FSK-18 Pferdeherren
#1
Das erste Leben


Die Sonne brannte unbarmherzig und erzeugte Hitzeflimmern am Horizont der Steppe.
Das leise monotone getrappel der Pferde die im Entenmarsch hintereinander herschritten hatte eine dumpfe und einschläfernde Wirkung auf den jungen Juren. Vor 4 Tagen war der siebenköpfige Tross zu einem Raubzug aufgebrochen. Die anfängliche Euphorie, endlich mit den Krieger ausreiten zu dürfen, hatte Saresh schon längst verlassen. Seit einem Jahr galt er in seinem Volk nun als Erwachsener, als Krieger. Seit einem Jahr hatte er unablässig gestritten, gezürnt und bisweilen sogar genervt um mit den anderen Kriegern zusammen aufbrechen zu dürfen, bis man seinem Geltungsdrang endlich nachgegeben hatte. Die Möglichkeit sich endlich beweisen zu können hatte den 13 Jährigen 2 Tage lang belebt. Nun jedoch wippte sein Körper mit jedem Schritt seiner Stute hin und her, während er immer wieder in einen leichten Dämmerschlaf fiel.
Am Horizont tauchte die verschwommene Gestalt eines Reiters auf, der auf die Gruppe zuhielt. Als der Späher die Gruppe erreicht hat, stockte der Entenmarsch der Pferde. Ein unsanfter Knuff in die Rippengegend ließ Saresh aufwachen. Sein Mentor, Rak'hal, hatte ihm die mit Pferdehaar verarbeitete Reitgerte beim vorbeitraben in die Seite gestoßen. Die Krieger führten ihre Pferde zusammen um den Worten des Spähers zu lauschen. Wenige Stunden entfernt gab es einen kleinen Morasttümpel an dem ein weiterer Stamm gesichtet wurde. Nicht mehr als eine größere Familie, hatte der Späher verkündet. Die Neuigkeiten und die ersehnte bevorstehende Auseinandersetzung ließ wieder Leben in den jungen Juren einkehren und aufmerksam den Worten der erfahreneren Kriegern lauschen, die den Angriff ersonnen.

