Wer Wind sät
#2
Tags darauf



Cleo saß auf der Bank vor dem Eingang zum Theater und kehrte das Gesicht den morgentlichen Sonnenstrahlen zu. Sie blendeten, aber sie wärmten nicht. Im Gegenlicht tauchten vereinzelt schwarze Gestalten auf und ihre empfindlichen Augen schmerzten beim Versuch sie anhand ihrer Umrisse zu identifizieren. Ihre Haltung und die Art ihres Ganges hatte etwas Gedrungenes an sich und sie glaubte darin die Folgen der vergangenen Nacht erkennen zu können. Ja, beinahe schien es als wäre mit dem neuen Tag das Leben nicht mehr in die Stadt zurückgekehrt und nur seelenlose Wesen wandelten ziel- und willenlos durch die Straßen. Waren sie alle tot?

Als dann der Wachmann mit der Frühschicht auftauchte, die Hand grüßend erhob und sich nach ihrem Befinden erkundigte, wurde sie zurück in eine plausiblere Gegenwart geholt und sie wollte sich schon für die freundlichen Worte bedanken, als ihr ebenfalls zu Bewusstsein stieg, dass Lew wieder just an dem am Abend, an dem die Geistergestalten erschienen waren, das Weite gesucht hatte. "Nein, den Herrn Eulenspiel habe ich nicht gesehen. Seit wann vermisst Ihr ihn denn?" Cleo nahm ihm noch das Versprechen ab die Augen offen zu halten und kehrte dann nach einigen Stunden des vergeblichen Wartens zurück in den Keller. Sie war abwechselnd betrübt und besorgt und sie konnte einfach nicht verstehen was ihn an so einem Abend auf die Straßen lockte.

Wenigstens regnete es nicht mehr.


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Wer Wind sät - von Cleo Graupel - 19.09.2013, 11:10
RE: Wer Wind sät - von Cleo Graupel - 09.10.2013, 14:34



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