Spitzfindigkeiten
#3

Melancholie.




Die beiden Gestalten waren schon eine Weile fort, in ihren Taschen der unterschriebene Vertrag und eine beträchtliche Menge an Silberlingen. Es war wahrscheinlich das Richtige, sich auf alles vorzubereiten, was da kommen könnte und mochte. Und dazu gehörte auch, für den eigenen Abschied vorzusorgen - als auch den seiner Familie.

Der Kupferstich der Ravinsthaler Lebensquell-Fälle lehnte auf seinem Schreibtisch. Mit einem bedrückten Seufzen wanderten seine müden Augen über das kleine Kunstwerk, das Harl und Marquard ihm geschenkt hatten. Die Sehnsucht nach der Heimat war immens und wurde mit jedem Augenblick, in dem er das kupferne Werk betrachtete, größer. Die Tatsache, dass Kristin selbst noch an seiner Krankheit herummäkelte, machte es nicht besser.


* * *


Als er das Brot und den Großteil der Milch bereits ausgespuckt hatte, folgte wie so oft nur noch bittere Galle. Mit einem Tuch wischte er sich über die Mundwinkel und trug den Kübel hinaus, um ihn in den Rinnstein zu leeren. Wie lange sollte das noch weitergehen? Wie lange sollte ihm der vermeintliche Genuss von Speise und Trank verwehrt bleiben? Würde er überhaupt noch einmal so etwas wie Genuss verspüren, nachdem er sich in den letzten Tagen nur noch hatte zwingen können?

Mit etwas Wasser spülte er den Eimer aus. Der weite Weg von der Färberei zum Brunnen war einem Martyrium gleich gekommen. Immer wieder legte er Pausen ein. Die laue Abendluft ließ den Stoff, der ihm sonst wie eine zweite Haut am Körper lag, gespenstisch flattern. Entkräftet und mit fahlem Gesicht stieg er die Treppe hoch.

Noch vier Stufen. Das Atmen fiel ihm schwerer als sonst.

Noch drei Stufen. Es schnürte ihm die Kehle zu.

Noch zwei Stufen. Die Welt begann, vor seinen Augen zu verschwimmen.

Nur noch eine Stufe... und die Welt kippte.


* * *


[Bild: totentanz.png]


Der schreckliche Traum ließ ihn aufschrecken. Die Wesenheiten, die er gesehen hatte, waren fort, ebenso wie die gewohnte Umgebung. Die Vorhänge des abgetrennten Bereiches hingen schwer von der Decke herab. Mindestens genau so schwer lastete das Gewicht der Leinendecke auf dem knorrigen Leib und raubte ihm den letzten Funken Elan.


* * *


So man dem Tratsch der Straße glauben schenken kann, befindet sich ein gewisser Schneidermeister im Heilerhaus Löwensteins.


OOC
RP auf Anfrage per PN.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Spitzfindigkeiten - von Kuno Greiffenwaldt - 20.05.2013, 12:48
RE: Spitzfindigkeiten - von Kuno Greiffenwaldt - 27.07.2013, 13:01
RE: Spitzfindigkeiten - von Kuno Greiffenwaldt - 03.08.2013, 21:07
RE: Spitzfindigkeiten - von Kuno Greiffenwaldt - 18.08.2013, 11:48
RE: Spitzfindigkeiten - von Kuno Greiffenwaldt - 18.08.2013, 22:07



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste