FSK-18 Wer hat Angst vorm Juren-Mann?
#6



Nachtrag zum 18. Hornung

Gespräch mit Ser Khan Saresh

Nachdem ich ihm eine Nachricht zukommen ließ, die von den beiden Jurinnen Dhena und Lilja vor einigen Tagen entgegen genommen wurde und welche alle meine Bemühungen um eine halbwegs freundschaftliche Atmosphäre zwischen mir und ihnen zu einer Farce werden ließ, da sie offen ablehnend mir gegenüber agierten, erwies mir der Khan die Ehre, mich in meinem Heim aufzusuchen.

Auch er konnte mir leider nicht ganz schlüssig den Sinn der Menschenopfer darlegen, aber ich will versuchen, es so gut wie möglich niederzuschreiben:

Es ist das höchste Ritual und Opfer, das man den Göttern darbringen kann. Aber so, wie man sich nie sicher sein kann, ob einem Beschenkten das Geschenk gefällt, das man für ihn ausgesucht hat, so sind sie auch nicht ganz sicher, was ihre Opfer betrifft.

Aber um sich die Götter gewogen zu machen (also doch!), muss man ihnen in Demut und Dankbarkeit Opfer darbringen. Ein anderer Grund wäre, sie zu beschwichtigen. Es ist offensichtlich eine hohe Ehre für einen Juren, sich den Göttern zu opfern und der Khan selbst schloß es für sich nicht aus, diesen Weg zu gehen, wenn er ein hohes Alter erreicht hätte. Sie sehen es als Dienst an ihrem Stamm.

Was uns auf die Themen Trauer, Verlust und Ehre brachte. Auch die Juren können Trauer empfinden, vor allem wenn ein nahestehendes Mitglied, ein Freund oder naher Verwandter beschließen würde, diesen Weg zu gehen. Aber mehr noch überwiegt der Stolz und die Ehre, ihn auf diesem Weg zu begleiten zu dürfen, auch wenn dies bedeutet, dass man die Tat selbst vollziehen muss. Grausamkeit sehen sie darin nicht, da es noch wesentlich grausamere Arten gibt, um ums Leben zu kommen (wo ich ihm recht geben muss) und offensichtlich glauben auch sie daran, dass die unsterbliche Seele in ein Jenseits gehen wird; nach so einer Opferung natürlich in ein Jenseits, das alles vereinen würde, was man sich auf Erden erhofft hat (mit dem Elysium vergleichbar). Aber auch ihre Herzen kennen die Trauer über einen Verlust, nur drückt es jeder auf eine andere Art aus.

Als ich ihn auf Mitgefühl ansprach (von dem ich vermutete, dass es unter Juren nicht üblich sei, dies auszudrücken), erklärte er mir, dass es sehr wohl üblich und auch gern gesehen sei, solange man es aufrichtig meine. Was mich dann zum Thema Weinen brachte und auch dies bejahte er, allerdings meinte er damit nicht weibische Flennerei, sondern ehrliche Tränen eines Mannes aus Trauer oder Zorn.

Ebenso kennen sie Liebe und Zärtlichkeiten und der Khan sagte mir, dass sie ein sehr körperliches Volk seien, die eben nicht nur Hiebe (sic!), sondern auch Zärtlichkeiten untereinander austauschen würden.

Der Gesprächsfaden brachte uns schließlich auf die Ordnung, die unter den Juren herrschen würde und auch, wenn ich dies schon wusste, möchte ich es an dieser Stelle nochmals unterstreichen: Es handelt sich keineswegs um ein durchweg chaotisches Volk, auch wenn es uns Amhranern manchmal so erscheinen mag. Nein, auch sie folgen den Regeln, die Mithras uns gab: Frieden durch Einigkeit, Einigkeit durch Ordnung und Ordnung durch Führung. (Der Khan vermutet, dass diese Grundsätze älter, als Mithras sind, ich vermute etwas anderes, aber das soll hier nicht zur Debatte stehen.)


*irgendwo am Rand, zwischen dem fünften und sechsten Absatz steht das Wort 'Leidenschaft' in dünner Kohleschrift*

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Wer hat Angst vorm Juren-Mann? - von Rahel Goldblatt - 01.02.2015, 23:47
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