Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#39
Forschung: Plattenhalsberge aus Rabenstahl - Komplettierung der Plattenrüstung

Sechs Mondläufe sind ins Land gezogen, seitdem er den ersten Barren Götterstahl gegossen hat.

Seit fünf Monden forscht er mit all dem Wissen, dass er über die Jahre gesammelt hat an der Plattenrüstung aus der mattschwarzen Legierung.
Zahlreiche Hürden begegneten ihm auf dem Weg, bis er endlich das letzte Teil in den prankenhaften Händen hält.
Obwohl die Halsberge mit Abstand das zierlichste Teil der Platte ist, welche wenig Material Bedarf und am wenigsten Können und Arbeitsstunden fordert, hat er sich das Stück bis zum Ende aufgespart. Der Schmied legt wert auf einen möglichst reibungslosen, kontrollierten Ablauf, ganz gleich in welcher Lebenslage und den hat er sich gesichert, indem er die Mammutaufgaben vorher bewältigt hat.
Gerade einmal zwei Riemen mit Schnalle zieren die Halsberge, die auf den Stiernacken des Gardisten Kordian angepasst ist. Das einfache Eisen der Schnallen hat er nur grob poliert, um die passende, dunkle Färbung zu erhalten. Die Riemen der Rüstung sind allesamt aus schwarz gefärbtem Leder, was der Wehr ein edles Gesamtbild verleiht.
Die drei geschobenen Reifen der Halsberge hat er dem Krieger auf die Kehle zu geschmiedet. Jede Vorarbeit hatte er bereits in Abwesenheit des Kriegers geleistet, weswegen das Zusammentreffen ohne Hast verlief. Die Einzelteile des Werkstücks, gerade einmal sechs an der Zahl, wurden abschließend nur noch geschliffen, abgekantet und poliert. Da der kragenhohe Gambeson des Kämpfers bereits die nötige Polsterung besitzt, war keine zusätzliche Wattierung von Nöten.

Bevor Aki den Göttern eine vollständige Durán‘sche Plattenrüstung aus Götterstahl gönnt, füttert er die Nieten mit ein paar Tropfen Öl und befreit die Oberfläche der Halsberge schließlich von Ruß, Staub und Schlieren. Diesmal hat er es seinem Helfer Kordian überlassen, den Schrein zu wählen, um die Gabe den Göttern zu bieten. Obwohl es für den Schmied bereits zu einem Ritual wurde, verspürt er nun eine gewisse Aufregung. Wie bei einem Gemälde, stellt sich der Gesamteindruck erst nach dem letzten Pinselstrich ein. Genauso ist es mit einer Wehr, die erst vollständig wirklich wirkt, der Fall. Er mag keine Fehler, weswegen er Lugh‘s kritischem Auge keine Kritikpunkte liefern möchte. Seitdem Aki die ersten Barren gegossen hat und Lugh seine Rune darauf hinterlassen hat, zweifelt er keinen Wimpernschlag daran, dass ihm auf die Finger geschaut wird. Ihm wurde die Ehre zuteil, die Götterlegierung zu verarbeiten und er würde die Bedeutung dahinter nie in Vergessenheit geraten lassen.
Als er die Halsberge in Leinen eingeschlungen hat, blickt er zu den übrigen Stücke der Plattenrüstung in der Vitrine. Wann immer ein Krieger seinen Laden betritt und sehnsüchtig zu der einzigartigen Auslage blickt, verspürt der Schmied keinen Triumph oder Genugtuung darüber, dass er die Macht hat, darüber zu entscheiden. Er fühlt sich vielmehr verantwortlich, die Götter mit seiner Wahl zufrieden zu stellen, wen er in den Götterstahl hüllt.
Während der stahlblaue Blick über die mattschwarze Pracht gleitet, frägt er sich – ergriffen von väterlichem Stolz – was sein eigener Vater davon gehalten hätte. Ob Eduart versucht gewesen wäre, den größt möglichen Profit daraus zu schlagen? Oder war sein Glaube stärker als die ravinsthaler Gier nach Silber und Gold? Wäre er stolz oder neidisch gewesen?
Mit einem Schulterzucken, reisst sich der Schmied aus den Gedanken. Er klemmt das Bündel unter den Arm und macht sich auf den Weg zu Kordian und Anouk‘s Hof. Es gibt keine Zeit zu verlieren, immerhin wollen nach der Opfergabe alsbald weitere Rüstungen vervollständigt werden.

[Bild: sl4ei57x.png]
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RE: Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes - von Aki Durán - 10.06.2017, 21:45



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