Dämonengeflüster
#3
Seine Worte gingen ihm immer wieder durch den Kopf.
"Diese Stimme in euren Gedanken, es sind die Nebenwirkungen unserer Fähigkeiten, ihr werdet korrupiert. Ich kann euch helfen sie besser zu kontrollieren."
Yaranos Schritte halten in den weiten Gängen des Klüngels wieder. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde einen Teil seiner Freiheit aufgeben - würde sich verpflichten - zumindest solange, bis er gelernt hatte sie loszuwerden.
Als er die Zeremoniehalle betrat, erwartete Mahr ihn schon. Yarano senkte den Blick, dann traten zwei weitere Gestalten ein, um dem Ritual beizuwohnen.
"Was ist euer Opfer?"
Mahr riss ihn aus seinen Gedanken. Er blinzelte mehrmals verwirrt, dann kramte er geradezu hysterisch in seinen Taschen. Das hatte er ja völlig vergessen!
"Das Opfer muss kein lebendiges Wesen sein", erinnerte er sich an Cravens Worte.
Mit zitternden Händen brachte er die ausgebrannte Fackel, die ihm den Weg bis hierher geleuchtet hatte, zum Vorschein. Mahr nickte nur darauf. Es schien für die Sache auszureichen. Auf die Frage, was er mit der Fackel tun würde, hatte er zunächst keine Antwort. Er würde sie am liebsten brechen, irgendetwas tun, was ihm nicht den sicheren Tod bringen würde. Er testete mehrmals die Härte des Holzes, aber dafür würde er nicht die Kraft aufbringen können.
Ihr Schicksal würde sein Schicksal sein. Sein Schicksal sollte er das Klüngel verraten. Yaranos Gedanken rasten.
"Ich werde sie verbrennen", brachte er dann leise hervor.
"Opfer akzeptiert."
Yarano bereute seine Entscheidung fast sogleich wieder. Der Gedanke bei lebendigem Leibe zu verbrennen, bereitete ihm Unbehagen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Ein kaltes Brennen jagte für Sekundenbruchteile durch seinen Körper. Er hatte ihn mit einer rötlichen Flüssigkeit an der Stirn berührt. Es riss ihn endgültig aus seinen Gedanken und ließ ihn sich voll und ganz auf das Ritual konzentrieren.
"Ich schwöre die Gesetze des Klüngels zu achten und seine Idendität zu wahren ...", begann er in fester Stimmlage.

"Nein! Halte ein du Narr!"

Yarano stockte im Reden. Erneut diese Stimme. Larissa. Er musste sich beeilen, bevor sie ihn aus der Fassung brächte.

"...ansonsten soll mich dasselbe Schicksal treffen, wie dies Stück Holz", beendete er seinen Schwur.

"Glaubst du wirklich sie werden dir helfen, du Narr?! Sie wollen dich nur an sich binden, um dich zu kontrollieren. Ich kann dir viel mehr beibringen, als diese Kriecher. Lass mich dich lehren, wie ich auch deinen Vater lehrte!"

Mit einem Kopfschütteln versuchte Yarano die Stimme zu verdrängen. Sie begann ihn unsicher zu machen. Ihr Einfluss auf ihn hatte in den letzten Tagen zugenommen, ohne das er es verhindern konnte. Jedes Mal, wenn er auf die Kräfte des Abyss - wie Mahr ihm erklärte hatte - zurückgriff, wuchs ihre Macht über ihn.

Mit zitternden Händen hob er das Stück Holz vor sein Gesicht und konzentrierte sich auf seine Wut auf den Dämon in sich. Das Stück Holz begann Funken zu schlagen, ehe es schlagartig in Brand fiel.

"Du wirst diese Entscheidung bereuen! Und sie wird nichts verändern. Sie wird alles für dich noch viel schlimmer machen. Umso mehr du dagegen ankämpfst, desto grausamer wird dein Schicksal sein. Kehre um und begleiche deine Schuld mit mir, rette dein Leben oder teile das Schicksal dieser Fackel!"
Larissas geradezu genussvolles Lächeln tauchte vor seinem geistigen Auge auf.
"... Was übrigens dasselbe Schicksal ist, dass deinen Vater ereilte, wie melodramatisch."


Ein jäher Schmerz holte Yarano in die Wirklichkeit zurück. Die Flammen hatten seine Hand erreicht und hinterließen Brandwunden auf seiner Hand. Instinktiv ließ er die Fackel fallen, wo sie endgültig zu Asche wurde.
Der kalte Schmerz ergriff wieder seinen ganzen Körper und ließ ihn zurücktaumeln. Das Leiden erfasste sein ganzes Sein. Und dann, nach etwa drei rasselnden Atemzügen, war es verschwunden.

Er war nun ein Teil des Klüngels.
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Dämonengeflüster - von Yarano - 12.05.2013, 13:54
RE: Dämonengeflüster - von Yarano - 18.05.2013, 21:52
RE: Dämonengeflüster - von Yarano - 22.05.2013, 06:50



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