FSK-18 Gezeitenwende
#4
Die Nächte wurden langsam ruhiger, schwere Träume waren es zwar immer, aber sie wachte nicht mehr vollkommen gerädert auf.
Und als Eirene schon glaubte, das Schlimmste wäre vorrüber, folgte in der nächsten Nacht ein weiterer Alptraum, den sie nieder schrieb:

Alle Wände sind blass in der toten Stadt, die aus dem zermahlenen Staub heraus wächst, als würden ganze Generationen in Augenblicken vorüberfliegen - zu rasch, als dass man ein Zeichen von lebendigem Einwirken entdecken könnte. Zerfallene Mauern entstehen geneigt und richten sich auf, herabgestürzte Torbögen erklimmen wieder die Höhen: Es ist ein wenig, als würde man beobachten, wie der unbarmherzige Strom der Zeit sich umkehrt und scheu die zuvor gerissenen Wunden wieder richtet.

Und dann, irgendwann, verliert sich die Blässe und schafft Raum für eine alles einhüllende Dunkelheit. Keine Sonne bescheint die Finsternis, kein Sternenglanz enthüllt die kargen, leblosen Mauern einer allen Lebens beraubten Stadt. Äonen, so könnte man glauben, ziehen vorbei, während die Welt in Stille und Dunkelheit schläft, ohne Wetter und Wind, ohne Vorwärts oder Rückwärts, als hätte die Zeit selbst ihren Pfad verloren.

Und dann, zu abrupt, als dass sich der Moment greifen lassen würde, explodiert alles in abrupter schemenhafter Veränderung, geprägt von kräftigen Farben, von der Spur des Lebens und der menschlichen Last von Tatkraft, Irrtum und Gier.

Wandel fliegt vorbei, einem bestimmten Augenblick entgegen ..
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Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 28.12.2016, 10:54
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 11.01.2017, 19:36
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 13.01.2017, 12:14
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 23.01.2017, 11:57
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 07.02.2017, 20:35
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 08.04.2017, 14:09



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