränkt mit ihrem Blut und band die Worte ihrer Schwüre in sich.

[Bild: bloddy_hand.jpeg]

Der Mann, der einem Bären ohne Haare glich, war nun wieder ein Küken. Ein Rabenküken, um genau zu sein.
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RE: Von den Göttern, dem Leben und der Liebe - von Gorm der Golem - 01.05.2018, 15:35



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