Der Nebelschleier lüftet sich
#10
Das Rauschen seines Blutes und das wilde Pochen seines Herzens drang an sein Ohr, oder vielmehr spürte er es mehr, als das er es wirklich mit dem Gehör wahrnahm. Er schlug die Augen auf und zuerst fiel es ihm schwer einzuordnen was er sah oder wo er sich befand. Die schnellen Bewegungen vor seinem Blick, schemenhafte Gestalten die schnell näher kamen und dann... Ein Lichtblitz und der damit einhergehende Schmerz. Benommen vernahm er noch den Ruf eines Mannes. 
„Schlag ihn nieder Gerwin!“ Erneut ein Lichtblitz als ihn ein weiterer Schlag im Gesicht traf, er versuchte seine Hände zu heben aber fühlte sich seltsam körperlos. Er spürte den Schmerz war aber nicht fähig sich zu bewegen. Die Welt fing aber an zu kippen bevor ihm klar wurde das er selbst hingefallen war. 
Ein weiterer Schemen war in sein Blickfeld getreten und die beiden drückten ihn zu Boden. 
"Lasst mich los ihr jämmerlichen Menschen ich verfluche euch und diesen Körper!“ Die Worte entsprangen seinem Mund aber nicht seinem Willen, er versuchte nach Hilfe zu rufen aber nichts geschah. Grob wurde er auf den Bauch gedreht und den kalten Schnee sowie den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes in seinem Mund. Sein Gesicht brannte von den Faustschlägen die er abbekommen hatte. Seine Hände wurden ihm auf den Rücken gezerrt und mit einem Strick gefesselt. 
„Verbindet ihm den Mund und die Augen.“ So wurde es wieder dunkel um ihn aber er konnte weiterhin die Stimmen der drei Männer hören. „Wir müssen ihn weg bringen hier können wir nichts für ihn tun.“
„Er wird uns langsam machen und vergiss deine Verletzung nicht Kregan. Sie wird uns schon genug aufhalten.“
„Hör mir gut zu Argal ich werde mich nicht wiederholen, wir lassen niemand zurück dem wir vielleicht helfen können.“
„Aber... schon gut er reitet mit mir.“
Er konnte spüren wie seine Füße gefesselt wurden und dann ein Pferd in seine Nähe geführt wurde. Er wurde links und rechts gepackt und hoch gezerrt und kurz darauf bäuchlings über das Pferd geworfen. 
„Sie werden dir nicht helfen können, jetzt da ich deinen Körper habe geb ich ihn nicht wieder her.“ Er wollte antworten aber es viel ihm zunehmend schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Schmerz, Wut und Machtlosigkeit lähmten ihn zusehends. Er spürte noch wie sich jemand in den Sattel schwang und sich dann das Ross in Bewegung setzte. Die Folgenden Tage, wenn es überhaupt Tage waren, zogen an ihm vorbei. Man flößte ihm Wasser ein sowie Nahrung die sein ungebetener Gast der die vollständige Kontrolle über seinen Körper erlangt hatte nicht immer annahm. Kregan, Gerwin und Argal mussten die Kreatur hin und wieder mit Schlägen überreden ihnen folge zu leisten. Der Schmerz war zu einem guten Freund geworden denn er war so ziemlich das Einzige, dass ihn an seinen Körper erinnerte. Jedoch endete diese Reise irgendwann und am Ziel dieser wurde er vom Pferd gezogen und in eine Hütte oder ein Haus geschleift. Dort wurde er zurück gelassen, gefesselt und geknebelt sowie mit verbundenen Augen. Er wusste nicht wie lang er dort saß aber irgendwann erklang eine ihm bekannte Stimme ganz in seiner Nähe. 

„Du wirst diesen Kampf verlieren, du bist nicht der erste deiner Art dem ich begegnet."
~Er mag sich seiner Sache sicher sein Gorn, aber wir beide wissen es, du hast bereits verloren~
Erklang die Stimme in seinem Kopf und erneut versuchte er zu antworten aber nur das Gelächter der Kreatur hallte in seinen Gedanken wieder.
~Versuch es gar nicht, du wirst nicht einmal Luft holen wenn ich es nicht zu lasse~
Und wie um es ihm zu beweisen spürte er wie sein Atem verebbte und dieser Atemstillstand sich hinzog bis seine Lungen anfliegen zu brennen.
“Er wird mir gehören oder sterben Mensch!„ konnte er die Worte des Dämons hören, ausgesprochen mit seiner eigenen Stimme und dann das Röcheln als der Körper Luft zu holen versuchte.
„Was tust du da elender Dämon!“ rief der Mann aus und erhob sich. Kurz darauf wurde er von einem Schwall kaltem Wasser bedeckt. Ein tiefer Atemzug, wobei ihm nicht ganz klar war ob er diesen selbst tat oder die Kreatur.
Dann entrann seiner Kehle ein tiefes Grollen das mehr Tierisches als Menschliches an sich hatte und hier war er sich sicher das es vom Dämon kam. Die Kreatur kämpfte gegen die Fesseln an die sie hielten wodurch die Seile in die Haut und das Fleisch schnitten. Der Schmerz flammte wieder auf als seine geschundenen Muskeln und Knochen derart beansprucht wurden.
„Das gefällt dir nicht oder? Das ist Salzwasser.“
Ein weiterer Schwall Wasser ergoss sich über ihn und das Ankämpfen der Kreatur gegen die Fesseln verstärkte sich nochmals. Er fürchtete, dass seine Knochen gleich brächen, als die Tür aufschwang und jemand herein trat. Auch die Kreatur lauschte kurz und ihre Bemühungen die Fesseln zu sprengen verebbten.
„Du bist dir sicher deswegen erster Wächter? Ich bin nicht sicher ob ich das kann...“
Die Zweifel in der Stimme des anderen Mannes den er als Argal erkannte, waren deutlich herauszuhören.
„Ich bin sicher und du solltest es auch sein. Zweifel haben hier keinen Platz Streiter.“
„Gut dann beginnen wir Erster, ich werde tun was du verlangst. tatsächlich klang die Stimme Argals weniger zweifelnd als noch kurz zuvor, vielmehr wirkte er nun entschlossen.
„Wir müssen ihn Reinigen und das Gründlich zieh ihm alles aus aber lass ihn gefesselt, du wirst es also aufschneiden müssen. Ich werde mehr Wasser holen.“ 
Damit verließ der erste Wächter die Hütte oder den Raum und einmal mehr wehte ein kühler Windhauch herein.
Argal trat an ihn heran und zog einen Dolch aus einer Lederscheide am Gürtel um damit zu beginnen seine Lederne Rüstung aufzuschneiden und auszuziehen. Während er dies tat murmelte er vor sich hin. 
„Du hattest Glück mein Freund das wir dich gefunden haben. Es wird sich aber noch zeigen ob wir dir auch helfen können.“ Stück um Stück wurde er von seiner Kleidung befreit.
„Ihr werdet ihn nicht Retten und ich werde mit diesem Körper auf deinem Leichnam tanzen Argal.“
Der Mann mit dem Dolch setzte unbeirrt seine Arbeit fort und schnaubte nur verächtlich auf die Worte des Dämons als sich wieder schwere Schritten der Hütte näherten. Kregan war wieder eingetreten und schüttete Wasser aus. Er füllte wohl irgend einen Behälter mit dem Salzwasser und verließ die Hütte wieder. Als er nach einer Weile nackt und noch immer gefesselt an einer Wand gelehnt dahockte, wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen und auch Argal verließ den Raum. Beide Männer Kehrten immer wieder mit schweren Schritten und jeweils zwei Eimern zurück und befüllten den Behälter, bis es wohl genug war und beide die hölzernen Eimer in eine Ecke stellen.
„Hilf mir ihn hoch zu heben.“ Damit wurde er links und rechts von vier kräftige Händen gepackt und hochgezogen und zu einem hölzerner Zuber geschleift der vor einer Wand der abgedunkelten Holzhütte stand. Dann wurde er vorn über gekippt und es erging ihm wie einem schmutzign Kleidungsstück am Waschtag. Mehrere Male tauchten sie ihn ins kalte Salzwasser und tunken ihn unter. Jedes mal als er nach einer ihm unendlich vorkommenden Zeitspanne wieder auftauchte zog er rasselnd die Luft ein. Mit einem bereits feuchten Knebel war dies keine einfache Angelegenheit. Als er schon dachte das er eher ersäuft wurde als das sie ihm wirklich halfen wurde er hingesetzt und vom Knebel befreit.
Seiner Kehle entrann fast augenblicklich fluchen und Schimpfen vorgetragen in einer unmenschlicher Stimme.
