Der Weg der Füchsin
#6
VI. Am Ende der Welt
[Bild: 500px-See.png]

08. Brachet 1402
Der kühle Wind welcher vom Meer kam wehte durch das Haar der Rothaarigen. Sie stand recht nah an den Klippen oben im ehemaligen Hohenkliff und starrte hinab aufs Meer welches einen Kampf mit den Felsen vor der steilen Küste führte. Der Kampf schien aussichtslos, doch wenn man es über die Jahre hinweg verfolgte so konnte man doch erkennen, dass das schwach wirkende Wasser eine Veränderung an den Klippen hervorgebracht hatte. Genau so verhielt es sich auch mit den Mondwächtern und der Kirche. Die "Roten" waren die Klippen gegen die ein Haufen von Mondwächtern einen aussichtslosen Kampf führte. Was man aber nur erkannte wenn man diesen Kampf schon länger beobachtete war, dass sich immer weiter Veränderungen einschlichen was den Glauben betraf. Und auch wenn die Zeiten schwer waren, so wäre es sicherlich möglich irgendwann in ferner Zukunft das Ziel zu erreichen.

Während der letzten Monde hatte sich ihr Gesicht mehr als nur verändert. Die Lachfalten waren zwar immer noch ausgeprägt und bildeten einen Schutzwall gegen die Sorgenfalten welche sich in den letzten Monaten in ihr Antlitz geschlichen hatten. Sie durchfurchten die Stirn und am Ende des Nasenrückens hatten sich kleine krause Falten gebildet welche in letzter Zeit immer öfter zu sehen waren. Als junges Mädchen hatte sie schon an den Klippen gestanden und das Meer beobachtet. Doch diese sorglose Zeit war schon lange vorbei und heute war sie nicht mal mehr eine Bäuerin - nein sie war eine Baronin. Sie gehörte dem Adel Amhrans an und ging in der Burg des Fürsten ein und aus. Sie selbst wollte es sich nicht eingestehen - aber auch sie hatte sich verändert. Das Gefühl ein Halt für jedermann zu sein und ihre Lieben zu schützen hatte sich verstärkt. Aber je mehr sie sich für andere einsetzte, desto schwerer wurde ihr eigenes Herz.

Zum Einen war da der Konflikt mit ihrem eigenen Volk. Ein Bauernaufstand, der sich auch nach dem Tode von Viktor Octavius Drechsler von Hohenkliff und dem Rücktritt von Irene Gerda Drechsler von Blutquell nicht beruhigen wollte. Sie hatte schon angefangen diesen Konflikt zu schlichten aber es war einfach schwer ein paar sture Bauern davon zu überzeugen, dass sie jetzt ein viel besseres Leben führen konnten. Sie machten sich das Leben schwer. Hohenquell sollte gedeihen und nicht am Hass des Volkes verdorren.

Zum Anderen waren da noch die Ravinsthaler Räuber welche nun auch in Candaria ihr Unwesen trieben. Und das Schlimmste daran war, dass sie Intrigen gegen die Baronin selbst sponnen. Sie wollten eine Schuldige, aber das würde sie nicht zulassen. Der Konflikt mit der Kirche - und er würde unweigerlich kommen - sollte jetzt in diesen ohnehin schweren Zeiten fern bleiben.

Und zuguterletzt war da noch die Sache mit der Kirche. Die Vaten berichteten seit einiger Zeit schon, dass sich die Lage bald zuspitzen würde. Den Göttern sei Dank war Hohenquell mehr als nur gut vorbereitet, falls es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kommen sollte.

Dennoch war ihr Herz schwer. Das einst unbekümmerte Leben als Bäuerin und Bäckerin war einfacher gewesen als das Leben eine Baronin, die mit ihren Händen in der großen politischen Teigschüssel rührte damit der Teig darin endlich glatt wurde. Es war nicht einfach, aber notwendig... und so schwierig es war, sie musste es schaffen. Egal wie es enden würde.
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RE: Der Weg der Füchsin - von Elfriede Fuchsenfelde - 08.06.2015, 09:42



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