Golem Forschung
#5
5. Kopfjagd

Harroghast legte den schmutzigen Schlangekopf vor sich auf den Tisch und drehte ihn langsam bis ihn die Rubinaugen direkt anstarrten. Erfolg! Niederlage! Er hatte alles was er gesucht hatte, aber die Antworten waren nicht was er erhofft hatte. Vor nicht einer Stunde war er mit seinen Komplizen aus Candaria herausgerudert. Er wusste nicht warum genau diese Leute erschienen waren, keiner davon benötigte das magere Geld das er bezahlen konnte, aber er war dankbar dafür das sie ihm geholfen hatten.

Die Expedition wäre fast nicht zustande gekommen, doch zum Glück war Cahira am Ende doch überzeugt ihm zu helfen, Freya konnte ein Abenteuer nicht ausschlagen, und Aki und Anabella fühlten sich dann wohl verpflichtet ihre Freunde nicht einfach einem irren Magier zu überlassen. Warum Aki Duran überhaupt gekommen war war Harroghast schleierhaft, soweit er wusste konnte der Mann ihn nicht leiden. Das er am Ende den größten Beitrag zu der Expedition machen würde war unerwartet.

Die Reise hatte gut begonnen, Ley hatte ganze Arbeit geleistet an den Booten und sogar eine kleine versteckte Anlegestelle gebaut. Harroghast hatte den anderen Mitgliedern der Expedition verschwiegen das die Gefährte vor zwei Tagen noch nichts als modriger Unrat waren. Der Schreiner aus dem Südwald hatte sie allerdings hervorragend in stand gesetzt, die Rümpfe neu geteert und sogar neue Ruder dafür gezimmert. Herr Animar hatte dafür nichts außer einen Gefallen verlangt. Soweit Harroghast wusste war Ley weder ein Dämon noch ein Feenwesen, also hatte er wahrscheinlich nicht seine Seele verkauft als er dem zustimmte.

Nebel hatte der kleinen Gruppe geholfen unentdeckt an der Westküste Candarias entlangzurudern. Das Wasser war eisig kalt trotz dem milden Winter, und die zerklüftete Küste des Lehens war gespickt mit scharfkantigen Felsen und Klippen an denen die Wellen ein kleines Boot achtlos zertrümmern konnten. Nach einer anstrengenden Fahrt waren die Abenteurer endlich nahe der Geisterstadt Greifenanger gelanded. Die charmanten Höfe des einst schönen Candarias waren überwuchert und verlassen, und ein unheilvolles Schnarren und Krähen konnte von der ehemaligen Siedlung vernommen werden, über der ein Schwarm von Möwen kreiste. Aas und Abfallfresser waren nun die einzigen Einwohner.

Die Expedition hatte sich langsam an die Stadt angeschlichen. Die Grube in der die Überreste der Indharimischen Truppen beigesetzt wurden war nicht weit vom Tor entfernt, doch grade dort lagerte eine Gruppe von Stüpps. Die Stüpps waren anscheinend eine Unterart von Werwolf, wahrscheinlich die Leute die gegen ihren Willen in dem dämonischen Gericht gewandelt wurden. Der Fürst Candarias benutzte sie gerne als Schocktruppen, und schien sich keine Gedanken darum zu machen sie in den Tod zu schicken.

Harroghasts Herz schlug laut in seiner Brust, so nah am Ziel, und doch außer Reichweite. Pläne und Finten rasten durch seinen Kopf um an den Stüpps vorbei zu kommen. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt, das Objekt seiner Begierde so nah das er es förmlich spüren konnte. Plötzlich packte eine Prankenartige Hand seinen Kragen und schleifte ihn hinter die Barrikade. Aki der Schmied spieh ihn wütend an was er denken würde die Expedition so in Gefahr zu bringen. Der Ravinsthaler hatte recht, die Chance einen Schlangenkopf zu finden war nicht einen weiteren Aufenthalt in Arellus Kerker wert, aber Harroghasts Ohren brannten vor Frustration über die lästigen Köter die ihn zwanzig Schritt vor dem Ziel aufhielten.

Die Golemschmiede wartete auf der kleinen Insel im See, sie war nun der einzige Ort an dem die Expedition vielleicht noch fündig werden konnte. Harroghast hatte sie bereits wärend dem Krieg in Candaria untersucht, und die Stahlkerne dort geborgen. Deren Untersuchung war völlig enttäuschend ausgefallen, keine Magie, keine Schriftzeichen, kein Hohlraum wie er von Lichterloh beschrieben wurde. Die These das jedem Golem ein Kern innewohnte war Stück für Stück eingebrochen. Die Schmiede selber hatte wenig auskunft über den Prozess gegeben der benutzt wurde um Golems zum leben zu erwecken. Die Konstrukte die sie bewachten waren überaus mächtig und gefährlich, und in den Tiefen des überfluteten Teils des Gewölbes schienen unzählige davon die Jahrhunderte überdauert zu haben.

