Mika
#18
Das Geschenk der Götter

Der Winter hatte Amhran fest im Griff, und so umgab auch Aughril‘s Liebe seine Mika. Sie waren unzertrennlich geworden, eine Liebe, so sanft wie auch stürmisch, so unbeschwert wie auch dramatisch in Einzelheiten, jedoch unerschütterlich in seinen Grundfesten. Das Leben auf dem alten Küstenhof war so angenehm wie man es sich nur vorstellen konnte. Das alte Mauerwerk stabil, den eisigen Winden standhaltend, während der immerwährend warme Ofen im Inneren dafür sorgte, dass der Winter draussen blieb und innen pure Behaglichkeit verströmte.

Mika hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Hof zu versorgen, die Pferde, Hühner, das Schaf und die Milchkuh Mathilda zu füttern, zu scheren und alles was noch dazu gehörte, gewissenhaft zu erledigen. Frische Eier landeten in der Pfanne während die feine Winterwolle zu gutem Garn gesponnen wurde. Ein regelrechtes Landleben, fern ab von den ehemaligen Kaperfahrten der Brigga. Aughril indess ging weiterhin seinen Pflichten als Knappe nach, hielt sich oftmals tagelang in der Passwacht auf, seine Liebste dann übermüdet nach durchwachten Nächten suchend, um das gemeinsame Glück aufleben zu lassen.


Die Wochen gingen einher, doch trotz der guten Seeluft, des Ortswechsels und der ausreichenden Nahrung, wollte sich die allmorgendlich aufsteigende Überkeit, die Mika seit einigen Wochen plagte, nicht legen. Anfänglich wurde dieser Zustand auf die teilweise sehr kalten Nächte geschoben, bis sich Marie ein Herz fasste und ihr auf den Kopf zusagte, dass auch schon Nia vom Goldenen Raben, von solcherlei Beschwerden geplagt wurde und es sich als ausgewachsene Schwangerschaft bewahrheitet hätte. Diese Erkenntnis traf Mika mehr als unerwartet. Aughril hatte ihr zwar von der Prophezeiung der Vatin berichtet, doch hat keiner die Schnelligkeit bedacht, in der die Götter ihren Plan umsetzen, sowie dieser erst einmal gefasst worden, und die richtige Frau gefunden war.

Mika musste es Aughril sagen, plötzliche Furcht und Ungewissheit schnürte sich um ihr Herz. War er wirklich schon so weit, wie würde er diese Nachricht aufnehmen, war sie in der Lage eine gute Mutter zu sein? Fragen um Fragen ließen diesen Tag wie eine schwere Bürde wirken, doch dann war da dieses kleine liebevolle Gefühl, stetig steigend bis es sich als sonnige Empfindung in ihr breit machte und sie wärmte. Sie würden ein Kind bekommen und plötzlich hatte sie Gewissheit, dass Aughril weder erschrocken wäre, noch die Flucht ins Auge fassen würde.
Als sie ihrem Liebsten noch am selbem Tage die Neuigkeit verkündete, nahm er ihr jeden Zweifel, wie sehr es ihn freute. Er zog sie in seine Arme und die oft nach Außen getragene, emotionskarge Mimik, löste sich in ein überraschtes, aber seeliges, Lächeln. Streichelnd glitten seine Hände über ihren noch flachen Bauch „Mika, mein Herzblatt, wir werden Eltern!

Seitdem waren weitere Wochen ins Land gezogen, Rielays speziell gegen Übelkeit ausgesuchter Tee vermochte Mikas Unwohlsein zumindest in den schlimmsten Phasen besänftigen und überwiegend erfreute sie sich an dem Abenteuer welches ihnen beiden bevorstand.
„Schwangersein ist keine Krankheit, ich bin sicher, dass es mir bald besser geht, doch glaubt ja nicht, dass ihr mich wie ein rohes Ei behandeln müsst“, so lachte sie und sprach so zu Aughril und den Freunden.
Kein roher Käse, keine schnellen Ritte, keine schweren Lasten! Und Aughril soll sich zurückhalten, sonst riskiert ihr eine Fehlgeburt“, ermahnten noch Marie und Rielaye, mit leider nur mäßigem Erfolg. Mika und Aughril waren glücklich und Glück musste gelebt werden.

Wären da nicht die vielen beunruhigenden Sichtungen von Wölfen gewesen, Wölfen, wie man munkelte, die vielleicht keine Tiere sondern Bestien waren, Wesen, denen man noch nicht einmal in den Tiefen seiner Albträume nicht begegnen wollte.
War Aughril auch besorgt, Mika so oft auf dem abgelegenen Hof des nachts, so er zum Dienst an die Passwacht musste, alleine lassen zu müssen, doch gab es keine andere Lösung. Nachdem die Tiere versorgt und Fackeln zum Schutz aufgestellt worden waren, wurden die Türen verschlossen und Mika begab sich ins schützende Innere ihres Heims.

In dieser Nacht jedoch wollte sich keine Ruhe einstellen, das alte Gemäuer schien zum Leben zu erwachen, kleine Schritte trippelnder Füßchen raschelten über den Dachboden, das Gebälk knarrte, sodass Mika sich die Bettdecke bis an die Nasenspitze zog. Als würde das alte Haus zu ihr sprechen wollen, leise wisperte es aus allen dunklen Ecken. Mika zog die warme Decke gänzlich über sich und rutschte auf Aughrils Bettseite, dicht in seine nach ihm duftenden Kissen.
Diesmal schienen diese Maßnahmen nicht helfen zu wollen, angstvoll lähmende Gedanken bemächtigten sich der Schwangeren und als nichts mehr half, stieg sie in ihre Kleidung, rannte panisch treppab, hinaus in den Hof zum Pferdegatter und bestieg ihr treues Pferd und preschte davon in Richtung Passwacht, dem einzigem Ort, an dem sie sich heute Nacht sicher und wohl fühlen konnte.


[Bild: nkluep57.jpg]
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Mika - von Mika - 26.02.2017, 15:26
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