Chronos Fluch und das Lager der Galatier >> Mitmachthread <<
#15
Zwei Tage und eine Nacht hatte ich auf dem Land zugebracht, im Südwald. Nach den letzten Tagen hatte ich es für nötig gehalten, mir zwei Tage dienstfrei zu nehmen - und wo könnte man dies besser, als im weiten Südwald, bei Landsleuten?
Dort im Süden Servanos war die Luft noch besser und angenehmer, als in Löwenstein. Nicht dieser ständige Lärm, der Gestank der Ratten und der Keuche, die über allem wie ein dunkles Versprechen drohte. Ich brauchte einfach Abstand von all der Unbill, die ich sah und hörte.
Die Amhraner waren schon ein komisches Völkchen, das war mir schon immer klar gewesen, seit ich vor vielen Jahren den ersten ihrer Sorte auf See getroffen hatte. Seitdem hatte ich sie kennengelernt, Nortgarder (die ich respektierte), Silendirer (die ich verachtete) und woher sie alle kamen. Ihren Feuergott, ihre Art, zu leben und zu herrschen. Letztere war uns Galatiern nicht unähnlich: Es gab Herren, denen das Land gehörte, und es gab Freie und Unfreie, die ihnen folgten. Während wir aber Sippen hatten, die wiederum einem Kleinkönig zugehörig waren, gab es hier verscheidene Abstufungen von Adeligen und ihren Besitzungen. Barone, und wie sie sich alle nannten. Hier zählte der Verband Blutsverwandter und gemeinsamer Ahnen nicht so sehr oder überhaupt nicht. Nur politische Verbindungen.
Das war mir zuwider. Und doch akzeptierte ich es - denn es folgte den Regeln dieser Welt. Herren und Niedere. So, wie es sich gehörte.
Aber in den letzten Monden hatte sich mir gezeigt, dass viele Amhraner komisch waren.
Sie waren Freie, und doch begehrten sie gegen jene Herren auf, die sie zu Freien machten. Was glaubten sie, dass sie ohne die Herrschaften besser da stünden? Wie gottlos!

Das war aber nicht das einzige, was mich dieser Tage aufwühlte. Auch der Umstand, dass die Kirche des Mithras, ihres feuergottes, zusehends den Halt am Boden verlor, beunruhigte mich. Immer wieder beklagten sich Kollegen darüber, dass die Rotröcke die königliche Autorität in Frage stellten. Sich Rechte nahmen, die nicht die Ihren waren. Sogar ehrenwerten Bürgern, die nur ein Offizier überhaupt anrühren dürfte - und selbst da war an etwas, wie Kerkerhaft nur selten zu denken - gegenüber verhielten sie sich wie die schlimmsten Bauerntrampel.
Schließlich, und das hatte mich extrem beunruhigt, hatten sie sogar auf einem Treffen der städtischen Institutionen zur Keuchenbekämpfung das unveräußerliche Standesrecht der Freien, Bürger und Adeligen, Waffen zu tragen zu beschneiden gewagt - obwohl das einzig und allein dem hohen Reichsgericht überhaupt erlaubt war! Wenn das nicht Hochverrat gleich kam...
Und immer wurde ihr Feuergott als Begründung vorgeschoben. Oh, wie leicht machten sie es sich nur.
Da kam es nicht von ungefähr, dass ich zunehmend veurunsichert war.

Ich war Galatier. Ich war Mondwächter. Und verdammt, das war kein Geheimnis.. viele Bewohner Löwensteins kannten mich. Wußten, wer ich war, woher ich kam und wer meine Götter waren. Wenn die Kirche sich nun weiterhin wie ein wildgewordenes Tier benahm und auf das königliche Recht pfiff, wie konnte ich da noch meiner Haut sicher sein? Bislang hatte ich nur selten Ressentiments wegen meiner Herkunft erleben müssen, was sicher auch daran lag, dass ich Offizier in der Stadtwache war. Das gab Sicherheit, Autorität. Doch, wie lange noch...?

So hatte ich mir dienstfrei genommen und war hinaus in den Wald gegangen, um nachzudenken und meinen Kopf frei zu bekommen. Es beruhigte mich, dass ich bei Lasair und unseren anderen Landsleuten eine sichere Zuflucht hatte. Dass sie sich mitten auf jurischem Gebiet (der Jurenstamm hatte es höchstoffiziell vom Baron zugeteilt bekommen) befand, damit konnte ich mich unter den gegebenen Umständen gütlich arrangieren. Ich misstraute dem Steppenpack allerdings trotzallem.

Nach zwei Tagen und einer Nacht erholsamer Auszeit bei meinen Landsleuten begab ich mich, um einen Klingenstab reicher (den ich für Rashka, unseren Schmied, erproben sollte), zurück nach Löwenstein.
Dienst war Dienst. Und ich würde ihm auch weiterhin nachgehen, Rotröcke hin oder her.
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Chronos Fluch - von Lasair - 11.10.2013, 10:55
RE: Chronos Fluch - von Lasair - 21.10.2013, 20:32
Der Baum - von Séan Faolain - 23.10.2013, 09:57
RE: Chronos Fluch und das Lager der Galatier >> Mitmachthread << - von Lysander O'Domhnaill - 14.12.2013, 16:35



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