Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#7
Es war ein komisches Gefühl aufzubrechen und jemanden in den Fellen zurück zu lassen. Aber er hatte es selbst so angerichtet und die Aufgabe, die ihm und seiner Schmiedekollegin Sarah Layon bevor steht, ist die Zerstreuung wert.
Mit Werkzeug und Bronzebarren bewaffnet, begibt sich Aki zur Schmiede. Die Sonne ist bereits unter gegangen, aber die Hitze des Tages liegt noch in der Luft. Zwar ist die Werkstatt im Freien, aber der Sommer bahnt sich an und verspricht lange, heiße Tage. Jedoch ist die Arbeit an der glühenden Esse zu keiner Zeit wirklich angenehm. Außer man ist sein Leben lang nichts anderes gewohnt.
Bis Sarah dazu kommt, bereitet der Schmied bereits einige Platten vor. Dazu erhitzt er die Bronzebarren in der Glut und entfernt Verunreinigungen von der Oberfläche. Die kräftigen und stetigen Hammerschläge hallen bereits durch Rabenstein und werden wohl bis in die Nacht anhalten. Als die junge Schmiedin die Schmiede betritt, knistert der Tatendrang förmlich. Nach einer kurzen Begrüßung wird die Arbeit angegangen und das oberflächliche Gespräch, das diese begleitet, stört das Werk nicht.
Beide Schmiede können bereits Erfahrung vorweisen und haben, sowohl aus Stahl als auch aus Bronze, zahlreiche Plattenteile gefertigt. Aki erinnert sich an den Abend, als er zusammen mit Alrik und Rykkard in Greifanger die Plattenrüstung aus Stahl vervollständigt haben. An jenem Tag liegt ihm die Plattenrüstung aus Bronze am Herzen und deren Vervollständigung.
Er selbst fertigt die beiden röhrenförmigen Teile, welche den Oberschenkel des späteren Trägers schützen werden. Die beiden Hälften laufen trichterförmig zum Knie hin aus und werden mit Nieten miteinander verschweißt. Sarah kümmert sich um die Plattenkonstruktion vom Knie abwärts. Das Knie wird von drei Metalllamellen geschützt, die aneinander genietet sind. Dabei behalten sie jedoch ihre Beweglichkeit, sodass es dem Träger möglich ist, das Knie zu beugen. Den Wadenabschluss bildet eine ebenfalls leicht trichterförmige Röhre, die aus zwei Hälften besteht, welche jeweils Schienbein und Wade panzern.
Obwohl das Bronze weicher ist als Stahl, sind einige Gänge zur Esse notwendig, um immer wieder aufs neue, das Metall zum Glühen zu bringen. Schlussendlich wird die schützende Konstruktion ins zischende Wasserbad getunkt, um durch die plötzliche Abkühlung die Nieten auszuhärten.
Bevor die Kollegin aus Greifanger aufbricht, überlässt sie Aki einen Tonkrug. »Ich schwöre darauf, wenn es ums aufpolieren geht.« Der Schmied besieht sich den Inhalt des Gefäß und lässt die erläuternden Worte auf sich wirken. »Das ist Schmalz mit Kreide, danach kann man sich in dem Rüstungsteil spiegeln.« Er verspricht, die Mischung auszuprobieren, sobald die Schmiedin aufgebrochen ist.
Tatsächlich bewahrheiten sich die Worte, als er tags drauf die abschließenden Arbeiten beginnt. Einen Abschnitt des Rüstungsteils bearbeitet er auf seine übliche Methode mit Schleifstein und Schleifpapier, einen anderen mit der dickflüssigen Mixtur. Die Anwendung ist etwas gewöhnungsbedürftig und eine Sauerei, aber sie zeigt Wirkung. Am Ende des Tages hat er dem Schleifpapier abgeschworen und betrachtet sein Spiegelbild in den Plattenbeinen.
Er ist zufrieden mit der Zusammenarbeit und der gewonnenen Erfahrung und wird auf jeden Fall ein weiteres Mal um Sarah's Hilfe bitten.

[Bild: n5puchp6.png]
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