Die Steppe hatte das Gewandt der Dunkelheit übergestreift als man den Morasttümpel erreichte. Dort waren zwei Zelte aufgeschlagen worden, zwischen denen ein kleines Feuer brannte. Die Shurax saßen ab und begannen die Zügel der Pferde zusammenzuknoten, ehe eine Seile zwischen den Beinen der Pferde hindruchgespannt wurde um sie am Fortlaufen zu hindern. Man hatte beschlossen die Tiere nicht bei einem Angriff unnötig zu opfern. Vierhundert Schritt vom Tümpel entfernt begann man auseinanderzustoben um das kleine Lager zugleich von allen Seiten anzugreifen. Saresh spannte den Signalpfeil in seinen Reiterbogen, spannte ihn und gab ihn frei. An Schriller, langgezogener Pfiff durchkreischte die Nacht, ehe das Geschrei der Krieger aufgellte um dem Gegner eine größere Masse an angreifern zu suggerieren. Auch Saresh junge Stimme stimmte in das Kriegsgebrüll mit ein, dient jedoch eher dazu sich selber vorran zu peitschen als Furcht in die Herzen der Gegner zu treiben. Von allen Seiten stürmten die Krieger auf das kleine Lager zu. Saresh junger drahtiger Körper war angespannt und auf eine Konfrontation vorbereitet als er mit einem weiteren aufgelegten Pfeil in die Richtung des Lagers sprintete. 50 Schritte vor ihm, brach eine kleinere Gestalt aus der Dunkelheit der Zelte. Die Umrisse der Gestalt, die sich in eine leicht gebückte breitbeinige Haltung begab, suggerierten Saresh das man ihn entdeckt hatte. Er riss den Bogen hoch und zog dabei die Sehne nachhinten um am höchsten Punkt den gefiederten Tod freizugeben. Der Pfeil zischte an der Gestalt vorbei als diese sich zur Seite drehte, dann rannte sie in Saresh Richtung. Das Geschrei, die vom Stimmbruch verzerrte Stimme, ließ erkennen das es sich um einen Erwachsenen um die 16 handeln mochte. Der 16Jährige kam aprupt zum Stehen, wenige Schritt von Saresh entfernt und starrte mit aufgerissenen Augen in den gespannten Bogen. Der Augenblick das erste Leben einzufordern war gekommen, doch Saresh zögerte, gab den Pfeil nicht frei. Seinem Gegner dabei ins Gesicht zu blicken war etwas anderes, etwas unvorbereitetes und erfüllte das junge Herz mit moralischen Bedenken. Der 16 Jährige nahm das Zögern war, holte aus und warf einen Stein nach Saresh der diesen hart an der Brust traf. Saresh taumelte und verlor beinahe den Bogen aus der Hand. Als seine Füße wieder festen Stand gefunden hatten, war der 16 Jährige bereits an ihn herangekommen und rammte ihm die Schulter zu einem Bodycheck in die Magengrube. Er wurde von den Beinen gerissen und landete hart auf dem Rücken. Sein Gegner setzte nach und warf sich auf den körperlich unterlegeneren Saresh. Ein Schlag folgte dem nächsten und traf Saresh hart ins Gesicht. Blut rann ihm aus der Nase als der Ältere sich über ihn kniete und einen scharfkantigen Knochen hervorzog um diesen von oben herab auf Saresh Hals herabfahren zu lassen. Saresh Hände schlossen sich verzweifelt um die Handgelenke des Angreifers und stemmten diese mit aller Kraft von sich weg. Mit einem siegesgewissen Lächeln auf den Lippen nutzte der Gegner sein Körpergewicht und lehnte sich langsam mehr und mehr in den Angriff. Langsam genug um sich am kläglichen Versuch von Saresh, der um sein Leben rang, zu laben. Die Spitze erreichte den Hals von Saresh, als dieser sich an sein Leben klammernd, die Zähne fletschte und sich ein letztes Mal aufbäumte. Er drückte die Hände langsam wenige Zentimeter in die Höhe, riss die linke Hand zur Seite weg um den Stein zu greifen mit dem er vorher getroffen worden war, und hämmerte den Stein an die Schläfe seines Angreifers. Der 16 Jährige knickte ächzend zur Seite weg, während der 13 Jährige mit Wuttränen in den Augen diesmal nachsetzte und sich auf den Bauch seines Gegners setzte. Den Stein mit beiden Händen fest umschlungen holte er abermals aus und senkte den Stein hinab ins Gesicht seines Gegners. Wieder und wieder erklang das pervertiert matschende Geräusch, als der Stein abermals mit aller Kraft auf das Gesicht des Gegners hinabfuhr. Das verzweifelte wütende Wehklagen der jungen Stimme, die suggerierte das Saresh, obwohl die Oberhand gewonnen, sich innerlich noch immernoch im Todeskampf befand, erfüllte die Luft und unterstrich die wuchtigen Hiebe. Es mochten nur wenige Sekunden, 4 kräftige Hiebe und 8 entkräftigte langsamer werdende Hiebe gewesen sein, doch dem jungen Juren kam es wie Stunden und tausende Hiebe vor. Als er ein weiteres Mal den Stein hoch über seinen Kopf hob um ihn wieder herabsinken zu lassen, wurden seine Handgelenke grob gegriffen und fixiert. Der Blickte aus tränengefüllten Wutverzerrten jungen Augen empor zu Rak'hal. Der ältere Krieger zog ihn hoch und befreite den blutverschmierten Stein aus den zittrigen Händen des jungen Saresh, ehe er diesen an sich presste um ihm Sicherheit zu bieten. Es vergingen Minuten in denen der hochgewachsene Krieger einfach nur darstand und den jungen Krieger im Arm an seinen Brust gedrückt hielt um diesem die Zeit zu geben von seiner Wut und Verzweiflung abzulassen. Dann erklang die kühle ruhige Stimmes seines Mentors.

"Sieh hin Saresh. Ein Jure wendet sich nicht ab, vorallem dann nicht wenn er einen guten Kampf gehabt hat. Ehre deinen Feind, wie du hoffst das er es auch dir gleichtun würde."
Dann drehte er Saresh zu der Leiche des 16Jährigen herum, dessen Kopf leicht eingefallen war und eher an eine formlose blutige Masse erinnerte. Saresh sah hin, während sich seine Eingeweide verkrampften und er mit der Übelkeit ringen musste. Dann beugte sich Rak'hal hinab, tauchte seine Finger in das Blut des Toten und strich Saresh damit über die Lippen um ihm das erste Leben das er genommen hatte schmecken zu lassen. Ein grober, martialischer Brauch. Ein..wegweisender Brauch.
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Pferdeherren - von Saresh - 17.09.2013, 18:11
Blutige Lehre - von Saresh - 11.02.2014, 18:30
RE: Pferdeherren - von Saresh - 02.05.2014, 19:10
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RE: Pferdeherren - von Tanju - 03.05.2014, 16:05
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RE: Pferdeherren - von Lilya - 27.01.2015, 17:07
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RE: Pferdeherren - von Saresh - 07.02.2015, 16:07
RE: Pferdeherren - von Saresh - 23.03.2015, 12:48
RE: Pferdeherren - von Saresh - 10.04.2016, 10:50
RE: Pferdeherren - von Tanju Erinak - 06.02.2019, 13:42



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