Steilküsten und mehr.....
#20
Das Drachentöterfest in Hohenquell war liebevoll vorbereitet worden, sie alle hatten dazu beigetragen, die Frauen hatten gebacken, Bran hatte zusätzliche Töpferwaren hergestellt, es waren sogar Händler ausserhalb der Grenzen Candaria's gekommen, sogar der nette Yero mit seinem Fisch. Der Mondwächtergruß hallte überall, es erfreute Bran's Herz soviele Gleichgesinnte zu sehen, sich immer heimischer und entspannter zu fühlen.
Die bunten Stofffähnchen wehten fröhlich in sachten Wind der von Hohenkliff herüberwehte, das Wetter versprach zu halten, heute würde es nicht regnen.
Bran hatte Zeit sich aus einem ruhigen Winkel ihres Standes die Leute anzusehen, ein buntes Völkchen, von irgendwo her erklang das Spiel einer Flöte, der eine war in saubere, festliche Kleidung gehüllt, der andere in Alltagskluft, der dritte in glänzender Uniform und sogar zwei in einem unschönen Mithrasrot, was Bran stets schwer auf der Magengrube zu liegen schien. Was war es, dass ihr so ein Unwohlsein in Gegenwart dieser Sorte Mensch verursachte? Konnte es sein, dass dieser nimmer endende Kampf zwischen diesen beiden Glaubensrichtungen einen unstillbaren Groll in ihr hervorrief, sie frühzeitig alt und grau werden ließ? Das durfte nicht sein, und sie streich ihr fröhlich rotwehendes Haar aus der Stirn und lachte.
In Hohenquell bildete sich eine Vereinigung, ein lebendiger Kern, bestehend aus überzeugten Mondwächtern, solchen, die es leid waren, für ihren Glauben belächelt zu werden, die es überdrüssig waren, stets an Mithras den einzig Wahren erinnert zu werden. Sicher, deren Gläubige waren viele, mehr als es noch Mondwächter zu geben schien, doch umso wichtiger war es, den Alten Glauben zu erhalten, zu schützen und die Götter obsiegen zu lassen gegen diesen Junggott Mithras. Sie würden sich sammeln in Hohenquell, einen Treffpunkt gründen, vielleicht sogar ein Gebäude errichten. Einen Ort, an dem jeder gepeinigte Mondwächter Zuflucht und Unterstützung finden würde. Bran's Herz tat in Gedanken daran einen freudigen Sprung.
Sie ließ ihren Blick weiter über den Festplatz schweifen, schmunzelnd beobachtete sie den Scherwettbewerb und hoffte kichernd, so einen oder anderen auf der abendlich feuchten Wiese ausrutschen zu sehen. Es floß Birnenbrand und Wein, die Stimmung war ausgelassen, Bran erkannte viele der Gäste, Cahira aus Zweitürmen war sogar gekommen, sowie auch einige des Rabenkreises, wie sie an den besonderen Abzeichen und teils auch Roben erkennen konnte. Sie genoß des Abend, und seit Langem erfüllte sie eine lang vermisste Freude.
Erst viel später sank ihre Stimmung, als man ihr erzählte, dass sich ein Leibwächter des Ordens der Schwerter erdreistet hatte, einem Gefolgsmann der Füchse auf dem Gelände der Baronin Zugang zu seinem Pferd zu verweigern. In Bran erwachte wieder der Zornesfunken. Was bei allen Göttern erlaubten sich diese verdammten Mistkerle? Nur aufgrund der Beherrschtheit des Gefolgsmannes kam es zu keinem Streit, sodass das Fest seinen fröhlichen Lauf nehmen konnte. Scheinbar wussten einige nicht, wo ihre Grenzen lagen.
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RE: Steilküsten und mehr..... - von Brannagh Dal Cais - 15.06.2015, 10:40



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