FSK-18 Voyeur
#19
Dominanz


Es ist lange her, dass er so spät nach Hause gekommen ist. Oder ist früh die bessere Bezeichnung für die Uhrzeit? Anhand dem zarten orange-rot des Himmels in Richtung Horizont, schätzt Aki, dass noch ein Stundenlauf bis zum Sonnenaufgang vergehen wird. Wann war die Gewohnheit zu einer Altlast geworden und bei wie vielen anderen Angewohnheiten hatte sich der Alltag eingeschlichen?
In der Nachbarschaft wundert sich keiner, warum der Hüne zu so später oder früher Stunde nach Hause kommt und er macht sich keine Mühe leise zu sein, oder sich ins Haus zu schleichen. Das ist der Vorteil, wenn man zwischen Stall und Taverne wohnt, solange man den Gestank von Dung und Erbrochenen ignorieren kann.
Aber es gibt einen weiteren Grund keinen Aufwand zu betreiben, um möglichst leise zu sein. Es wäre immerhin Verschwendung, wenn der Zurückgelassene verpasst, dass Aki nach Hause kommt. Er kennt den Mann in seinem Keller bereits lange genug, um zu wissen, dass er in dem Moment hellwach ist. Dadurch besteht keinerlei Notwendigkeit Orestes ins Gesicht zu sehen und die unstet wandernden Pupillen zu beobachten. Aki weiß ganz genug, um die Unruhe, die seine Rückkehr auslöst und er ergötzt sich daran.
Der Hüne nimmt sich heraus zu vermuten, dass Orestes in dem Moment die gefesselten Hände ballt und wieder entspannt, während er sich zappelig in den Fellen windet. Der Schönling ist viel zu gut erzogen, wobei Aki sich selbst einen Großteil des Verdienstes zuschreibt, um ein verräterisches Wimmern von sich zu geben oder gar nach ihm zu rufen.
Entsprechend nimmt sich Aki alle Zeit der Welt, als er die Treppe in den ersten Stock erklimmt, um sich zu waschen und zu stärken. Er würde sein Lager an Rabenstahl darauf setzen, dass Orestes jedes Knarzen der Dielen, jedes Wasserplätschern und jedes Rascheln von Stoff interpretieren kann. Der Mann zwei Stockwerke unter Aki weiß genau, dass der Hüne gesättigt, – was ihn weniger grummelig macht – gesäubert, - was wiederrum Orestes Sauberkeitsdrang befriedigt – und sogut wie nackt ist. Mit peniblen Handgriffen legt er sich den Lendenschurz aus dunklem, teuren Leder um, der mehr Preis gibt und verhüllt, da er vielmehr für einen Mann mit Orestes Statur gemacht ist und stapft die Treppen hinunter.
Der nackte, blasse Schönling, dessen Attraktivität von dem tanzenden Fackelschein unterstrichen wird, liegt zusammen geschnürt wie ein Wollknäul in dem Bett. Die Markierung, die ihm Aki mithilfe einer Neunschwänzigen zugefügt hat, leuchtet noch immer auf dem Hinterteil. Nur mit der Ausnahme, dass die Peitsche von keinen einfachen Lederriemen geschmückt ist, sondern Metallkettchen. Entsprechend ähneln die Abdrücke vielmehr der einer filigranen Halskette, auf die sich jemand mit vollem Körpereinsatz gesetzt hat. Nach der Behandlung, die zugleich als Strafe diente, hat er den malträtierten Hintern mit Wundsalbe behandelt. Der Tiegel war viel zu lange weit hinten im Regal verstaut gewesen. Aber die Wut darüber, wurde von dem Hochgenuss überschattet, den die Behandlung mit sich brachte. Hätten ihn die, entfernt lustvollen, Schmerzensschreie während der Strafe nicht zur Erleichterung gebracht, so wäre er spätestens nach der Behandlung mit der Salbe, und Orestes Resonanz darauf, der sadistischen Erfüllung verfallen.

Während er seinen Mann beobachtet, wie er sich voller Unruhe, Unterwürfigkeit und zugleich Befriedigung windet, frägt Aki sich, wann der Alltag ihn eingeholt hat und seine wahren Charakterzüge überschattet hat. Was er vor sich sieht ist alle das, wonach er und Orestes sich sehnen.
Weder Aki's Launenhaftigkeit noch Unausgeglichenheit hat die zahlreichen Meinungsverschiedenheiten in ihre Zweisamkeit gebracht. Die Streitereien vergifteten die Beziehung aus einem ganz anderen Grund. Der Hüne drängte die Ehrlichkeit in den Hintergrung. Orestes hat ihn zahlreiche Male gefragt, was er will und nie war er Manns genug es zuzugeben. Aki hat sich an den Irrglauben geklammert, dass es ihre Verbindung zerstört, wenn er zu seiner Beziehungsunfähigkeit steht. Aus Scheu die Tatsache, der er sich seit Jahren bewusst ist, auszusprechen, hat er versucht eine normale Beziehung zu führen. Was unmöglich auf Dauer funktionieren konnte. Aki weiß schlichtweg nicht, wie man eine gesunde, normale Beziehung führt und darüber hinaus war es völlig blind dafür, dass es nicht das ist, wofür Orestes ihn schätzt.
Was unausweichlich folgte, waren Wortrangeleien, überforderte Schweigepausen und Fluchten mit eingezogenem Schwanz. Erst als der Sadist sich ungewollt aus seiner Konfortzone wagte und die Grenze überschritt, die er sich penibelst selbst gesteckt hat, kam die Ernüchterung. Aki fand sich selbst hocherregt wieder, ein Schlaginstrument in der Hand, während sein Opfer ernüchtert und weinend vor Schmerz in den Fesseln hing.
»Warum hast du nicht das Wort benutzt, damit ich aufhöre?«
»Ich will dich nicht kränken. Das Wort kränkt dich. Also benutze ich es nicht.«
»Was wolltest du, Res? Sag es mir.«
»Ich will dir gehören. Hast du mich geschlagen, weil es dir gefallen hat?«
Es war eine ehrliche Frage und Aki umging sie denkbar unelegant. Wenn er seinen Mann so lange schlägt, bis er an die Grenzen seiner Selbstherrschung gerät, kann er gleich seine angeblichen Beziehungsfortschritte in die Mülltonne treten. Orestes Tränen und die blanke Überforderung und bemühte Hinnahme der Situation in dem anrüchtigen Gesicht, wirkten wie Säure auf blanker Haut. Blos kann Aki nicht abstreiten, dass die leidenden Schmerzschreie das Größte für ihn sind.

