Mika
#12
Im Nebel

Als hätte sich ein dichter Schleier über ihre Suche gelegt, kam es Mika gar vor, als würde sie im Kreise laufen, hier und da einen Hoffnungsansatz ergatternd, jedoch letztlich immer wieder feststellend, dass sie fehl geleitet wieder am Ausgangspunkt angekommen, mit keinerlei Hinweisen auf der Stelle stand. Die Grauwölfe hatten ihr zugesichert, Augen und Ohren offenzuhalten, ebenso die wenigen Eingeweihten, denen Mika ihr Geheimnis anvertraut hatte. Sie selbst hielt sich so oft wie nur möglich an den Häfen auf, durchkämmte die verschiedensten Spekunken, jedoch ohne Erfolg. Käpt‘n Karn sowie Leute der Chronos‘ Liebsten, schienen keinen Fuß aufs Festland zu setzen. Mika malte sich bereits aus, wie sie mit Hilfe eines fähigen Kartopgraphen die Insel gefunden haben und ‚ihren‘ Schatz ausgruben, ‚ihr‘ Erbe verzechten.
Dann traf sie Gellert. Dieser unscheinbare, schüchtere Hermetiker berichtete von wandelnden toten Seeleuten an Candarias Küste und der Gedanke, diese Seeleute zu befragen und denen womöglich Hinweise über den Verbleib der Karte abzuluchsen, beflügelte sie zunehmend. Allerdings schienen jene auf eine bestialisch gequälte Art und Weise gegen alles aus Fleisch und Blut mit rasender Mordlust zu reagieren, sodass Mika den Plan, diese übelriechenden, halbverwesten Wesen zu befragen, vorerst verwarf.

Doch ließ ihr der Gedanke, Zugang zu den Toten zu bekommen, keine Ruhe. Besonders, als sie die Stimme ihres Onkels Romuald tief in den Katakomben Löwensteins zu hören schien, klagend und sie regelrecht auffordernd fortzuführen, was anscheinend ihr Schicksal und ihre Schuldigkeit sei.
Und wieder kam Gellert ins Spiel. Dort standen sie inmitten der alten, kalkweißen Knochenhaufen, er mit Hilfe hermetischer Formeln hineinspürend, doch nichts als Stille erntend.

[Bild: 72hk3xi6.jpg]


„Gellert“, sprach Mika „ du musst mir helfen ins Reich der Toten zu gelangen, ich muss meinem Onkel Fragen stellen.“
Gellert fixierte sie fest mit seinen Augen, sein Blick undeutbar. "Nun, wenn du wirklich in das Reich der Toten vollends übertreten wünschst... so kann es gut sein, dass du dort deinen Onkel triffst... es mag sogar sein, dass du dort einen Weg findest mit ihm zu sprechen, nur von dort wiederkehren, das würde nach meinem Wissensstand unmöglich sein."

Mika starrte ihn an, ließ seine Worte auf sich einwirken bis sie schliesslich leise sprach: "Und was, wenn ich nur meine Nase hineinstecken würde...nur als würde ich durch ein Fenster blicken?"
"Ich kann versuchen Erkundigungen einzuholen... aber nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen. Was auch immer jenseits des Schleiers wartet... niemand der es blickt bleibt ohne Spuren."
Mika's Blick wechselte mit gerunzelter Stirn vom Knochenhaufen zu Gellert und wieder zurück. "Du meinst, der Wahnsinn könnte mich erfassen?"
"Wahn, oder Schlimmeres,"
sprach Gellert, den Blick ihr nun direkt zugewandt. Sie biß sich kurz auf die Unterlippe. "Und was wäre, wenn du gehst?" schuldbewusst dreinblickend.
Doch Gellert klang in keinster Weise beleidigt, lediglich pragmatisch und nüchtern, "Mir, genau wie dir, fehlen im Moment sowohl das nötige Wissen, als vermutlich auch die Mittel und Wege. Ich werde Erkundigungen einziehen." Vertrauensvoll nickte ihm Mika zu und flüsterte: "Es darf keiner davon erfahren, Gellert. Du weisst wie schnell sie mit ihren Scheiterhaufen sind."
"Ich werde mit jenen sprechen, die den Tod und das Leben besser verstehen als wir... und du wirst herausfinden was deinen Onkel mit diesem Ort verbinden könnte," meinte er unbeirrt.
So schieden sie voneinander und ein jeder zog seiner Wege, wie zwei Verschworene, wie zwei, die nahezu etwas Verbotenes, ja etwas fern aller Moral planten.

Auf ihrem Hof an der Passwacht angekommen, suchte sie Mordrim, zumindest musste sie ihm einen Teil der Geschichte offenbaren, konnte ihm ihren todesmutigen Plan nicht gänzlich vorenthalten und oben im Schlafgemach angekommen nahm sie allen Mut zusammen und berichtete ihm. Über alle Maßen besorgt, nicht wirklich die Notwendigkeit eines solchen Risiko‘s einsehend, schäumte er vor Wut, diese jedoch eher an Gellert als an ihr auslassen wollend.
"Was hat dir dieser Schuft denn heute wieder erzählt? Ach Mika, was reizt dich so an den Toten, reichen dir die Lebenden nicht mehr?"
"Er ist kein Schuft!" verteidigt sie Gellert.
"Und dieser Gallert macht deinen Onkel wieder lebendig?"
"Das kann auch er nicht," fast ein wenig bedauernd.
" Warum also nicht die Toten tot sein lassen?"
"Weil ich eine Antwort brauche. Ich muss wissen was es mit der Schatzkarte auf sich hat.“
"Hrm.. vielleicht nehme ich auch einfach den Kopf dieses Gullert mit mir.. dann kann er dir keine Flausen mehr in deinen kopf setzen.
Wie soll ich auf dich acht geben wenn ich weg bin? Meide diesen Gollert!"
"Gellert heisst er, Gellert Seelenbruch, " verbessert sie, doch er antwortet bissig, "Gellert Seelenbruch.. schon der Name hört sich so falsch an."
Mika seufzte, umarmte ihn versöhnlich, "Mordrim hört sich auch nicht ungefährlich an," und beide ließen von diesem Thema ab, um sich dem so bald nahenden Abschied zuzuwenden, ihre verbliebene Zeit fröhlicher und zugewandter zu nutzen. Mordrim hatte sich vorgenommen auf geheimen Pfaden nach Silendir zu gelangen, seine Familie zu suchen und nach dem Rechten zu schauen, nachdem er von Auswüchsen fanatischer Mithrasanhänger erfahren hatte.
Es setzte Mika zu, es war schwer, ihren Vertrauten und Liebsten gehen zu lassen, würde sie ihn doch so schmerzhaft vermissen.
Bald war dann auch schon der Tag gekommen, als sie einander versprachen am Leben zu bleiben und sich bald schon wiederzusehen, Mika stand winkend am Hof, der jüngst benannten "Schatzinsel" und schaute Mordrim noch lange hinterher, bis auch sie sich ins Gebüsch und die dahinter wartende Wildnis begab.  Sie musste nachdenken...  die Nebel lüften....
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Mika - von Mika - 26.02.2017, 15:26
RE: Mika - von Mika - 04.03.2017, 14:32
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