[FSK-18] Grenze(n)
#3
[Bild: fackeln-am-weg.JPG]



Die nächste Nacht war bereits angebrochen, als der kleine Mann mit einem riesigen Bündel voller Fackeln die Straße gen Südwald zur Grenze entlang ging. Einhundert Fackeln hatte er geordert, welche er an seinem Bestimmungort langsam einer langen Allee gleich aufstellte. Jeweils zwei, welche er gegenüber stellte, sodass ein Korridor vor 2-3 Schritt Weite zwischen den Fackeln entstand.

Als die junge schwarzhaarige Frau in die Stadt ritt, und die letzten Sonnenstrahlen über das Firmament verstrichen und vom letzten goldenen Hauch in die nächtliche Stille glitten, begann er die zahllosen, einhundert, Fackeln anzuzünden.

Die Worte die er sagen wollte waren bereits zurecht gelegt und ihm wurde etwas unwohler in der Magengegend. Gespannt stand er am Ende dieses vom Fackelschein gesäumten Korridors, harrend und wartend. Und immer wieder ging er die zurecht gelegten Worte durch.

Eine unüberlegte Tat zur falschen Zeit,
Brachte dir schon wieder ein Herzensleid.
Es passierte so schnell das ich verletz',
Diejenige, die ich doch so sehr schätz'.

Die Last der Reue sich nun auf meine Seele legt.
Ich sehe zu dem Platz an meiner Seite - er ist unbelegt.
An Schlaf vermag ich jetzt gar nicht zu denken,
Wollte ich dir doch nur dein Lächeln wiederschenken.

Ich stehe nun hier vor dir und seh dich an,
Und ich denke mir nur die ganze Zeit - Oh, man.
So will ich gar nicht mehr so sehr lauern,
Sondern nur noch aus tiefstem Herzen bedauern.

Nun steh ich hier, so direkt vor dir,
Und das auch ohne ein Glas Bier.
Ich fühle mich, als hätt' man mich getreten
Und stehe hier um dein Verzeihen zu erbeten.

Die Minuten verstrichen, eine nach der anderen. Bis auf zwei Schaulustige, welche den Weg zu ihm fanden und dann wieder davonkehrten, blieb der Korridor leer. Eine volle Stunde hatte er dort gestanden, Minute um Minute hatte er verstreichen lassen. Nichts regte sich.

Still ohne eine Wort zu verlieren sammelte er die inzwischen verloschenen Fackeln eine nach der anderen auf und brachte sie zum schlussendlichen Restholzverkauf in die Stadt. Trübsinn und Nachdenklichkeit begleiteten ihn. Und selbst das Gespräch mit einem Freund verhalf ihm nicht weiter, wusste er doch, dass sie fort war. Er hatte das Pergament mit seinen Worten an sich genommen, ob das so gut war, wusste er noch nicht. Vielleicht hätte er sie einfach ins Feuer werfen sollen. Das eigene Heim leer, wohnte sie nun wohl bei ihm. Nein, "Bei uns." ... hatte er gesagt.

Vielleicht war es ihm bestimmt allein zu sein.
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[FSK-18] Grenze(n) - von Deagen - 09.06.2013, 13:13
RE: [FSK-18] Grenze(n) - von Deagen - 10.06.2013, 14:21
RE: [FSK-18] Grenze(n) - von Deagen - 11.06.2013, 14:12
RE: [FSK-18] Grenze(n) - von Deagen - 22.09.2013, 16:25



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