Mit dem Mond- und Jahreswechsel sprengte Aki die selbstauferlegten Fesseln. Bereits eine saftige Ohrfeige und reviermarkierende Aussage später, zahlte sich der Sinneswandel aus. Bis zu dem Zeitpunkt, als Orestes mit tellergroßen, devoten Augen zu ihm aufblickt, hätte Aki sein linkes Ei drauf verwettet, dass der Mann nicht noch schöner werden kann.
»Du gehörst mir... dein Körper, deine Lust, dein Genuss.. verstehst du mich?«
Es war alles, was der bildschöne Hermetiker je von ihm erwartet hatte: Führung, Dominanz und Stütze.
Als Belohnung dafür, dass er Aki daran erinnert hat, wer er wirklich ist, wird Orestes einen Wochenlauf lang die Erlösung verwehrt. Nur ganz offensichtlich ist das für Orestes ein ähnlicher Kick, wie das Zufügen von Schmerz für den Hünen.

Aki spart nicht an Berührungen und Reibung von nackter Haut, als er zu Orestes ins Bett steigt. Besitzergreifend lehnt er sich gegen den fremden Hintern, den er als sein Eigentum markiert hat und öffnet die Hand-und Fußfesseln, die am Rücken zusammen finden. Jede Bewegung ist routiniert und präzise, was unmöglich der Grund für die Gänsehaut sein kann, die Orestes Rücken überzieht. Vielleicht ist es das Wissen, dass er, erstmal befreit, auf eine ganz andere Weise in seiner Bewegung eingeschränkt wird. Der fremde Atem zittert furchtvoll und euphorisch zugleich, als das Klimpern des Keuschheitsgürtel ankündigt, was dem Träger die nächsten Tage blüht.
»Ich werde diese Verbundenheit nie wieder auf die Probe stellen. Also freunde dich mit dem Gedanken an, ein braver Junge zu sein, so du meinen Zorn nicht wecken willst. Du wolltest den ehrlichen, hemmungslosen Aki zurück.«, säuselt er Orestes herrisch ins Ohr und genießt die Reaktion darauf. Der Mann neigt sich, wie magnetisch angezogen, dem Hünen zu, ohne ihn zu berühren und atmet wimmernd durch. Das Klagen klingt willenlos ergeben, sobald sich der starre Metallkäfig bemerkbar macht, der den Keuschheitsgürtel ziert. Der dominante Sadist kann nicht anders, wie sich an sein Eigentum zu drängen und ihm wortlos spüren zu lassen, was die Macht mit ihm anrichtet.
»Viel Erfolg bei deinem Akademieunterricht heute«
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Voyeur - von orikson - 27.10.2013, 14:33
RE: Voyeur - von orikson - 30.10.2013, 14:18
RE: Voyeur - von orikson - 31.10.2013, 13:26
RE: Voyeur - von Aki Durán - 14.11.2013, 14:48
RE: Voyeur - von Aki Durán - 26.11.2013, 13:38
RE: Voyeur - von Aki Durán - 12.02.2014, 20:06
RE: Voyeur - von Aki Durán - 25.02.2015, 14:25
RE: Voyeur - von Aki Durán - 28.03.2015, 12:46
Träume - von Aki Durán - 15.10.2015, 14:53
Die Gehörnte - von Aki Durán - 01.12.2015, 12:48
Marionette - von Aki Durán - 19.06.2016, 23:03
Kontrolle - von Aki Durán - 26.09.2016, 18:11
Nähe - von Aki Durán - 26.11.2016, 21:03
Beherrschung - von Aki Durán - 27.01.2017, 23:56
RE: Voyeur - von Aki Durán - 10.02.2017, 21:00
RE: Voyeur - von Aki Durán - 09.07.2017, 13:24
RE: Voyeur - von Aki Durán - 02.12.2017, 15:29
RE: Voyeur - von Aki Durán - 04.01.2018, 18:10
RE: Voyeur - von Aki Durán - 10.07.2018, 17:09



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