Un'ne Buddel mit Rum...
#1
Verhalten öffnete Ryckard die Augen, nur um sie einen Moment später zusammen zu kneifen. „Mithras...“, keuchte er und fasste sich an die Stirn, rieb sie sich und murrte leise. Cervisia und Met hatten am vorigen Abend merklich die Sinne getrübt und aus einem unerfindlichen Grund verspürte er einen quälenden Schmerz auf Höhe seines linken Schienbeins. Entweder hatte sich ein Wiesel darin verbissen oder ihm war eine Dummheit widerfahren. Tranig richtete sich der schlaksige Galatier mit den olivgrünen Augen ins Sitzen auf und schenkte seinen Lenden wie auch den Beinen einen kurzen, prüfenden Blick, ehe ihn die Erkenntis einholte: „Kein Wiesel.“ Einmal scharf durchatmend rieb er sich das Bein und pellte sich kurz darauf etwas umständlich aus der Lederweste, der zu seinem Wohlgefallen nur der köstliche Duft von Met, nicht aber von Erbrochenem anhaftete.

Ein kurzer Blick durch das kleine, aber nichtsdestotrotz noch geräumig erscheinende Haus am Alten Hafen folgte, dann streckte er sich und schnalzte mit der Zunge. Der Rabenkreis war den Erwartungen gerecht geworden, wie immer, das Fest des wallenden Blutes war ein voller Erfolg. Wobei... Wieder drang ein leises Murren über die nicht all zu fleischigen Lippen und er fasste sich mit einer Hand an die Stirn. „Pff...“, zischte er leise und besah die andere Seite seiner Schlafstatt. Voller Erfolg? Dabei hatte er nur einen Kater, kein Kätzchen. Schon beim ersten, flüchtigen Gedanken an ein Dasein als Pechvogel zuckte einer seiner Mundwinkel ein wenig nach unten. Aber er würde sich davon schon nicht entmutigen lassen, würde er? „Ne... sicher nich‘“, antwortete er leise raunend auf die nur in Gedanken gestellte Frage. Mehr beiläufig wanderte seine Rechte über die Stirn hinweg und glitt durch die leicht zerzausten, mittelbraunen Haare. Vielleicht hätte er sich doch mit Jolanda zufrieden geben sollen. Etwas viel um die Hüften, aber kümmerte ihn das für gewöhnlich? Oder war er in Gedanken bei einer ganz anderen. „Mh...“, entglitt es ihm. Nur bruchstück- und schemenhaft erinnerte er sich an seine Unterhaltung mit Garion zurück, noch weniger an die Verse die er zu später Stunde noch nahe des Stadtzentrums angestimmt hatte. Über eines von beidem hatten sie jedenfalls gesprochen. Vermutlich.

Ryckard schnalzte abermals mit der Zunge. „Doch’n voller Erfolg...“, besann er sich und richtete sich auf, um dann noch ein wenig unsicher auf den Beinen zur hölzernen Türe zu wanken. Gelassen schob er sie auf, allmählich doch wach werdend und streckte sich noch einmal durch, wenn auch nicht ohne mit dem oberen Ende des Türrahmens zu kollidieren. „Au... pass doch auf...“, murrte er leise und trat aus, der kleinen Hütte einen neuen Anstrich verpassend. Der Besitzer der Wand würde schon nicht klagen und wenn doch...? „Mh, dann erinner‘ ich den ma dran, dass das hier sowieso überall nach Piss‘ riecht... soll’s Prinzesschen sich ma nich‘ so anstell’n...“, brummte er, schüttelte ab und begab sich kurz darauf wieder ins Hausinnere. Und jetzt? Zum zweiten Mal an diesem noch jungen Tag wanderte das Olivgrün seiner mandelförmigen Augen prüfend umher. „Pff... is‘ noch zu früh um was sinnvoll’s zu mach’n...“, raunte er, zuckte mit den Schultern und warf sich noch einmal, ohne die mittlerweile abgelegten und schweren Leder am Leib, in die Felle und döste wenige Minuten darauf bereits wieder ein.

Schamlos und ungeniert, wie überraschend, diente der darauffolgende Tag doch seit jeher dazu, den Rausch des Vorabends auszuschlafen. Was wäre das sonst schon für ein Fest des wallenden Blutes, wenn er am nächsten Morgen direkt irgendwo stramm stehen müsste - dazu hätte ihn, wenn überhaupt, nur ein hübsches Fräulein bewegen können...
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Un'ne Buddel mit Rum... - von Ryckard Lowartes - 24.06.2013, 15:34



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