Mika
#8
Marie

Das Kartenstück war dermaßen ruiniert, dass kaum etwas wahrzunehmen war. Selbst nachdem es getrocknet, abgestaubt und glattgestrichen wurde, waren die Linien und Zeichnungen nur wage zu erkennen, ohne Zweifel musste ein Sachverständiger her. Der Hauptmann dachte dabei an seine Verlobte Marie Adler, sie sei geübt in der Schriftführung und der Umgang mit Papyrus und Hadern sei ihr geläufig. Welch Glück so jemanden in seinen Reihen zu finden, keinem Fremden hätte Mika die Karte anvertrauen wollen. Marie war eine Rothaarige mit einer guten Portion Temperament und Feingefühl zugleich, ein Jemand, zu dem Mika seltsamer Weise schon am ersten Tage Vertrauen gefasst hatte. Marie würde sie nicht betrügen, das spürte Mika und saß dann Stunden um Stunden neben ihr und dem Hauptmann, um dem langsamen Abtragen des Kobolddrecks und dem Erkennen der Linien beiwohnen zu können. Mit zielsicheren Bewegungen wurde aus einem Lappen Dreck wieder etwas, was man als Schatzkarte hätte erkennen können, doch man einigte sich drauf, jene eine Nacht in Ruhe trocknen zu lassen, Morgen solle Mika kommen und das Ergebnis betrachten.

Die Nacht war lang, Mika drehte sich unruhig von einer Seite zur anderen, wildeste Ahnungen und Sorgen überrollten die Stille ihrer Gedanken, so arg, dass sie sich lieber erhob, das Bett in der Garnison verließ und den Rest der Nacht herumlief, den Morgen ersehnend.

Die Karte bekam sie erst am Abend zurück, „Was lange währt, wird endlich gut“ hieß es doch im Volksmund, und Mika atmete erleichtert auf, als sie schliesslich das restaurierte Stück Karte endlich wieder in ihren Händen hielt und beeindruckt von Maries Geschick, dankbar lächelte.

Die Suche konnte weitergehen, Marie wurde eingeladen Teil der Suchmannschaft zu werden, Leute mit guten Augen und dem Verständnis für Karten wären sicher ein Gewinn, zumal auch sie dem Fluch nicht allzu große Bedeutung beimaß.

Mika trug die Karte dicht am Leib, keinem Versteck der Welt würde sie nunmehr vertrauen wollen. Wo nur war das zweite Stück der Karte, das nun zu suchen war ihre Aufgabe. In kurzer, aufkeimender Verzweiflung wanderten ihre Gedanken zum Onkel, ob er noch am Leben war?
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Mika - von Mika - 26.02.2017, 15:26
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