FSK-18 Mein eigenes endloses Weiß
#2
Nachdem die Türglocke verkündet hatte, dass die andere Frau das Haus verlassen
hatte, wischt sie sich mit dem Ärmel noch einmal über die tränennassen Augen.
Mit beiden Geschichten, und sie passten so wundervoll ineinander, konnte sie nun
zumindest das Bild in seiner Gesamtheit sehen, so dachte sie zumindest, obgleich
einige der Details noch immer unklar waren.

Es war ein grausames Bild, nicht aufgrund dessen, was das Bild darstellte, sondern
was zur Entstehung des Bildes geführt hatte, die Intention hinter der Schaffung.
Diese von ihr lediglich vermutete Intention war es, welche ihr, wie kleine Nadeln,
in das Herz und die Seele gedrückt wurden. Sie war so ein dummes kleines
Mädchen und diese Welt war so ein komplizierter und grausiger Ort.

Ohne weitere Dinge zu packen hatte sie das Haus verlassen und während ihre
Schritte sie tief in die Wälder Servanos trugen, wünschte sie sich zurück, zurück in
eine Zeit wo das Leben so einfach und schön wirkte. Eine Zeit in der ihre
Großmutter noch lebte und sie vor all den schmerzhaften Erkenntnissen dieser Welt
beschütze.

Sie hasste diese Welt, sie hasste dieses Leben, den nichts von all dem hier
verstand sie und dabei war sie sich immer so unglaublich sicher, sie würde all
diese Dinge verstehen. In ihrer Naivität hatte sie angenommen, Menschen denen
sie vertraute, würden auch ihr vertrauen und ihr Innerstes mit ihr teilen. Ein
offensichtlicher Trugschluss, welcher ihr die Luft zum Atmen raubte und so würden
zumindest die Tiere des Waldes an diesem Mittag, das Schluchzen einer Frau hören
können, deren Welt gerade dabei war in Scherben zu zerfallen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Mein eigenes endloses Weiß - von Anastasia Edelfelt - 15.08.2015, 14:23



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste