FSK-18 Voyeur
#16
Besitz

Musik

Aki Durán, ich frage dich im Angesicht der Götter ....

Er sieht Orestes durch einen milchigen Schleier hindurch, als wäre er mit lockerer Pinselführung gezeichnet worden. Die Farbe wirkt schraffiert und die Darstellung leicht verschwommen, weshalb viel der Vorstellungskraft überlassen ist. Zumindest im ersten Moment.
Die schemenhafte Darstellung gewinnt Konturen und Kontrast, Detailtiefe und Farbintensität. Der Mann steht nah an einer Klippe, vom salzigen Geruch der Gischt eingehüllt, vom Wind ergriffen. Die Gezeiten ziehen sanft an der Kleidung, die aus mehreren Lagen hauchdünnem, zart feuchten Stoff besteht und den Körper umrahmt wie ein Nachthemd oder Kleid. Dennoch findet sich unter dem Kleid eine männliche Siluette, ohne nennenswerte Taille, dafür mit schlanken Hüften und einer grazilen Wirbelsäule, die den definierten Rücken ziert.


... nimmst du Orestes Caetano als deinen Mann ...

Der Rocksaum peitscht um die nackten Waden und lässt erahnen, dass er teilweise in gespenstischen Fetzen hängt. Als der blasse, schlanke Mann den Kopf dreht und sich nach seinem Beobachter umblickt, umschmeichelt das rabenschwarze Haar die makellosen Gesichtszüge. Die giftblauen Augen finden seinen Blick und motivieren den Mann, sich gänzlich umzudrehen.
Das Kleid ist tief ausgeschnitten, so tief, dass es einer Frau ein beachtliches Dekoletee verpassen würde. In diesem Fall umschmeichelt der Ausschnitt definierte, aber unaufdringliche Brustmuskeln, penibel enthaart aber mit feinen Sprenkeln von Blut bedeckt.
Das netzartige Schmuckstück, dass in der Brustwarze steckt und von einer winzigen Spinne bewohnt wird, zeichnet sich unterschwellig lasziv unter dem dünnen, nahezu durchsichtigen Stoff ab. Der Stoff umschwemmt Aki's Beine, als er näher kommt und in Orestes Haar greift, um den Kopf sachte in den Nacken zu zwingen. Orestes verzieht die begehrenswerten Lippen und späht zu ihm auf, mit gefügigem Blick und bleckt die Zähne. Die weiße Zahnreihe blitzt auf, bevor der Anblick in tintenschwarzer Dunkelheit versinkt.


... und versprichst, ihm die Treue zu halten in guten wie in bösen Tagen ...
Das Gelübde sind nur Worte, die sich in seinem Verstand verformen.
... und versprichst, ihm die Treue zu halten an beherrschten wie an zornigen Tagen ...

... in Gesundheit und Krankheit ...
... in Schmerz und Wahnsinn ...

... ihn zu lieben, zu achten und zu ehren ...
... ihn zu lieben mit hemmungsloser Hingabe, ihn mit qualvoller Lust zu achten
und mit Grausamkeit zu ehren ...


... bis, dass der Tod euch scheidet?
... bis, dass dir die Kontrolle entrinnt?

[Bild: y7xzo4yg.png]

Seine Finger zucken noch Stunden später von der flüchtigen, abschätzigen Berührung an Orestes Kehle. Ein Griff, der für jemanden wie den Hünen eine ganze Welt bedeutet. Nuancen von Verlangen, Kontrolle, Besitzgier, Provokation, Reiz und Temprament vermischen sich zu einem dunklen Strudel aus intensiven Emotionen, der ihn gefangen hält. Er begehrt danach die Intensität festzuhalten, luft-und lichtdicht einzuschließen, um sie sich später tröpfchenweise injezieren zu können. Es ist die Intensität die Meisterwerke erschafft, wenn er den Hammer in die Hand nimmt und eben danach sinnt er in dem Moment.
Das Kunstwerk, das ihm im Kopf herum spukt, benötigt absolute Ruhe und Konzentration. Er stapft in den eigenen Laden und stößt ein warnendes Brummen aus, das jeden ungebetenen Gast und jede aufmüpfige Ratte aus dem Fenster oder zurück ins Loch jagt. Die Türe verschließt er sorgsam und klemmt zusätztlich eine Stuhllehne unter die Klinke, denn in Rabenstein weiß man nie. Erst als die Glut der Esse einengende Hitze versprüht, schweigt die Unruhe und er ist ganz Handwerker. Um die Kohlen zu Höchstleistungen zu motivieren, wirft er ein paar Brocken des raren Vulkangesteins hinein, das kleinen, schimmernden Kohlebrocken ähnelt. Nach den ersten, formenden Hammerschlägen auf die mattschwarze Legierung, legt er das abgetragene Arbeitshemd ab. Das Sehnen nach mehr Hautfläche ist einerseits der Wärme zu schulden, die dem Hünen schier zu Kopf steigen droht, andererseits der Überzeugung, dass die entstehende Arbeit mehr verdient, als nur das Feuer der Esse. Anständiges, würdiges Schmiedefeuer. Die gelegentlichen Funken, die gegen Brust und Bauch prasseln, entlocken ihm nicht einmal ein Wimpernzucken.
Was sind schon ein paar Brandmale mehr, auf der Landkarte aus Narben und Kratzern auf der gebräunten Haut, wenn er sich dafür vollständig einbringen kann? Das Werkstück verdient nicht weniger als das, es wird ihm gerade erst gerecht. Obwohl das spätere Stück - in gewisser Weise ein Schmuckstück - aus der hitzebeständigsten Legierung besteht, welche die Götter ihm gegeben haben,  reicht es dem Perfektionisten in ihm nicht aus. Das Schmuckstück soll die Hitze vereinen, die es auslöst und für die es steht. Es soll gleichermaßen für Gehorsam und Macht, Eigentum und Zugehörigkeit stehen, ganz zu Schweigen von Lust und einem nonverbalen Versprechen, das zwei Menschen aneinander bindet.

Als er das fertige Stück entbehrungsvolle Stunden später in den rußigen, prankenhaften Händen hält und andächtig durchatmet, ist das Gefühl zurück gekehrt, das er verwahren wollte. Obwohl die Esse bereits abgekühlt ist und er die Oberfläche des gewichtigen Stücks fein säuberlich abgeschliffen und poliert hat, dreht er es um und macht sich mit Hammer und Meisel daran, eine Gravur an der Innenseite anzubringen. Eine Inschrift, die sich dicht an die Kehle des Trägers schmiegen wird, zusammen mit dem gewichtigen, starren und kalten Rabenstahl.
Der Halsreif an sich ist ein paar Finger breit und mit einem zarten Metallring an der Vorderseite, auf Kehlkopfhöhe verziert. Der Verschlussmechanismus ist verborgen und lässt sich mit einem feinen Metallstift justieren, welcher für den Träger nur schwerlich zugänglich ist. Es würde dem Sinn und Zweck nicht gerecht werden, wenn der Geschmückte die außergewöhnliche Kette mühelos selbst abnehmen könnte.

Der Ring ist Welten davon entfernt konventionell zu sein und dennoch ist er für den Schmied schlichtweg atemberaubend schön. Es gibt nichts, was den Erschaffer von seiner Überzeugung abbringen könnte, dass er etwas Magisches geschaffen hat. Das Stück Stahl wird die blauen Augen zum leuchten bringen, mehr als es jeder Edelstein, jedes Gelübde und jede aufwändige Inszenierung bewirken könnte.
Auf dem Pfad, den sie gewählt haben gibt es keinen Schmied, der einen romantischen Sinneswandel erlebt, zum Feinschmied des Vertrauens eilt und sich ein Paar aufwändige Ringe anfertigen lässt. Ebenso wenig gibt es eine Frage, die mit 'Ja' oder 'Nein' beantwortet werden muss. Wenn der schwarzhaarige, bleiche Schönling zu seiner Wahl steht, gibt es nur einen Satz, der Bedeutung hat und ihre Zukunft bestimmt. Eine Aufforderung, die das unruhige Zucken aus den kräftigen Fingern vertreibt und ihnen eine Aufgabe gibt, die nur Aki obliegt.

Leg ihn mir an.

[Bild: 6u235bgz.png]
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Voyeur - von orikson - 27.10.2013, 14:33
RE: Voyeur - von orikson - 30.10.2013, 14:18
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RE: Voyeur - von Aki Durán - 10.07.2018, 17:09



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