Der Schmied bestand darauf außerhalb des Gewölbes zu warten um sicherzustellen das niemand der Gruppe hineinfolgte. Die anderen kletterten die klapprige Holzleiter hinunter die die Indharimer dort hinterlassen hatten. Sie hatten in der Golemschmiede ein Lager errichtet und sogar ein paar der Golems erweckt und für ihre eigenen Zwecke benutzt wärend sie dort nach dem Transmutationsstein suchten. Die Indharimer flohen mit diesem Artefakt, aber es hatte sie hunderte von Männern und einige Schiffe gekostet es zu erwerben. Wieso es ihnen das alles wert war konnte niemand sagen, aber der Transmutationsstein schien erhebliche Kräfte bündeln zu können. Ein davon permanent versteinerter Indharimer lagerte nun in der Akademie.

Es wurde nie völlig klar wer die Golemschmiede erbaut hatte. Es gab anzeichen in Ahmrahn das der Kontinent einst von Indharimern besiedelt war. Die Ruinen unter der Spinnenhöhle bargen Grabstätten mit Indarimischen Namen und Symbolen. Diese Ruine schien nicht Indharimisch in Ursprung. Ulgard war auch nicht für seine Armeen von Golems bekannt, aber dashier war ganz klar ein Faktorium für grade diese. Zwei riesige Wasserräder drehten sich unablässig in den zwei großen Eingangshallen des Gewölbes, was genau sie antrieben wurde auch nie entdeckt.

Vorsichtig schlich die Expedition vorran, und entdeckte dass die Wächter in der Tiefe nochimmer aktiv waren. Riesige unförmige Wesen aus Stahl patrolierten mit Hammerschlagschritten durch das Gewölbe. Einige Leichen von Werwölfen wurden ebenso entdeckt, übel zerquetscht und durchbohrt, als hätten sie es mit den Golems aufgenommen und verloren. Die Kadaver waren noch relativ frisch, nur in den Anfängen ihrer Verwesung. Es schien das die Schmiede nicht von den neuen besitzern Candarias vergessen wurde.

Die Gruppe pirschte weiter bis sie sich in der Gießerei fand. Die Ruine eines Golems lag im Eingang des Raumes auf dem Boden, der stählerne Körper zerfetzt von langen Klauen. Die donnernden Schritte eines anderen Wächters hallten aus den finsteren Tiefen der Werkstatt. Es war klar das die Werwölfe hier gewesen waren, aber es nicht geschafft hatten die Konstrukte aus dem Gewölbe zu vertreiben. Der Geruch von verwesendem Fleisch zog die Aufmerksamkeit der Gruppe zu einem Abgerissenen Arm. Ein zerfetzter Ärmel aus feine Seide war noch um das Glied geschlungen das dort lag, anscheinend von einem der Golems aus dem Gelenk gerissen.

War dies der Arm des Fürsten? Niemand sonst in Candaria trug solch opulente Kleider, und nur Arellus hätte eine Gruppe von Werwölfen in die Golemschmiede befehlen können. Die tote Hand krallte sich noch immer um ein Stück Pergament. Die Gruppe zog sich ein wenig zurück um das Schriftstück im Laternenlicht zu untersuchen. Tatsache, es war die Handschrift des Werwolffürsten von Candaria. Harroghast erkannte sie wieder von den diversen Bibliotheksarbeiten die Arellus in seiner Zeit in Löwenstein verfasst hatte, einige davon wurden sogar wärend seiner derzeitigen Studien verwended. Der Fürst hatte seine Forschung nach Golems nicht aufgegeben, er hatte sie fortgesetzt, und laut dem Inhalt dieses Schriftstückes war er Harroghast einen Schritt vorraus, zumindest was die zusammensetzung der Golemkörper betraf.

Die Gruppe entschloss sich der Fund war genug um die Reise zu rechtfertigen, und da sich die Vollmondnacht näherte traten sie eine hastige Flucht aus Candaria an. Die Gezeitenströhmung erfasste die Boote und trieb sie von der Küste weg, aber mit kräftigen Ruderschlägen landeten die Gefährte letzendlich in Löwenstein unter der Brücke der Königsburg.

