Im Hause Greifenfels
#3
Alltägliche Dramen

Venthos Greifenfels
[by freyjastraene]
[Bild: venthosbyfreyqbwsp7j6yo.png]



Am späten Nachmittag des 22sten Ernting wurde Predragor unfreiwillig Zeuge eines bizaren Schauspieles. Derlei Dramen wurden im Hause Greifenfels des Öffteren veranstalltet und die Akteure, hauptsächlich aus der Reihe der Familienmitgliedern, setzten merklich alle Mühen daran sich in Sachen der Melodramatik und nicht zuletzt Lautstärke, in der diese Selbstdarstellung inszeniert wurde, gegenseitig zu übertreffen.

Dieses Mal aber kam die Haupttrolle in dem Zirkus der Eitelkeiten ganz offensichtliche einer Fremden zu. Es handelte sich dabei um eine ganz besondere "Dame", vom verführerischen Körperbau und grazilen Auftretten, jene am Abend zu Gast im Hause verweilte. Sie trug den Namen Elda und ihre Kleider schienen verdächlich knapp geschnitten. Venthos der junge Greifenfelser, hatte diesen Umstand zu verschulden gehabt in dem er sie offenbar als seine Begleitung, zu dem gewohnt feuchtfröhlichem Gelage mitbrachte.

Predragor selbst versuchte an solchen Abenden dem ganzen Theater aus dem Weg zu gehen, es zu vermeiden in allerlei unangenehme Situationen hineingezogen zu werden, was ihm angesichts der Notwendigkeit der Ausübung seiner dienstlicher Pflichten als Leibwächter recht schwierig fiel. So postierte er sich am Fuße jener alten Steintreppe, welche den einzigen Zugang zu dem gartenartigen Gelände der Greifen bildete, und musste so lediglich von Zeit zur Zeit im Anwesend nach dem Rechten sehen, weshalb er das folgende Szenario nur bruchstückhaft mitbekam.

Währenddessen versammelte sich die illustre Runde im Obergeschoss des Haupthauses, die Speisen standen bereit, der Wein kalt, alle waren sichtlich voll der Vorfreude auf das bevorstehende Spektakel. Mit ihrer Anwesenheit erfreuten sich gegenseitig ausserdem; Bentrion samt "seiner Sythra" sowie, der Predragor kaum bekannte, Exael Greifenfels. Die Rolle seiner Gespielin übernahm mitlerweile offenbar die junge Lyanna jene eigentlich als Heilerin dem Haushalt unterstand, und ihre Einstellung erst vor Kurzen bekommen hatte.

Die genauen Vorgänge im Speisesaal bleiben Predragor ein Rätsel und eigentlich auch kaum von Belang. Vemutlich bestand das Unterhaltungsprogramm wie üblich aus einer erlesenen Auswahl von aktuellem Klatsch, gepaart mit dem Dunst guten Weines und einer kräftigen Brise Arroganz zur Abrundung.

Klar ist nur, im Verlaufe des Mahls, würde Elda den übrigen Teilnehmern präsentiert, von diesen gemustert und eindeutig für nicht gut genug befunden. Was wiederrum zu jeder Menge verletzter Gefühle und einem drastischen Anstieg der Lautstärke führte.

Das Drama fand die finale Auflösung in einem letzten verzweifelten Akt, gespielt vor der Kulisse des Greifenfelser Hausgartens. Elda war dabei alle Bande zu Venthos zu zerreisen, während der Jüngling große Mühen unternahm sie zu halten.

"Es ist vorbei und besser so!", "Nicht Elda, warte, warte!"
Die vernommenen Fetzen der hitzigen Ausseindandersetzung lösten kaum eine Reaktion bei Predragor hervor, zu gewohnt und alltäglich war derartiges schon geworden.

So ging es ein Parr mal hin und her, während das Weibsstück seinen wohlgeformten Hintern, an Predragor vorbei, vor und zurück trug, mit ihren Bewegungen andeutend, den Hof auf dramatische Weise umgehend verlassen zu wollen. Letztlich überwog die agressive Ablehnung "der Familie" und als sie schließlich ihre Drohung in die Tat umsetzte, brachte Venthos von theatralischer Unmacht ergriffen, gefährlich Nahe am größen(tiefen) Brunnen zusammen.

Nein, dem Jüngling war es wirklich ernst. Die fassungslose Enttäuschung, gemischt mit dem unerträglichem Schmerz eines gebrochenen Herzens und der darauffolgenden Bandbreite erbärmlicher Gefühle waren förmig in seinem Gesichtausdruck zu erkennen. Und doch die Art und weise wie er damit umging, löste bei Predragor nichts als tiefe Verachtung hervor.

Venthos schien sich geradezu in seinem eignen Erbährmlichkeit zu sullen, versunken in tiefes Selbstmitleid, genoss er die Schmerz und nicht zuletzt die Aufmerksamkeit der anwesenden Verwandten, wobei ihm allein die Hausheilerin Lyanna zur "Hilfe" eilte. Derlei Verhalten ist eines Mannes nicht würdig.

Es möchte Menschen geben derrer Lebenslust und Leidenschaft so groß sind dass sie selbst in solch schmerzlicher Erfahrungen eine Freude finden, derartige Momente bis zuletzt ertragen, auskosten und schließlich vergeben und weiterleben können. Predragor war kein solcher Mensch!
Er vergab nichts, vergass nichts, mit dem Schwur der Rache belegte er einen Jeden der ihm auch nur das kleinste Leid, seis gar unabsichtlich, zufügte. Sein Leben lang kämpfte er den ungleichen Kampf es allen Schuldigen heimzuzahlen, die Anzahl derrer immer nur wuchs und wuchs und trotz vieler Siege sich niemals verringerte...

Mit nachdenklicher Miene und einem strengen Blick schaute Predragor, noch immer auf seinem Wachposten verweilend, wieder stumpf ins Leere, während sich der letzte Rest von Eldas Parfüm in der Luft verstreute.
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RE: Im Hause Greifenfels - von Predragor Greifenfels - 25.08.2013, 13:42
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 25.08.2013, 15:51
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 26.08.2013, 20:55
Verletzte Ehre - von Lyanna Ennisfree - 27.08.2013, 20:50
Gedanken - von Bentrion Greifenfels - 05.09.2013, 13:48
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 09.09.2013, 15:00
Der Sturm - von Lyanna Ennisfree - 10.09.2013, 20:54



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