Drachenfeuer
#14
Die Tage wurden länger, ein Duft, der den nahenden Frühling anzukündigen schien, zog übers Land und ließ sie tiefer durchatmen und sich ihres Seins besinnen. Amhran war wie der Käse, der spät am Abend verspeist und schwer im Magen lag. Diese Magenverstimmung würde mitsamt seiner Albträume vergessen sein, sowie sie wieder die Strände Galatias betrat. Sie machte sich jedoch nichts vor, sie wusste, dass ihr Bruder noch einiges an Zeit brauchen würde bevor an Rückkehr zu denken war. Nur durfte sie zuvor nicht zerbrechen, nicht aufgeben und bei den Göttern niemals vergessen, dass es ein Leben abseits dieses Wahnsinns gab, ein Leben in dem der Frühling süß und zart war, in dem die Menschen ihres Ursprungs bewusst und nicht von Mithras Schergen beeinflusst und verängstigt knieten und zu Verrätern wurden.
Die verheissungsvolle Frühlingsbrise wehte durch ihr Kupferhaar, auf dem Rücken ihres Pferdes trabte sie am Strand entlang bis sie atemlos zum Stehen kam, den Blick dem Meer zugewandt, entzückt vom Glitzern der Sonne auf blassblauem Hintergrund.
Das Leben könnte so wunderbar sein, so einfach, wenn da nicht die Begierde so manch Machthungriger wäre. Amhran, speziell Servano und die Stadt Löwenstein schien von einem Bazillus befallen der sich eines jeden bemächtigte, sobald er die Möglichkeit der Macht in seinem Händen spürte. Mondwächter verrieten ihren Glauben, konvertierten um ein Stückchen des Kuchens zu ergattern, ein Kuchen der die Eingeweide verklebte, jedoch zuvor mit seiner Zuckerglasur das Paradies auf Erden vorgaukelte. Zuvor noch brave Priester missbrauchten schlussendlich ihren armen Mithras dazu blutgetränkte Macht zu gewinnen, spuckten auf den Alten Glauben ohne jemals die Fähigkeit erlangt zu haben jenen in seiner Vielschichtigkeit kennenzulernen, geschweige denn zu verstehen.
Galatia hingegen war zwar kein Land ohne Gewalt, ohne Verbrechen, jedoch war es reiner in seiner Struktur, ein jeder wusste um seine Göttlichkeit, um seinen Ursprung und darum wie leicht ein Leben in einem Albtraum enden könne. Ob reich ob arm, jeder bemühte sich in diesem Fluss zu baden und war den Göttern nah, was zu der Einheit, dem Ursprünglichen führte. Das galatische Volk hortete keine Schätze um des Reichtums wegen, ein Clanführer hatte Macht aufgrund seiner Fähigkeiten dem Clan zu dienen, ihn zu schützen und zu lieben, Vater und Mutter in einem zu sein.
All das hatte Tara in Hohenquell im Hause Fuchsenfelde gefunden gehabt. Ein Hort des Vertrauens und der Freundschaft, ein Zuhause wie auf Ialo'terom. Doch hielt der dunkle Einfluss der Kirche des Mithras immer wieder Einzug. Mit aller Macht versuchte die Kirche Pflöcke in ihre Herzen zu treiben, sie zu beschuldigen sich an werlosen Bauern vergriffen zu haben, und das während eines Gebets, welch Frevel! Sie schienen ganz vergessen zu haben, mit welcher Brutalität sie selbst im Namen Mithras unschuldige Ravinsthaler massakriert und in ihrem eigenen Lehen ermordet hatten. Der Thalwald sprach heute noch davon, meilenweit verbrannter Erde und die mahnende Stimmung des Todes haltend. Wer im Glashaus sitzt...
Tara wünschte sich fernab von all dem politischen Treiben, was ging es sie an was diese Amhraner taten. Sie würde Liesel und Ley fragen ob sie sich nicht alle lösen könnten, ein eigenes friedliches Haus gründen. Vielleicht sogar das Fuchshaus weiterführen. Das Bedürfnis nach Macht und Gier und politischem Wirken gehörte nicht zu den Füchsen. Die Füchse standen jeher für Friedlichkeit, Kuchen, Lebensfreude und Herzlichkeit, für offene Arme gegenüber denjenigen die in Not geraten waren, für heisse Suppe, ein tröstendes Wort, für die Götter, für das Leben und die Liebe.
Machtgierige Politik hatte in diesem Hause nichts verloren.
Statthalter, Ritter, Barone, Fürsten, Könige...sie alle konnten ihr den Buckel runterrutschen, denn nicht einer von ihnen hatte ihr wirkliches Wohl im Sinn.
Tara hieß ihr Pferd zu wenden und man sah den Rotschopf den Strand zurückjagen, in wildem Galopp als wäre sie ein berittener Meldereiter, ein Reiter dessen Nachricht Tod oder Leben tragen könne.
Die Füchse mussten gerettet werden! Für Amhran indess kam jede Hilfe zu spät.

[Bild: byqhucj2.jpg]
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Drachenfeuer - von Tara Skareon - 08.11.2015, 18:09
RE: Drachenfeuer - von Tara Skareon - 20.11.2015, 11:47
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