Der Nebelschleier lüftet sich
#9
Er blinzelte gegen den hellen Himmel, der Nebel umgab ihn noch immer, aber ein hellerer Punkt ein Stück weit über dem Horizont, machte ihm klar, dass die Sonne aufgegangen war. Er reckte sich und gähnte dann erst einmal ausgiebig, da dämmerte ihm langsam wo er war und weshalb. „Verdammt die Reiter!“ Mit einem Satz war er auf den Beinen und spähte zu der Stelle hinüber wo des nachts noch ein Lagerfeuer brannte. Der Nebel war jedoch zu dicht als das er hätte so weit sehen können. Es beschlich ihn jedoch das Gefühl als wären sie längst aufgebrochen. Die Hand zu einer Faust geballt sah er in die Kuhle zurück zu Rodgar der nirgends zu sehen war auch war seine ganze Habe weg. Fluchend machte er sich dann daran seine Sachen zu packen. „Rodgar…“ Noch eher er zu Ende sprechen konnte hörte er sich nähernde Schritte, er legte die Hand auf den Axtkopf um sie zu ziehen falls er sich verteidigen musste. „Sie sind Weg, wenn du mich fragst ist das auch besser so.“ Die Stimme Rodgars war ruhig und als er sich dann herumdrehte machte der Weggefährte einen gelassenen Eindruck. „Was verdammt nochmal war los? Du hast mich absichtlich nicht geweckt? Damit sie ziehen können?“ Die Schultern von Rodgar sanken herab und die Gelassenheit in Stimme und Haltung war dahin.
„Ich bin eingeschlafen, war nicht meine Absicht. Aber denk darüber nach drei Berittene, sie wären uns überlegen, willst du dich dem ausliefern? In diesem Land baut man besser nicht auf Freundlichkeit.“
„Und wo kommst du nun her? Warum hast du alle Sachen gepackt und mitgenommen?“
„Ich bin zu ihrem Lager um nachzusehen.“
Der Grimmige Blick den er aufgesetzt hatte wich nicht und die Antwort die er bekommen hatte wollte ihn auch nicht ganz zufrieden stellen. Rodgar verbarg etwas, aber das tat er selbst auch, warum also sollte er ihm etwas vorwerfen.
„Ich werde der Spur weiter folgen wenn ich kann, du kannst mitkommen oder nicht, aber steh mir nicht im Weg.“ Er erhob sich, seine Sachen gepackt und am Körper sah er zu Rodgar hin und wartete auf dessen Antwort.
„Also gut ich komme mit, zumindest so lange es mir möglich ist. Wenn sich bewahrheitet was ich befürchte dann trennen sich unsere Wege.“ Er nickte ihm zustimmend zu, Rodgar war sein eigener Herr und ihm zu nichts verpflichtet.
„Dann los, vielleicht holen wir sie ein, irgendwann müssen sie ja ein Ziel erreichen.“ Am Gesicht seines Weggefährten erkannte er, dass ihm das alles nicht schmeckte, aber er sagte nichts und so gingen sie los in Richtung des Lagers das die drei Reiter benutzt hatten. Dort würden die Spuren weiter führen und vielleicht hatten sie etwas zurückgelassen das ihnen weiter half. Das Lager war nicht weit entfernt so gingen sie schweigen hinter einander her auf dem Weg dorthin. Als sie das Nachtlager der Reiter dann erreichten bot sich der Anblick eines gewöhnlichen Lagers das in Eile verlassen wurde. Das Feuer war längst erloschen und abgesehen davon wurde nicht viel hinterlassen. Einige Pferdeäpfel, etwas Getreide von der Fütterung und drei etwas plattgedrückte Plätze wo die Reiter wohl gelegen hatten. Etwas, das halb vom Dreck bedeckt war, unweit einer Stelle, wo einer der Reiter gelegen hatte macht ihn neugierig. Er ging zu der Stelle hinüber und kniete sich hin um den Gegenstand aufzuheben. Als er es näher betrachtete erkannte er einen benutzten Verband, voll Schmutz und Blut. Ohne sich umzudrehen rief er Rodgar mit einem Wink zu sich. „Sieh mal hier, einer der Reiter muss verletzt sein.“ Als einen Moment keine Antwort kam und sich auch niemand näherte sah er sich nach seinem Weggefährten um. Dieser war jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Ehe er jedoch etwas sagen konnte hörte er das Klackern von Pferdehufen auf dem steinigen Boden. Die Reiter und sie waren nicht weit. Schnell sah er sich nach einem Versteck um, aber rings um ihn herum war nur Ebene, er konnte nirgends hin so erwartete er statt dessen das Unausweichliche. Langsam näherten sich die drei Reiter, vom Nebel verhüllt wurden die Sicht auf sie immer deutlicher je näher sie kamen. Als sie dann nahe genug heran waren, blieben sie in einer Reihe stehen und die Sehschlitze der Helme richteten sich alle auf ihn.
