Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#15
Kapitel VII – Amatheon und Epona

[Bild: vktp8lqv.png]

Gwen ist wieder aufgetaucht! Er hat die quirlige, rothaarige Vatin beim Weinfest gesehen und sie sogleich um einen Termin gebeten. Bis dahin ist noch etwas Zeit, die er für zwei weitere Statuen nutzen will. Es sind die zwei letzten Schicksalsgötter des Druiden Cois, ehe Aki einmal wieder die Vorlagen ausgehen. Grund genug Gwen aufzusuchen, vor allem da ein Großteil der ausstehenden Götter Finggötter sind. Teilweise hat er keine Idee, wie er sie darstellen kann, deswegen erhofft er sich viel von Gwen's Vorstellungsvermögen und Wissen.

Aber vorerst zu den beiden Ausstehenden. Amatheon ist der Gott der Saat, der Ernte und des Todes. Somit der Anfang und des Endes, sowohl in der Welt der Pflanzen, als auch des Lebendigen. Jedoch ist er als Florgott vor allem für die Pflanzenwelt zuständig und den stetigen Kreis des Lebens. Der Steinmetz stellt Amatheon als, in die Jahre gekommener Bauer mit kurzem, krausem Haar und Vollbart dar. Das Gesicht wirkt durch die Falten erfahren, aber auch freundlich und väterlich. Lachfältchen an den Mund- und Augenwinkeln unterstreichen den Ausdruck, sowie die hohe Stirn. Er trägt ein einfaches Gewand, welches die Brust freilässt. In einer Hand hält er eine Sichel, während der andere Arm einen Eimer umarmt hält.
Der Sockel ist mit Pflanzenranken, Blumen und Gras verziert. An Amatheon's rechten Bein lehnt ein Rad, das aus Ähren besteht. Das Rad besitzt vier durchgehende Speichen, die ebenfalls aus den Kornreben bestehen. Cois meint beide Darstellungen wären passend, weswegen der Schmied sie miteinander verflechten wollte.
Vor allem mit den Details des Gesichts, der krausen Haare und des Barts ist Aki lang beschäftigt. Ganz abgesehen von den Rad und den detailreichen Ährenknospen. So ist die Statue, die grundsätzlich recht einfach gestrickt ist, trotzdem eine Arbeit für zwei lange Tage. Die Arbeitstage enden erst, als das silbrige Licht des Mondes auf den Sonnenuntergang folgt und nurnoch der Geruch des Öls an die erste abgebrannte Fackel erinnert.

Die Göttin der Jagd und Reitkunst entfernt sich dafür von der klassischen Statuengestaltung. Ähnlich wie bei Branwen fordert das, in die Darstellung eingebundene Tier die meiste Feinarbeit. Epona thront auf einem Hirsch mit mächtigem Geweih. Die knorrigen Knochen bearbeitet der Steinmetz sachte und vorsichtig, da die Gabeln des Geweihs recht fragil sind und keinen harten Hammerschlägen Stand halten. Die Knopfaugen des Hirsches sind halb von den Augenlidern bedeckt, der Kopf ist gereckt und das Maul für einen rührenden Ruf geöffnet. Die Anatomie und Körperhaltung des Tieres wurde wahrheitsgetreu in den Stein umgesetzt und verrät die wachsende Erfahrung des Steinmetz.
Epona sitzt in entspannter Haltung auf dem Tier. Nichts an ihr schreit nach einer Jägerin, sie wirkt vielmehr wie eine Wanderin mit einem einfachen Überwurf bekleidet. Die Augen sind wachsam, aber die Miene wirkt sanft. Sie trägt ein gütiges, schwaches Lächeln auf den Lippen. Die Haare sind zu einem festen Zopf geflochten, der sich verspielt an ihrer Wange vorbei windet und auf der Schulter auf liegt. Dadurch verleiht Aki ihr etwas sanfter, mädchenhaftes. In einer Hand hält sie einen kurzen, knorrigen Wanderstab, der nah am Hirsch anliegt. Die andere Hand trägt ein Rufhorn, um das sich die Finger fest ballen. Epona's Ellenbogen ist angewinkelt und das Mundstück des Horns deutet zu ihrem Mund, als wolle sie das ergriffene Rufhorn alsbald an die Lippen führen. Es wirkt ganz so als sei Frau und Tier dabei zusammen einen Jagdruf abzugeben.
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