FSK-18 Von Met, Bolzen und einem schmalen Grat
#2
Der Wachdienst - unendliche Ruhe auf dem Ozean von Schatten, Gewalt und Monstern. Was den anderen Wachleuten eine lästige Pflicht war, erledigte die Schwarzhaarige gerne. Immer die gleichen Rundgänge, immer die gleichen Türen kontrollieren ob sie noch sicher verschlossen waren. Über dem Tor stehen und auf eine leere Straße blicken. Ihre Blicke, wach und klar, streiften über jeden Schritt des Landes. Es war wieder alles ruhig.

Eine Ruhe die sie nicht kannte. Rastlos gingen ihre Gedanken im Kreis, sie versuchte einzelne Bilder in ihrem Kopf fest zu halten.. sah sie an. Wabernde Dunkelheit.. dunkles Blut.. Schmerzen jenseits der Vorstellungskraft..



Das Bild wurde deutlicher, das Mädchen stand inmitten des Raumes, und ihr Haar fiel in glatten Strähnen zu Boden. Die Kälte die uns umgab sollte  sie zittern lassen doch sie stand nur ruhig da. Ihre Hände lagen flach an den Seiten ihrer blassen Schenkel, kontrolliert war ihre Körperhaltung und dennoch war sie nicht ihr Werk. Etwas umhüllte sie, gab ihr Kraft, gab ihr Zuversicht, gab ihr... Hoffnung. Langsam setzte ich meine Schritte um sie herum, blieb außerhalb des Lichtscheins. Mein Herz schlug schnell und doch so fest, ich war mir sicher sie konnte den Herzschlag hören. Meine Blicke kletterten über ihren Körper, ihre Haut war absolut makellos. Als ich ihr Gesicht sehen konnte kullerte eine einzelne kleine Perle über ihre Wange. Eine Träne? Schweiß, geboren aus Angst? Glitzernd fiel sie von ihrem Kinn herab, zwischen den weichen Busen hindurch, vorbei an zartem Flaum. Dann schlug die Perle auf den Boden wo sie in hunderte kleiner Splitter zersprang.

Es war vorbei, die Illusion fiel ab. Ihre Fassade von Stärke bröckelte und rieselte zu Boden in feinstem Staub. Ich wartete. Der Staub legte sich. Es hatte Stunden gedauert in denen wir beide uns nicht rührten. Selbst der Atem ließ unsere Körper kaum eine Bewegung darstellen. Mit meinen Blicken eroberte ich ihren Körper vor neuem, das rasende Herz in meiner Brust verlangte nach ihr doch was ich ihr angetan hatte.. was ich unter ihrer schützenden Illusion angerichtet hatte ließ mich schaudern. Ihre Alabasterfarbene Haut war nun ein Labyrinth. Die Hecken des Labyrinthes waren von dunklem violett und pulsierten förmlich. Schmerz .. diese Hecken bestanden aus Schmerz. Ich habe sie gesehen, ich habe sie ihr zugefügt. Doch diese glitzernde, fallende Perle galt nicht mir.. sie galt auch nicht meinem Werkzeug welches in ihre Haut gebissen hat. So wie die Perle aus Licht, war etwas in ihr schon zuvor zerbrochen. Und doch, ich sah ihre Augen, ich las in ihnen.. dort fand ich ihre Begierde. Sie hatte all den Schmerz aufgesogen. Ich stellte mich vor sie und unsere Körper berührten sich, ihr Herz raste ebenso wie meines. Und doch schlugen sie im gleichen Takt.


"Hee Dotti? Willste meine Wache auch übernehmen oder bekomme ich meinen Posten?" Sie schreckte auf. Ihr neuer Spitzname gefielt ihr nicht sonderlich aber diesen aus den Kameraden raus zu bekommen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wer war sie in ihrem Traum? Die Beobachterin, die Beobachtete oder nur eine stumme Zeugin dieses Spieles? Mühsam schleppte sie sich ins Wachgebäude, legte die Rüstung ab und zog sich um. Dienstfrei für den Rest des Tages.
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RE: Von Met, Bolzen und einem schmalen Grat - von Systheria Calladottir - 11.09.2018, 13:02



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