Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#17
Kapitel IIX – Gwynn und Mabon

Dem Schmied war Gwynn gewogen und er konnte sich kürzlich mit Gwen treffen. Sie begegnete ihm erfreut aber auch erstaunt, als er ihr von seiner Arbeit erzählte. Hat sein Wettkumpan vielleicht doch Recht? Ganz gleich wer nun die Nase vorn hat, die Idee hat dazu geführt, dass er ein, für seine Verhältnisse normales Gespräch mit Gwen führen konnte. Es hat ihn nicht unbedingt erstaunt, vielmehr beruhigt. Aber das Wichtigste war, dass sie ihm weiter helfen konnte.
Trotz des kürzlichen Umzugs, hat sich Aki wieder eine Ecke für die Steinbearbeitung eingerichtet. Das größere Haus und der deutlich großzügigere Ladenbereich bringt den Vorteil, dass man nicht mehr ständig Gefahr läuft, über eine Statue zu fallen. Sie waren überall und Aki frägt sich insgeheim, wie es sein wird, wenn alle einundzanzig plötzlich fort sind. Die wachsende Truppe motiviert ihn insgeheim. Natürlich will er nach der Zeit auch langsam zu einem Ende kommen, aber es graut ihm keinesfalls vorm Rest des Weges. Jede der neun verbleibenden Statuen hat ihre besonderen Reize, die es noch umzusetzen gibt.

Gwynn steht auf dem Plan, neben Morrigú und Nodons ebenfalls ein Gott des Kampfes. Jedoch liegt Gwynn mehr an der Kunst des Kampfes, sowie der Perfektion und Form. Deshalb kleidet der Steinmetz die Götterstatue in keine schwere Plattenwehr, sondern eine leichtere Kombination aus Ring und Leder. Gwynn ist vielmehr der Hüter der Tuniere als des Schlachtfeldes und Aki erwägt ihn als verspielten, flinken Kämpfer. Der Kämpfer trägt – wie es in Tunieren Pflicht ist – einen Helm. Aki wählt einen Nasalhelm, der das Gesicht noch problemlos erkennbar macht. Gwynn's Züge wirken heiter und amüsiert, die Wangen sind angehoben und der Mund leicht geöffnet, wie bei einem Lachen. Die Augenwinkel und Mundwinkel sind zusätzlich von Lachfältchen geprägt und die Wangen von den zarten Vertiefungen der Grübchens geziert. Trotzdem ist das Kinn einen Deut gereckt, wodurch die gut gelaunte Mimik triumphierend wirkt.
Gwynn hält die Hände deutlich gereckt, dafür die gemeiselten Ellenbogen abwinkelnd. Die Hände des Gottes haben ihre Wichtigkeit, weswegen Aki sie detailiert ausarbeitet, sodass man Sehnen und Falten erahnen kann. Er hat sich entschieden, die Hände größer als üblich dazustellen, sodass die Sinnbildlichkeit nicht verloren geht, denn die Hände des Gottes sind nicht leer. In der einen Hand hält Gwynn drei schlichte Würfel sowie ein paar Münzen, dem Glücksspiel geschuldet. Die andere Hand hält eine Lanze, die am Sockel aufgesetzt ist. Die Tunierwaffe besitzt eine glatte Oberfläche und eine abgerundete Spitze. Auf halber Höhe, einige Fingerbreiten über Gwynn's greifenden Fingern sitzt ein kleiner Lorbeerkranz an der Lanze, der von der wuchtigen Waffe aufgespießt wurde.

Der zweite Gott, über den Aki mit Gwen gesprochen hat ist Mabon. Er ist einer von Gwen's Schicksalsgöttern und bringt als Finggott seine Schwierigkeiten mit sich. Gwen erzählte ihm, dass Mabon als Lichtgestalt dargestellt wird, hell glimmend und ohne Festlegung, ob er beziehungsweise sie als Mann oder Frau in Erscheinung tritt. Da der Schmied nur greifbares in Stein verewigen kann, das für den Betrachter ersichtlich ist, tut er sich bei einer solchen Umschreibung schwer. Es gibt keine Möglichkeit Licht in Stein darzustellen, aber immerhin kann er durch unscharfe, das heißt nicht detailiert ausgearbeitete Gesichtszüge, die Geschlechtslosigkeit darstellen.
Gwen hat schließlich den Vorschlag gebracht Mabon das Gesicht eines Jungspund's zu geben, also eines Kindes, bei dem die Züge noch nicht eindeutig jungen- oder mädchenhaft ausgeprägt sind. Es stellt sich jedoch als leichter gesagt als getan heraus, denn der Gott wirkt befremdlich dank dem jungen Gesicht an dem großgewachsenen Körper. Vielleicht ist es aber auch das Zeichen dafür, dass die Darstellung gelungen ist? Das glatte Gesicht mit weichen Konturen wirkt warm und herzlich, um Mabon's Herzenswärme auszudrücken. Die Gottgestalt hat die Arme ausgebreitet, als wolle sie zu einer herzlichen Umarmung ansetzen. Dennoch sind die Handflächen leicht nach oben gedreht, sodass jeweils eine dicke Stumpenkerze darauf Platz findet. Die Gestik besitzt etwas Erhabenes, was Aki recht stimmig findet.
Am Gürtel trägt Mabon weitere schmale Kerzen, die frisch gezogen am Docht vom Leder abbaumeln. Außerdem trägt sie Kräuterbüschel bei sich, die eigentlich Lavendel, Salbei und Gwynnklee darstellen sollen. Bis auf ein paar, eindeutige Kleeblätter könnte jedoch kein Kräutersammler die Büschel unterscheiden, so weit reichen die Fähigkeiten des Steinmetzs nicht. Mabon trägt einen schlichten Wickelüberwurf, Hosen und Stiefel. Um die Schulter hat sie eine Tasche geschlungen, an deren Beutel ein Phiolenhalter angenäht ist.
Zuletzt macht sich der Schmied an den Sockel, den er mit zahlreichen Kerzen verschiedenster Größe und Dicke ziert. Dabei sind manche weiter abgebrannt und der Sockel voller Wachs getropft, während andere so wirken, als wären sie eben erst angezunden worden. Dazwischen findet sich die ein oder andere Edelweiß, teils mit Stängel, teils nur die Blüte. Aki hat sich bemüht die Blume der Skizze nachzuempfinden, die Gwen ihm angefertigt hat. Die Blume steht für ewige Jugend, immerhin erzählen zahlreiche Legenden, dass jugendbringende Blumen unter Mabon's Auge wachsen.

[Bild: 2dc465nv.jpg]
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