Questbeschreibung Aus den Tiefen
#10
Die Sonne versank langsam hinter den Baumwipfeln im Westen und nachdenklich sah der Mann zu, wie die Schatten länger wurden und das Licht schwand. Die Stunde des Zwielichts hatte etwas beruhigendes und beängstigendes zugleich. Die Welt ging schlafen, die tagaktiven Tiere legten sich zur Ruhe und alles wurde von einem Mantel aus Stille bedeckt.
Die ersten Lichter wurden in den Hütten einer nahen Siedlung entzündet und auch dort kehrte Ruhe ein. Das indirekte Licht, der hinter dem Horizont verschwundenen Sonne, tauchte den Himmel in ein rötliches Licht.
Der Mann stand noch immer unbewegt da und zog dann langsam eine schwarze Kapuze über den Kopf und schob eine ebenso schwarze Maske über Mund und Nase, sank dann auf die Knie und nahm eine Art Meditationshaltung ein. Er würde warten und beobachten bis die Nacht sich vollends ganz über Amrhan herab gesenkt hatte. Er versuchte seine Gedanken zu verdrängen und sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren. Dennoch kreisten seine Gedanken umher und hielten ihn davon ab, alles von sich zu schieben.


~Er hatte schon oft getötet, aber zumeist in Kämpfen, oder um Schuldige ihrer Strafe zuzuführen. Unschuldige jedoch, die nur das Pech hatten am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein und ihm somit zum Opfer fielen, waren etwas anderes. Er war ein Mörder und er hatte es sich dies selbst zur Aufgabe gemacht. Die Toten kümmerten ihn nicht sehr, er kannte sie nicht und hatte keinerlei Bindung zu ihnen. Sicher, sie starben für ihn und auf gewisse Weise war er ihnen allen dankbar, auf eine verdrehte Art und Weise. Dennoch, vielleicht war dies alles nicht genug, er musste sich etwas überlegen, was diesen Morden mehr Bedeutung verlieh, ihn mehr betrafen. Er konnte zwar spüren, das mit jedem Mord den er beging, auch etwas in ihm selbst verging, aber er musste das Dunkel noch mehr nähren. Er war seinem Ziel nahe den Teil in sich zu töten der ihn davon abhielt weiter zu kommen.~


Er verwarf diese Gedanken wieder und bemerkte, dass die Nacht sich herabgesenkt hatte, und die meisten Lichter im Dorf erloschen waren. Die hart arbeitende Landbevölkerung suchte früher Ruhe, als die Stadtbewohner und er beschloss, dass es nun an der Zeit sei, sein Werk zu verrichten. In der Ferne hörte er die klimpernden Geräusche einer schweren Rüstung und die schweren Schritte eines Wachmanns. Er hatte die Wachsoldaten einige Tage lang beobachtet und wusste in etwa wann und wo sie ihre Wachablöse hatten. Die Soldaten waren durchaus diszipliniert, aber nahmen es nicht zu genau mit ihrer Ablöse, sehr genau nahmen sie es aber, mit ihrem Patrouillenweg.

Langsam zog er sein Kurzschwert aus einer Lederscheide am Gürtel und erhob sich aus seiner knienden Haltung. Dann trat er hinter einen Baum am Rande des Wäldchens, um von dort aus den Weg zu beobachten, auf dem der Soldat entlang marschierte. Der Wachmann wirkte müde und träge und schlürfte den Weg entlang, sah sich aber immer wieder etwas um. Er folgte ihm mit seinem Blick und trat dann in den Schatten des Baumes und wurde von diesem verschluckt. Einige Schritte weiter, trat der schwarz Gekleidete wieder aus dem Schatten eines anderen Baumes.

Der markerschütternde Schrei einer Harpyie erklang von den nicht weit entfernten Bergen herab. Er verharrte regungslos im Schatten, als der Wachmann sich herum drehte, um in die Richtung aus welcher der Schrei erklungen war, zu blicken. Der Soldat blieb stehen und lauschte angestrengt als irgendwo in der Ferne ein Wolf aufheulte, dann setzte er seinen Weg fort. Er bewegte sich wieder tiefer in den Schatten und wurde von diesem verschluckt, trat dann wieder einige Schritte entfernt aus einem anderen Schatten. Er kam dem Wachmann immer näher, sein Blick heftete sich auf den Rücken des Mannes. Er konnte schon beinah den Herzschlag des Mannes hören und das Verlangen in ihm stieg an. Ein weiterer Satz in den nahen Schatten und er tauchte direkt hinter dem Wachmann auf und hielt ihm das Messer an den Hals, ein Stück über den Halsbergen.

„Heute Nacht wirst du sterben“

Sprach er nah an seinem Ohr und der Soldat gefror in der Bewegung, stand stocksteif da. Ein dünnes Blutrinnsal lief den Hals hinab und hinter die Halsberge.

„Lass dein Schwert und deinen Schild fallen, das wirst du nicht mehr brauchen.“

Der Soldat murrte und mit einer überraschenden Drehung löste er sich und stellte sich kampfbereit seinem Angreifer gegenüber. Ohne groß zu überlegen, oder inne zu halten, setzte er dem schwarz Gekleideten mit wilden Schwerthieben zu. Er wehrte sich auf die Angriffe nur notdürftig, setzte hier und da einen Stich welche wirkungslos über die Rüstung der Wache schrammten. Der Soldat drängte ihn mit seinen Angriffen zusehens zurück. Verbissen grinste der Wachmann, als er den Vorteil roch und Boden gut machte

„Der Einzige der heute nach stirbt bist du, kleiner Strauchdieb!“

Der Wachmann war besser, als er es vermutet hätte, aber Übermut verleitet zu Fehlern, er hatte zwar mühe den Angriffen auszuweichen, oder sie zu parieren, aber er bemerkte immer wieder Lücken in der Verteidigung seines Gegners. Ein harter Stich am Schild vorbei, gegen die Schwerthand, brachte ihn zum Taumeln und er nutzte den Moment und konzentrierte sich sichtlich. Schattenhafte Ranken schossen hoch und griffen den Wachmann, der erschrocken und mit panisch aufgerissenen Augen Schwert und Schild fallen ließ. Mit dem Fuß schob er schnell die Bewaffnung außer Reichweite und machte sich daran den Helm des Mannes abzunehmen. Ein beherzter Schlag des Schwertknaufes schickte den Wachsoldat dann ins Land der Träume.

Kurz sah er sich um, ob durch den Kampf niemand auf ihn aufmerksam geworden war. Dann griff er dem Bewusstlosen unter die Arme und schleifte ihn in den Schatten des nahen Grenzwalls, bekannt als "Carl-Gustav-Bollwerk". Dort löste er die Rüstteile und die Unterkleidung des Soldaten, bis er nackt auf dem Boden lag, fesselte und knebelte diesen. Als er mit seinem Werk fertig war, wartete er ab, bis der Mann wieder erwachte, um dann sein blutiges Werk fortzuführen. Mit einem krummen und scharfen Messerchen schnitt er zahlreiche Wunden in aus denen der Lebenssaft des Soldaten quoll. Selbst durch den Knebel konnte man das Betteln und Flehen des Mannes hören und einige Worte verstehen. Schnell änderte sich dies aber in wüste Beschimpfungen und allerhand Flüche. Er setzte dann einen tieferen Schnitt am rechten Arm und löste Haut und Fleisch vom Knochen, bis die letzten Zuckungen des Mannes von seinem nahenden Tod kündeten. Dann setzte er einen Schnitt am Brustbein an, um dem Toten ein Loch in die Brust zu schneiden und dessen Herz herauszureißen.

Er sah sich nochmal flüchtig um und suchte dann das Weite, der herzlose Kadaver blieb im Schatten des Walls zurück, ebenso wie eine verängstigte Flüchtlingsfrau, die sich versteckt gehalten hatte und das grausige Schauspiel beobachten konnte.
[Bild: _rainbowsheep.gif~c100]
Klick mich!
(jetzt wirklich)
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Aus den Tiefen - von Arakiel - 03.05.2019, 18:01
RE: Aus den Tiefen - von Systheria Calladottir - 03.05.2019, 19:35
RE: Aus den Tiefen - von Arakiel - 10.05.2019, 20:22
RE: Aus den Tiefen - von Lenna Adelwin - 11.05.2019, 08:50
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RE: Aus den Tiefen - von Ragefire - 07.07.2019, 17:43



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