Gerüchteküche in Löwenstein und Umgebung
#2
"Soweit kommt es ja wohl noch!" dachte sich die kleine, rundliche Fischhändlerin, als sie nach der Auseinandersetzung ihrem Herren folgte. "Ich erober mir hier einen guten Platz und dann kommt da so eine Dahergelaufene an und will mir meine Kundschaft wegnehmen? Aber nicht mit mir. Wer sich mit einer aus Ravinsthal anlegt, der muss schon aus härterem Holz geschnitzt sein."

Nicht nur, dass sie den Fisch der Frau, die sie kurz vorher auf den Feldern vor Löwenstein kennen gelernt hatte, vor möglichst vielen Leuten madig gemacht hatte, nein - sie hatte auch noch ihren Herren auf sie gehetzt.

Eigentlich hatte sie nicht viel zu befürchten, aber eine Konkurrenz und dazu noch genau vor ihrer Nase, das ging ihr massiv gegen den Strich. Und nun holte sie zum nächsten Schlag aus. Sie hatte sich einige sehr alte Fischköpfe aus dem Müll der Taverne besorgt und diese im Stall in einer uneinsehbaren Ecke in Wasser einweichen lassen. Ein Latrineneimer mit Deckel war da genau das richtige.

Oh, die Löwensteiner hatten doch keine Ahnung, wie sehr alter Fisch stinken konnte! Oder doch? Auf jeden Fall würden sie bald eine kleine Kostprobe davon bekommen.

Nachdem der Eimer bei dem schönen Wetter eine Weile im warmen Stall gestanden hatte, damit der Inhalt seine ganze umwerfende Wirkung erzielen konnte, schlich sie sich bei Dunkelheit in den Stall, bewaffnet mit einem Quast, der eigentlich nur aus fransigen, alten Stoffffetzen bestand, die an einen Holzstock gebunden waren und holte den Eimer. Diesen brachte sie dann zum Eingang der Markthalle, genau zu dem Punkt, an dem die Händlerin gestanden hatte. Nun brauchte sie nur noch ein wenig Geduld, bis die Straßen leerer wurden, damit sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte.

Das Glück und Chronos waren ihr hold!

Als der Waffenmeister Gallagher auftauchte und mit ihrem Herrn auf offener Straße eine geschäftliche Besprechung vor der Taverne begann, war ihre Stunde gekommen. Diese Gruppe dort mitten auf der Straße zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie schleppte den Eimer hinüber, in den Schatten des gegenüberliegenden Hauses, holte tief Luft, öffnete den Deckel, tauchte den Quast ein und lief dann in einem unbeobachteten Moment hinüber zur der besagten Stelle, um diese großflächig und -zügig mit dem stinkenden Extrakt zu tränken, dabei atmete sie nur ganz flach durch den Mund, um selbst nicht allzuviel von dem Gestank einatmen zu müssen.

Wieder zurück im Schatten des Hauses warf sie den Quast achtlos an der Hauswand entlang ins Dunkle, nahm den Eimer und schleppte ihn in die dunkelste Ecke hinter dem Zunfthaus. Dort ließ sie ihn einfach stehen. Dann ging sie zurück zu der Gruppe auf der Straße, ihre Arbeit war für heute vollbracht. Abgerundet wurde dieser beinahe perfekte Abend allein noch durch den Verkauf der letzten Fischstücke an die nette, alte Dame Drakenquell, die nicht einmal bemerkte, dass ihre Verkäuferin selbst unangenehm müffelte, da etwas von der Fischjauche auf ihren Ärmel gelangt war.

Sie liebte ihr neues, aufregendes Leben in Löwenstein!
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RE: Gerüchteküche in Löwenstein und Umgebung - von Magdalena - 05.05.2013, 23:53



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