[MMT] Vom Zelten mit den Juren
#8
Entzug
Es war mehr Tage her als er es geahnt hatte, denn der Alkoholentzug durch den permanenten Honigweinüberfluss schien ihn wieder klarer denken zu lassen... Viele Dinge mussten getan werden und er fand sich nach seiner Verabschiedung an jener Weggabelung wieder, der er sonst immer Rechts gefolgt war. Er kam nicht aus der üblichen Richtung, er kam aus Greifanger und müsste den Weg nach Links einschlagen. Sein Ross schnaubte, scheinbar um ihn nach einer Entscheidung zu drängen wohin er denn nun wollte. Das Knirschen der Hufe auf dem Schnee verebbte und für einen kurzen Moment sah er nach Links, dann wieder nach Rechts. "Hmm" brummte er unter seinem Mantel, den er sich bis über die Nase zugeknöpft hatte. Der Wind peitschte ihm gerade die Kapuze vom Kopf und die Kälte drang durch seinen Körper, wie ein gut platzierter Tritt in die Eier.

Die Zügel zogen um nach Links zu gehen, der Weg war noch weit, aber er war nicht zu beschwerlich. Die Freude am Heimreisen ebensowenig vorhanden, aber die Pflicht ruft. Rasch zog er die Zügel wieder um nach Rechts zu gehen. Andererseits, ein warmer Schlafplatz... die Zügel nach Links und dann rekapitulierte er die letzten Tage. Die Hand zog die Kapuze wieder zurück ins Gesicht. Was war die letzten Tage so geschehen, viele Dinge, und heute erst. Es gab immerhin die Juren, die er immer mehr zu Schätzen lernte, und heute, doch ja heute, war etwas anders. Er hatte sich immer Mühe gegeben die Bräuche und Sitten einzuhalten, um ja keine Fehler zu machen, aber scheinbar hatte das unweigerlich zu gewissen Problemen geführt. Anstatt ihnen Stärke durch seine Person und seinen Einsatz zu beweisen hatte er den Juren wohl eher mehr Probleme gemacht als es notwendig war. "Es hätte alles so angenehm verlaufen können, wenn er mal nicht mit seinem Schwanz gedacht hätte..." kurz daraufhin begann der Hauptmann zu grinsen. "Ja.. ich rede gerade.. tze" Vielleicht war es an der Zeit das zu tun, was die Juren erwarteten, er war nur noch nicht ganz sicher, was es denn genau sei, aber ihre Gastfreundschaft weiterhin zu nutzen gehörte nicht zu seinem Plan. In seinem Inneren wusste er, das man sich selbst nicht einlädt, weil es der Anstand verbietet.

Es hätte so einiges glatt laufen sollen, am heutigen Abend, aber irgendwie verpassen sich die Würdenträger immerwieder. Da fängt man sich einen ein um ihn zum anderen zu bringen und dann... wie gewonnen so zerronnen. Die Welt hält eben vieles von blöden Zufällen... wobei ein Zelt zufällig auch nett wäre, oder ein Lagerfeuer. Die Zügel steuerten wieder Richtung Links, das Pferd schnaubte wieder, wohl genervt von seinem Gepäck. Was war denn da heute, wir reiteten zu den Juren und der Khan war wohl unterwegs, Dhena, so reizend wie immer. Ich glaube sie hat heute das erstemal kurz amüsiert gewirkt, als sie mich eine Schildkröte nannte. Immerhin eine pracht Frau, die einem wohl alles ausreißt wenn man sich falsch verhält. Die Zügel führten das Pferd wieder nach Rechts, und die Gabelung kam bedrohlich näher, es war bald an der Zeit sich zu entscheiden.

Das Gespräch mit Skaskar verlief gut, wenn man davon absieht das eine wütende Jurin die Taverne betrat und irgendwie den Enthusiasmus hemmte, den er sich seit vielen Tagen auferlegte. Wir sind nur Verbündete, hm, ein merkwürdiger Gedanke, aber dennoch treffender als viele andere Beschreibungen.