Harroghast hatte die Gruppe für einen kurzen Umtrunk in sein Heim eingeladen, und dort hatte Aki den Schlangenkopf presentiert den er irgendwie doch ausgegraben hatte als der rest der Gruppe in der Golemschmiede war. Erst dachte Harroghast es wäre alles eine Finte damit er den Gulden für den Finder für sich haben könnte, aber nicht nur beteuerte er das er kein Geld brauchte, sondern spendete es umgehend an den Rabenkreis. Wahrhaft ein seltsamer Mann. Nachdem sich seine Kumpanen verabschiedeted hatten fand der Magier endlich die Zeit all das Gefundene genau zu untersuchen.

Wie erwartet waren Rubine in die Augen der Schlange gesetzt, und kein Kern darin zu finden. Zusammen mit den lebenden Statuen aus dem Spinnengewölbe schien dies zu bestätigen das ein Golem keinen Kern brauchte, aber das machte zwei Golems in denen er Edelsteine identifiziert hatte. Die wichtigste Erkenntniss jedoch kam von Arellus notitzen. Dieser hatte beobachtet das sowohl die Lehmschlangen als auch die Stahlwächter Infernit beinhielten. Die Substanz musste in den Stahlkörper der Wächter legiert worden sein, weswegen sie Harroghast nicht aufgefallen war als er die Konstrukte aus der Gißerei wärend dem Candariakrieg begutachtet hatte. Ebenso hatte Arellus vermerkt das zwei Augen aus Bergkristall in den Stahlgolems benutzt wurden. Bergkristall für Stahl, Rubine für Lehm, und laut den Juwelenaugen aus dem Spinnenloch, Topaz für Stein.

Die notwendigkeit von Infernit ließ Harroghast’s Herz sinken. Er schritt zu einer seiner Paraphernalientruen und nahm ein schweres Kästchen hervor. Als er den Deckel anhob ergoss sich ein unheimliches grünes Licht über seinen Schreibtisch. Infernit. Giftig, explosiv, teuer. Nur ein Satz hübsche Beine hätte diese Substanz gefährlicher machen können. Die kleine Menge an Infernit die er besaß war definitiv nicht genug um seine Forschung zu beenden. Er schloss das Kästchen und seufzte. Wieder einmal war wahre Macht das Privileg derer die Reichtum suchen , nicht Wissen.

Wie Götter und Dämonen so verlangten selbst die Elemente ein entsprechendes Opfer um ihnen einen Wunsch abzukaufen. Das gute an den Elementen war das sie weder Gehorsam noch Blut verlangten, einfachste Substanzen konten große Macht erkaufen wenn man sie in der korrekten Menge und Konfiguration darbot. Die meisten Leute in der Welt nannten das Handwerk. Die Thaumaturgie operierte nach genau diesem Prinzip, aber in diesem Falle konnte man nicht einfach eine Fokusladung für einen kompletten Golem tauschen indem man nur das korrekte elementare Muster kannte.

Die Forschung an Golems mit einem vorgefertigtem Körper hatte sich erstmal festgefahren. Ohne die Materialien waren keine Versuche möglich. Harroghast war weder ein dunkler Fürst der Sklaven in die Miene schicken konnte, noch sonderlich interessiert daran selber Ahmran umzugraben wie Magnifizenz Jehann. Er könnte die Stadt um Hilfe bitten, aber für die Garde zu arbeiten war eine Sache, potenziell gefährliche Zauber direkt für das Militär zu entwickeln eine ganz andere. Die Golemschmiede war genau das was ein ambitioniertes Königreich mit solchem Wissen anstellen würde.

Was er brauchte war etwas Einfacheres. Ein Zwischending zwischen der primitiven Struktur der Zauberklinge und einem wahren Golem. Ein Wesen das nach bedarf aus einfachen Elementen geformt werden konnte und keine seltenen Resourcen verschlang oder komplexe Muster benötigte. Dies würde ihm erlauben den künstlichen Verstand eines humanoiden Konstruktes zu perfektionieren ehe er seine Versuche mit teuren Golemkörpern fortsetzte. Die Forschung musste weiter gehen. Nicht nur war er in einem Rennen mit Arellus, die Indharimer zu überholen in ihrem Wissen über die Hermetik könnte auch der Schlüssel sein deren heretischen verehrung von Magiern zu einem Vorteil für Ahmran zu wenden.

Harroghast began Pläne für das künstliche Gehirn zu zeichnen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Golem Forschung - von Harroghast - 18.12.2019, 02:57
RE: Golem Forschung - von Harroghast - 21.12.2019, 21:04
RE: Golem Forschung - von Harroghast - 26.12.2019, 04:13
RE: Golem Forschung - von Harroghast - 01.01.2020, 19:10
RE: Golem Forschung - von Harroghast - 19.01.2020, 07:47
RE: Golem Forschung - von Harroghast - 04.02.2020, 01:09



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste