FSK-18 Gezeitenwende
#2
Es schien als würde der Alltag Einzug halten. Langsam aber sicher bekam Eirene die Dinge wieder in den Griff. Ordnung wurde wieder hergestellt. Der bleiche Truchsess war besiegt, samt Gefolgschaft, die Stadt war gereinigt, die Gäste abgereist und nun konnte die Zeit der Planungen anbrechen.

Und jetzt wo sie langsam zur Ruhe kam, kam was kommen musste: sie fühlte sich hundselend. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Dazu kamen diese fürchterlichen Träume, die so plastisch waren, dass sie morgens eine Zeit brauchte, um zu realisieren, dass sie in ihrem Bett lag und alles normal schien.
Den Traum der letzten Nacht wurde sie bis Mittag nicht los und so schrieb sie ihn auf, in der Hoffnung ihn loszuwerden:

Alles ist fahl, karg, als wäre die Lebenskraft allmählich aus dem Land geronnen und hätte die Farben mitgenommen. Alles ist blass, alles ist grau, als läge ein Schleier aus Tristesse und Vergessen selbst über dem körnigen Sand unter den Füssen. Und Sand ist überall - bis zum Horizont zieht sich die bleiche Wüste in einem auf und ab windgeformter Dünen.

Es steht keine Sonne an diesem bleichen Himmel, kein Mond sieht herab und auch keine Sterne - alles hat die Farbe alten Bleis, eines Spiegels, der schon vor langer Zeit blind geworden ist.

Es gibt kein kalt und kein warm. Kein hell und kein dunkel.
Nur mich und die uneingeschränkte Weite und Leere der Wüste.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 28.12.2016, 10:54
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 11.01.2017, 19:36
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 13.01.2017, 12:14
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 23.01.2017, 11:57
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 07.02.2017, 20:35
RE: Gezeitenwende - von Eirene Kerlow - 08.04.2017, 14:09



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste