Der Dolch im Herzen
#1
Bangen

Seine Knie schmerzten und waren wund gescheuert, seine Augen waren trocken und rot von zu vielen Stunden ohne Schlaf, doch dies alles hatte keine Bedeutung für Alec, ebensowenig wie die Zeit. Während er neben Virginies Krankenlager kniete und der Frau, die er erst seit kurzer Zeit kannte und die doch alles für ihn bedeutete ins bleiche, eingefallene und verschwitzte Gesicht starrte, während von seine Lippen sinnlose und wirre Gebete an die gleichgültigen Götter gestammelt wurden. Er hielt Virginies Hand und konnte sich nicht mehr erinnern vor wie viel Tagen sich der Sturm auf die Grenzfestung zugetragen hatte bei dem Virginie sich eine kleine, eigentlich harmlose, Verletzung zugezogen hatte, die sich jedoch über Nacht entzündete und seine Liebste in einem Fiberdelirium als leere Hülle zurück ließ.

"Virginie, hörst du mich? Komm zurück zu mir! Ich war so ein Narr, ich habe dir nie gesagt, dass ich dich liebe. Bitte, lass es jetzt nicht zu spät dafür sein! Virgine, komm zurück zu mir - ich liebe dich!"

Er hatte sie sofort, und noch vor Aufgabe der Besatzung der Festung, zurück nach Thalweide bringen lassen und Marie angewiesen ihr Möglichstes zu tun, um Virginie wieder gesunden zu lassen, doch trotz all ihres Geschicks als Heilkundige war es ihr bislang nicht gelungen das Fieber zu senken. Indess konnte man von Tag zu Tag zusehen wie die lebenslustige Frau in die er sich so Hals über Kopf verliebt hatte Stück für Stück starb. Das mitanzusehen war fast mehr als er ertragen konnte und es fühlte sich an, als würde ihm ein Dolch im Herzen stecken, den ein unbarmherziger Gegner immer und immer weiter drehte.

Der Gedanke, dass er den Angriff befohlen hatte, der sie in diese Lage gebracht hatte, dass er Schuld an ihrem Zustand war, drohte den dünnen Faden an dem sein Verstand noch hing gänzlich zu zerreißen. Kannten die Götter denn kein Erbarmen für diese junge Frau, die noch am Anfang ihres Lebens stand und die sicherlich weit weniger Verfehlungen begangen hatte als er? Er würde sich jederzeit freudig in sein Schwert stürzen wenn sie das nur zurück brächte - doch das war sinnlos. Was ergab denn überhaupt noch einen Sinn wenn sie jetzt sterben sollte?

Und so verbrachte er seine Tage mit bangen und beten, mit stammeln und flehen. Leute kamen und gingen, er nahm sie nur als undeutliche Schemen am Rande seines Blickfeldes war, denn er hatte nur Augen für Virginie. Die Worte der Besucher und Helfer waren ein undeutliches Summen in seinen Ohren, denn er hörte nichts als die angestrengten Atemzüge der Kranken. Er versuchte seiner Liebsten so gut es ging zu helfen, tupfte ihr die fiebrige Stirn und träufelte mit einem Schwamm Wasser in ihren Mund - doch er erkannte wie schrecklich machtlos er im Angesichts dieser Krankheit war.

Nach wer weiß wie vielen Tagen schließlich unterbrach er seine Wacht kurzzeitig. Er musste der Wahrheit ins Auge blicken, es war an der Zeit eine Druidin zu suchen, aufdass Virginie der Segen der Götter zuteil wurde. Er machte sich halb taumelnd vor Erschöpfung auf den Weg um Anouk zu suchen...
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Der Dolch im Herzen - von Alec Burgwardt - 21.05.2019, 23:23
RE: Der Dolch im Herzen - von Anabella - 22.05.2019, 00:21
RE: Der Dolch im Herzen - von Anouk - 22.05.2019, 12:20
RE: Der Dolch im Herzen - von Alec Burgwardt - 05.06.2019, 19:00
RE: Der Dolch im Herzen - von Anabella - 05.06.2019, 23:56
RE: Der Dolch im Herzen - von Anjalii - 06.06.2019, 11:46
RE: Der Dolch im Herzen - von Alec Burgwardt - 06.06.2019, 20:19
RE: Der Dolch im Herzen - von Alec Burgwardt - 03.07.2019, 22:29



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