[Bild: Nebelwachterpatroullie.jpg]

„Du hattest recht, wir wurden beobachtet.“ Ohne den Blick von ihm zu wenden sprach der ganz links zu seinen Kameraden und der ganz rechts antwortete darauf. „Aye ob er eine der Kreaturen des Nebels ist? Wir sollten ihn einfach töten und weiter reiten.“
Der Dritte in der Mitte war still geblieben und ihm fiel auf das er leicht gekrümmt im Sattel saß. Der welcher als erstes gesprochen hatte stimmte dem wohl zu denn er zog langsam sein Schwert.
Ihm ging durch den Kopf das Rodgar wohl recht gehabt hatte und er besser auf ihn gehört hätte. Da erklang wieder die Stimme des Reiters mit dem Schwert in der Hand. „Du da, irgendwelche letzten Worte?“ Er wollte zum Sprechen ansetzten da richtete sich der mittlere Reiter auf, woraufhin die beiden an seiner Seite zu ihm sahen. „Wir werden nichts dergleichen tun.“ Die Worte waren wohl an seine Kameraden gerichtet. „Sag mir, Wanderer, reist du alleine?“
bevor er antwortete sah, er sich etwas um. „Ich bin alleine hier.“ Vielleicht war Rodgar noch in Hörweite und wurde ihm helfen ansonsten würden sie zumindest nicht nach einem weiteren Wanderer suchen. Ob sie ihm glaubten oder nicht konnte er ihnen nicht ansehen da alle drei Helme trugen. „Gut wir nehmen Euch mit uns.“ Die Beiden Reiter zur Linken und zur Rechten waren damit wohl nicht einverstanden und einer der beiden setzte an etwas einzuwerfen. „Aber Erster Wächter...“
Der Mittlere schnitt die Worte seines Gefährten mit einer barschen Handgeste ab. „Und wohin soll ich mitkommen, ich nehme an ich bin kein Weggefährte, sondern eher ein Gefangener?“
„Kein Gefangener, aber wir kennen euch nicht. Ihr werdet uns folgen, zu fuß, wohin werdet ihr noch sehen." Daraufhin setzten sich alle in Bewegung bis auf einen der sein Pferd zügelte und stehen geblieben war um über die Schulter zu blicken. „Na los komm schon du hast den ersten Wächter Gehört. Mitkommen!“
Er setzte sich in Bewegung und ging hinter den Reitern her, einer der etwas zurückgeblieben war, reihte sich dann hinter ihm ein und übernahm das Ende der kleinen Gruppe. Die drei Reiter waren keine fröhlichen Weggesellen denn sie redeten nicht viel. Es kostete ihm auch Mühe schritt zu halten, obgleich sie langsam ritten, da kam es ihm gelegen nicht reden zu müssen. Seine neuen Weggefährten hielten nicht nur wenig vom Sprechen, sondern auch von Rasten, denn sie ritten den ganzen Tag durch und erst als langsam die Dämmerung einsetzte, hielten sie an. „Wir rasten hier, gib deine Axt ab. Dann wirst du essen und wir legen dir eine Fessel an.“ Der Mann der ihn zu Anfang töten wollte war anscheinend nicht zu Verhandlungen aufgelegt und seine Worte klangen scharf. Er reichte dem Mann seine Axt und auch ein kleines Messer und setzte sich dann um seinen Proviant zu suchen und fing dann an zu essen. Während er an einen kleinen Fels gelehnt saß, beobachtete er die drei Männer. Sie hatten ihre Helme abgenommen und einer der Männer, ein dunkelhaariger Mann der einen Dreitagebart im Gesicht trug machte sich daran die Pferde zu füttern und flüsterte ihnen beruhigend zu. Ihr Anführer, hatte ebenso Platz genommen und blickte zu ihm hinüber. Der Mann sah aus als würde er ein entbehrungsreiches Leben führen, helle Haare die etwa halblang waren, einen Bart der bereits einige graue Stellen zeigte und stahlgraue Augen. Sein rechtes Auge war von einer Narbe durchzogen die sich bis zur Wange hinab reichte. Der Anführer bemerkte das er gemustert wurde und nickte ihm zu, dann sprach ihn leise der dritte Mann an. Er konnte die Worte nicht verstehen aber es drehte sich wohl um die Verletzung des Ersten Wächters. Beim Dritten, der den ganzen Tag wortlos hinter ihm geritten war, handelte es sich um einen kleineren Mann mit braunen langen Haaren mit leichtem Rotstich und einem langen wild gewachsenen Bart der selben Färbung. Er hatte braune Augen und sein Gesicht wirkte etwas fröhlicher als das der anderen. Er fing nun an dem ersten Wächter aus seiner Rüstung zu helfen und machte sich dann daran seine Wunde zu versorgen. Die beiden unterhielten sich leise und waren wohl sehr vertraut miteinander und um die Schmerzen zu dämpfen wurde dem Verwundeten ein Trinkschlauch gereicht. Als die Pferde versorgt waren kam der Kerl welcher ihm seine Axt abgenommen hatte wieder zu ihm hinüber, mit einem Strick in der Hand. „Fertig gegessen? Dann streck deine Hände aus!“ Er hatte eben fertig gegessen und sah zu dem Mann auf um ihm zu antworten. „Argal, er wird nur zu unserem und seinem Schutz angebunden kein Grund ihn wie einen Verbrecher zu behandeln.“ Argal mit dem Strick in der Hand zischte etwas und nickte dann.
„Wenn du so weit bist, Lass dich festbinden…. Bitte.“ Er hatte die Hände bereits ausgestreckt und lies sich nun fesseln auch wenn es ihm nicht gefiel so hatte er kaum eine Wahl und vermutlich würde er selbst nicht anders handeln. Die Nacht war ohnehin herein gebrochen und als Argal ihn gefesselt hatte machte er sich daran ein Feuer zu entzünden. Er schichtete etwas Feuerholz auf das er aus dem Sattel geholt hatte und entzündete dann das Holz. Der erste Wächter teilte dann noch die Wachen ein und legte sich selbst zur Ruhe. „Nimm du die erste Wache Argal und du die zweite Gerwin.“ Alle, abgesehen von Argal der die erste Wache übernahm legten sich zur Ruhe.
Es überdachte seine Lage war aber durch den langen Marsch erschöpft und fiel recht bald in einen unruhigen Schlaf wo ihn verwirrte Traumfetzen über seinen Weggefährten Rodgar plagten. Der Mann rief ihm im Traum etwas zu „Duuuuu hast mich verraten! Gorn! Gorn! Gorn…“ Ein leises Flüstern weckte ihn dann und gefesselt wie er war sah er sich nur etwas um. „Gorn, wach auf… ich bins…“ Er erkannte die Stimme Rodgars und strengte sich an zu erkennen wo er war oder von wo sie herkam. „Wie bist du entkommen? Du warst auf einmal weg.“
„Keine Zeit zu reden, ich hol dich hier raus. Du könntest sie mit deiner Macht festhalten und wir fliehen dann. Am besten wir stehlen ihre Pferde.“
„Ich glaube nicht das sie bösartig sind sie sind nur misstrauisch und vielleicht wissen sie mehr. Lass mich hier bei ihnen…“
Da kam dann Rodgar in sein Sichtfeld, mit einem Messer in der Hand um seine Fesseln zu zerschneiden. Er wollte noch etwas sagen da blickte Rodgar auf und ihm war klar das einer der Reiter hinter ihm stehen musste. „Mit wem redest du da?“ An der Stimme erkannte er Gerwin der nun noch näher heran kam. Er hatte sich nicht herumgedreht sondern sah noch immer in Richtung Rodgars der vor ihm kniete und mit dem Messer in der Hand die Fesseln zerschneiden wollte. „Er ist mein Weggefährte, er hat mich vor euch gewarnt, ich wollte ihn nicht verraten. Wir kennen uns erst seit wenigen Tagen.“ Gerwin schritt um ihn herum und kam nun auch in sein Sichtfeld und warf ihm einen skeptischen blick zu. „Wovon sprichst du, da ist niemand… es sei denn.“ Er hatte zu Gerwin aufgesehen und blickte nun wieder zurück zu Rodgar. Wie war das möglich, er musste ihn sehen. Da fiel ihm auf wie Rodgar ein hämisches Grinsen aufsetzte und dann langsam in schwarzem Rauch aufzugehen schien. „Ein Jammer, ich hätte dich dazu bringen können sie alle zu töten…“ Die letzten Worte Rodgars, oder der Kreatur, waren so hämisch wie ihr Gesichtsausdruck, dann war sie ganz verschwunden. „Dämon!“ Der Ruf Gerwins hallte durch das Nachtlager und schnell kam Bewegung in die schlafenden Männer. Die Drei machten sich kampfbereit, das alles wirkte auf ihn wie in weiter Ferne er nahm nur noch dumpf die Geräusche wahr und langsam senkte sich Schwärze auf ihn herab…
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Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 24.12.2017, 01:50
RE: Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 17.02.2018, 18:53



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