Irgendwo dachte ich, wir hätten ein freundschaftliches Verhältnis, Verbündete klingt so nach... ich weiss nicht. Tavernenschlägerei und ein Typ der dir einen ausgegeben hat schlägt dem Kerl einen Stuhl auf den Kopf der dir gerade eins überbraten wollte. Obwohl, viel Unterschied ist auch nicht... obwohl... man den Kerl in der Taverne wohl niewieder sehen wird, wenn er unter einem Haufen dicker Saufkumpanen oder zertrümmerten Stühlen liegen bleibt. Was ist aber wenn er nicht begraben wird, sondern man ihm aufhilft und unter dem vielen Speck und Holzresten nach ihm sucht? Ergibt sich dann eine Freundschaft? Ach.. wonach streben wir Menschen eigentlich? Will man tatsächlich von allen gemocht werden? Oder ist es so oder so nur Lug und Trug? Ich denke ich überlasse die Welt der Politik jemanden ders versteht, oder dem ich immerhin zutraue es zu verstehen, es ist nicht meine Aufgabe mich damit zu befassen.


Die Zügel zogen nach Rechts, mit ein wenig Reumut sah er über die Schulter und dann wieder nach Vorne, den langen Weg entlang. An der kleinen Brücke angekommen stieg er vom Pferd und grub einen kleinen Stein aus, den er über die leicht vereisten Wassermassen gleiten ließ.
"Normal würde ich ja ein Plopp erwarten." murmelte der Hauptmann vor sich hin und horchte in die Ferne. Nichts, ausser Windesgetöste kam als Antwort. "Genau das wollte ich hören, ab in die Heimat."
Den restlichen Weg entlang tat sich nichts besonderes mehr, in der Stadt aus Stein angekommen übergab er sein Pferd, denn er hatte noch immer nicht nachgesehen ob Männchen oder Weibchen, dem Stallburschen. "Hier kauf dir was schönes drum" bemerkte er und schnippte eine Silbermünze zu ihm hinüber. Es gab nichts das Serbitar mehr störte als im Armenviertel zu Leben, er hatte vor langer Zeit ein Haus in der Neustadt, und das kleine Bundhaus in der Altstadt war auch nichtmehr. Zudem hatte er ein Zimmer bei Orestes. Ja, Orestes war ein Kerl, so ein richtiger. Er mochte ihn, und jedesmal wenn er ihn sah freute er sich über seine Gesellschaft, was er wohl als Vogt so alles zu tun hat? Irgendwann endete sein Weg, im Armenviertel, umringt von ein paar Pennern vor denen er schlichtweg den Anderthalbhänder zog und sie vertrieb nachdem er dem Ersten einen Knaufschlag ins Gesicht verpasste. "Was für eine Scheiß Gegend, vielleicht hätte ich doch zu den Juren gehen sollen." Still und leise betrat er sein Heim, die Eingangstür führte ebenso zu den paar Betten die für neue Bundmitglieder reserviert waren und man wusste man war hier nie allein, besonders wenn Vida damit begann den Flüsterwald abzuholzen. "Na dann werfen wir das Sägewerk Morgenstern auch an" und begab sich in sein Zimmer, das Doppelbett war angenehm Groß, eigentlich waren es Zwei Betten. Recht Schnell war er aus dem Mantel und dem Hemd geschlüpft. Vielleicht bekam er ja irgendwann wieder Besuch. Nach einer elendig langen Zeit entschied er sich ins Obergeschoss zu gehen, die Nacht hatte wohl nicht genügend Augenblicke um ihm Schlaf zu gönnen, ein paar Papiere und eine Feder wurde mitgenommen, die kleine Kerze am Tisch entzündet und ein paar Scheite in den Ofen geworfen.
"Wie ich Papierkram hasse..." murmelte er vor sich hin als er Berichte zu Schreiben begann. "Bla bla bla hier... bla bla bla..." irgendwann entschied die Tischplatte immer näherzukommen, die Kerze brannte im stillen Einvernehmen hinunter, und wer auch immer im Obergeschoss schlief würde Zeuge, des Betriebsbeginns des Sägewerks zu Morgenstern.
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Dhena - 06.01.2015, 12:50
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Gast - 06.01.2015, 17:31
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Lilya - 08.01.2015, 05:07
Exil - von Gast - 12.01.2015, 19:05
Nachtwache - von Gast - 13.01.2015, 19:29
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Serbitar Morgenstern - 14.01.2015, 00:53



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