Nachts in der Zelle
#4
"Bartsalat war so dick, das Schiff schwankte immer auf die Seite, auf der er stand!
Und er hat auch nie seine Eier gesehen... oder seine Schuhe! ... er trug immer die falschen Stiefel zusammen!
Und einmal, einmal, haha, da wollten sie ihn am Galgen aufhängen, aber er war so fett, da krachte der ganze Galgen zusammen! Und weil sie so schnell keinen anderen Galgen zur Hand hatten und kein Pfeil und kein Schwert Bartsalats fetten Wanst durchstechen konnte, mussten sie ihn freilassen!"
"Aha... und was ist mit ihm passiert?"
"Er ist an Gebäck erstickt!!"


Wenn man sich etwas immer wieder sagte - und noch dazu mit etwas Wein -, dann glaubte man etwas selbst irgendwann. Und je länger eine Sache her war, desto mehr konnte man seine eigenen Erinnerungen mit etwas Schnaps manipulieren.
Krampfhaft versuchte sich Farilda an die guten Zeiten zu erinnern, an die guten Zeiten... das ging normalerweise, mit etwas Bier... es halft, nicht wahnsinnig zu werden, wenn man ab und zu auch mal an die guten Sachen dachte.
Zumindest wollte sie bei Verstand bleiben bis sie wieder nach hause durfte...
Es war alles gar nicht so wie sie geplant hatte, nicht wie sie es vorausgesehen hatte... denn sie hatte zu wenig zum Saufen dabei.
Zum ersten Mal seit uff, schon mindestens 5 Jahren, sank ihr Weinpegel im Blut gegen 0.

Sie war schon leicht panisch und merkte erst nach etwa 20 Minuten, dass sie ihren Hinterkopf rhythmisch gegen die Zellenwand schlug.
Ein Bild tauchte vor ihrem Gesicht auf. Es war Bartsalat mit einer Brezel im Mund, grinsend, mit einer Schlinge um den Hals. Sie hatte das Bild vor längerer Zeit einmal selbst in ihrem Kopf gebastelt. Jetzt verlor es immer mehr an Farbe... sie raufte sich die Haare, stand auf, schüttelte Kopf, dass die Haare flogen, packte die Gittertüre und rüttelte daran. Sie hatte nur noch einen einzigen Schluck übrig, danach war ihr Leben vorbei!

Sie umarmte sich selbst und rutschte an der Wand auf den Boden zurück. Mit einem Mal waren es nicht mehr ihre eigenen Arme, die sie hielten... sie entpannte sich ein wenig. Es waren die Arme desjenigen, der sie herauszog, wenn das Wasser zu tief wurde. Und irgendwie war es doch ein guter Traum, der zu einem ruhigen Schlaf führte. Bis zum Morgenrot zumindest.
Irgendwann muss jeder aufwachen.
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Nachrichten in diesem Thema
Nachts in der Zelle - von Farilda Schwarzbrandt - 17.03.2014, 08:11
RE: Nachts in der Zelle - von Magdalena - 17.03.2014, 19:03
RE: Nachts in der Zelle - von Farilda Schwarzbrandt - 18.03.2014, 09:45
RE: Nachts in der Zelle - von Marquard - 18.03.2014, 19:35



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