„Dreckiges Gewürm! Blut und Tod wird auf euch hinab regnen! Ich werde euch eure Seelen entreißen und dann für Äonen quälen!“
„Schweig Dämon!“ Mit den Worten Argals wurde ihm ein abscheulicher Trunk eingeflößt. Die Kreatur versuchte sich zu wehren und weitere Flüche gingen in gurgelndem Gemaule unter. Er konnte dank des Dämons kaum einen klaren Gedanken fassen, schmeckte aber Schlafmohn heraus. So musste er sich fast augenblicklich übergeben als ihm der Trank vollständig eingeflößt worden war. Dennoch breitete sich eine Benommenheit in seinem Körper aus und er fühlte wie alles schwer wurde.
„Was war das, Schlafmohn und....“ entrann es schwach aus seiner Kehle und kurz stockten die beiden Männer.
„Du musst stark bleiben Fremder es wird anstrengend werden.“ hörte er Argal sagen.
„Schweigt! Die Verschlingerin wird euch Holen!“ Brach es dann wieder aus ihm heraus. Die beiden Männer lächelten sich aus irgend einem Grund an und zogen sich dann kurz in eine Ecke zurück um etwas zu besprechen. Woraufhin Argal wieder die Hütte verließ.
„Deinen Namen, Dämon du wirst mir deinen...“ sprach Kregan und ging dann etwas im Raum auf und ab vor er unterbrochen wurde.
„ICH WERDE DEIN HERZ FRESSEN UND DEINE SEELE VERSCHLINGEN!“
„Dein Name Dämon!“ Kregan hatte sich ihm wieder zugewandt, die Drohung schien ihn nicht zu beeindrucken.
„Ihr werdet alle Sterben!“ wurden weitere Drohungen ausgespien.

Dann schwang die Türe auf und Argal trat ein mit einem Wandspiegel unter dem Arm, gefolgt von einer zierlichen jungen Frau. Schön anzusehen wirkte sie aber etwas übernächtigt. Argal stellte den Spiegel vor Ihm auf und er konnte sich selbst darin sehen. Dann starrte ihm eine verzerrte Fratze entgegen, und er konnte spüren wie der Dämon immer aufgebrachter wurde.
„Das Gefällt dir nicht? Warte ab es wird noch schlimmer, außer du verrätst deinen Namen!“ Kregans Stimme war ruhig, vielleicht etwas spöttisch aber dennoch ruhig. Er konnte spüren wie der Dämon litt und Schmerzen hatte. 
„Schweig!“ konnte er sich selbst zischen hören. Dann trat die junge Frau vor den Spiegel, sie stand mit dem Rücken zu ihm aber er konnte ihr Spiegelbild sehen. „Sag mir deinen Namen und sie soll dir gehören.“ Der Erste Wächter war inzwischen hinter ihn getreten und er konnte seine Stimme nah an seinem Ohr hören.
Er spürte wie der Dämon sich wand und versuchte den Blick von der Frau die im Spiegel reflektiert wurde abzuwenden. 
„Raschmir“ kam ein ein Name über seine Lippen.
„Argal!“ sprach Kregan aus und kurz darauf wurde er von Argal untergetaucht. Sein Körper zappelte und wehrte sich dennoch wurde er unter Wasser gehalten. Kurze zeit später wurde er an den Haaren nach oben gezogen und er hörte sich bitterlich husten.
„Sag mir deinen richtigen Namen Dämon und sie soll dein sein!“ Kregans Stimme war eindringlich und wurde lauter.
„Lass mich in Frieden mein Name ist Raschmir“ Seine eigene Stimme war verzerrt und es hörte sich eher so an als würden viele Stimmen miteinander im Chor sprechen.
Wieder wurde er untergetaucht und für einige Augenblicke, die ihm selbst wie eine Ewigkeit vorkam unter Wasser gehalten.
„RAMIRES! Ich heiße Ramires!“ Es war seine eigene Stimme und er war sich nicht sicher ob er es sagte oder der Dämon. Die Frau im Spiegel lächelte dann und sprach mit rauchiger und weicher stimme. „Dann komm zu mir Ramires!“ Ein Ruck ging durch seinen Körper und er spürte noch wie die Wesenheit aus ihm fuhr. Sie sprang aus seinem Körper und direkt auf das Spiegelbild der Frau zu. Doch statt sie zu erreichen wurde er vom Spiegel verschluckt und blickte wütend hinaus und als der Dämon, gefangen im Spiegel anfing sich von innen gegen den Spiegel zu werden schwanden seine Sinne. Das Letzte was er noch sah, war das Spiegelbild der Frau und hinter ihr der Dämon der versuchte frei zu kommen.

[Bild: Gwendala_und_Ramires.jpg]
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Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 24.12.2017, 01:50
RE: Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 29.05.2019, 10:44



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