Der Nebelschleier lüftet sich
#7
„He du, wach auf!“ Die dunkle Stimme eines Mannes begleitete das energische Rütteln an seiner Schulter. Langsam öffnete er dann seine Augen, nahm seine Umgebung aber nur verschwommen wahr. „Alles recht? Du siehst mehr tot als lebend aus.“ Sprach der verschwommene Schemen auf ihn ein, er wollte antworten, brachte aber aus seiner trockener Kehle nur wortloses Gestammel hervor. „Hier nimm einen Schluck Met, der treibt das Leben in deine Knochen.“ Ihm wurde ein Trinkschlauch an den Mund gesetzt und er begann gierig daran zu saugen. Ein leichtes Kribbeln erfasste seine Finger und Zehen, sein Blick wurde klarer und er wurde sich seiner Umgebung bewusst. Er lag auf dem Boden im Schnee, er konnte das Rauschen des Windes in den kahlen Ästen der Bäume hören und das Murmeln des Baches unweit seines Lagerplatzes. Der Mann der auf ihn herabblickte sah wie ein rauer Geselle aus, blondes langes Haar auf dem Kopf und im Gesicht, eine wettergegerbte Haut und blaue Augen, die ihn forschend ansahen. „Nicht oft, dass man in diesen Landen einen Wanderer trifft. Was ist dir widerfahren, du siehst aus als stündest du bereits mit einem Bein im Jenseits.“ Noch immer am Met trinken setzte er dann ab um zu antworten.
„Ein Unfall, ich bin gestürzt. Wie.. Wie lang liege ich hier?“
„Das kann ich dir nicht sagen, hab dich zufällig gefunden. Ich bin Rodgar Erikson.“ Der Mann streckte ihm die Hand zur Begrüßung aus und um ihm aufzuhelfen.
Er griff nach der Hand und lies sich beim Aufstehen helfen. Sein gebrochenes und geschientes Bein wollte er zuerst nicht belasten merkte dann aber schnell das seine Heilung Früchte getragen hatte.
„Ich bin Ei… Gorn, Gron Halbtyr“ In Gedanken schalt er sich dafür fast seinen richtigen Namen ausgesprochen zu haben. „Und du, was führt dich in diese abgelegene Gegend?“
Sein gegenüber betrachtete ihn einen Moment lang und setzte dann zu einer Antwort an. „Nun was die meisten antreibt die nach Laskandor gehen, den Wunsch nach einem langsamen Tod oder etwas Persönliches. Ich bin auf der Suche nach jemandem.“
Er blickte Rodgar misstrauisch an und dachte bei sich, ~wie hoch ist die Möglichkeit das sich in diesem götterverlassenen Landstrich zwei Männer begegnen die auch noch aus dem selben Grund hier her reisen?~ „Ja da hast du recht Rodgar die Gründe hier her zu kommen sind nicht sehr vielfältig. Also Laskandor, ich bin auch auf dem Weg dort hin um...“ Der Andere unterbrach ihn mit einer abwinkenden Geste. „Genau genommen sind wir schon in Laskandor“ Rodgar deutete etwas in die Umgebung um die beiden herum. „Der Nebel umgibt uns bereits und Gefahr lauert hinter jedem Stein. Wenn wir dasselbe Ziel haben sollten wir vielleicht zusammen weiter Reisen, was sagst du dazu Gorn?“ 

Es war nicht von der Hand zu weisen das man besser zu zweit reist und etwas Gesellschaft war ihm mehr als willkommen. „Etwas Gesellschaft wäre mehr als willkommen, solange wir dieselbe Richtung suchen, können wir zusammen weiter.“
So sammelte er seine Habseligkeiten zusammen und griff zum Schluss nach Ast der ihm als Gehhilfe gedient hatte. Sein Bein fühlte sich gut an aber so ganz traute er ihm noch nicht. Er hob den Blick und sah zum Himmel hinauf, bei diesem Nebel war der Sonnenstand schwer abzuschätzen aber es war wohl um die Mittagszeit herum. Dann nickte er seinem neuen Weggefährten Rodgar zu. „Brechen wir auf und nutzen die Tageszeit noch etwas.“ Auch dieser nickte und setzte sich in Bewegung, der Schnee knarzte unter den Schritten der beiden Männer, als sie am Bach entlang gingen. Der Weg führte nur noch leicht bergab und die Bewaldung nahm stetig zu. Während er Rodgar hinterher ging, musterte er diesen. Ein Bogen und ein Köcher war zu sehen, nebst einem Breitschwert am Gürtel. Einfaches und zweckmäßiges Lederzeug trug er am Körper und als hätte er seinen Blick gespürt richtete er das Wort an ihn ohne sich umzudrehen. „Ich bin Jäger musst du wissen und kenne mich ein wenig in der Gegend aus. Du hattest wirklich Glück das ich dich gefunden habe, normal sollte man Fußspuren hier nicht folgen.“

„Gibt es dafür auch einen Grund? Ich mein ich kann verstehen wenn man keinen Fußspuren folgt die nicht von Menschen stammen auch wenn das für einen Jäger… eigenartig wäre. Aber menschliche Spuren in dieser abgelegenen Gegend, würden mich zumindest neugierig machen.“

„Menschliche Fußspuren müssen nicht von Menschen stammen. Wie auch immer, da vorne ist ein Waldstück ich werde etwas vorausgehen und es auskundschaften“

Auch wenn Rodgar es nicht sehen konnte da er sich nicht umgedreht hatte nickte er. „Ja gut ich folge dem Flusslauf weiter ins Tal hinab, halt Ausschau nach einem guten Lagerplatz.“

Rodgar beschleunigte seine Schritte etwas und war nach einigen Momenten vom Nebel verschlungen. Glück oder Unglück, würde sich noch herausstellen dachte er und rieb sich gedankenverloren sein Bein. Der Schmerz war nur noch ein kleines Kribbeln und er musste sich eingestehen das er ohne seine Macht wohl nicht überlebt hätte. Allerdings war die Auswirkung des letzten Rituals stärker ausgefallen als normal. Es musste etwas mit dem Land zu tun haben oder mit dem Nebel selbst. Was es auch war er sollte vorsichtig sein. 


[Bild: Nebelwalder.jpg]


Vor ihm erschienen im Nebel die dunklen Umrisse von Bäumen und es tat sich ein kleiner Pfad in einen Wald hinein auf. Er war nur kurz stehen geblieben, um seiner Umgebung zu lauschen und ging dann wieder weiter in den Wald hinein. Er sah wieder auf den Boden wo weit weniger Schnee lag wie außerhalb des Waldes. Dem Wald haftete etwas Altes und Urtümliches an und ihn beschlich das Gefühl beobachtet zu werden. Die Windstille hatte etwas Unnatürliches und ihm wäre recht wenn Rodgar hier wäre. Er war angespannt und lauschte angestrengt jedem Geräusch und jedes Mal, wenn er dachte etwas gehört zu haben, blieb er stehen um angestrengt zu lauschen. So kam er nicht sehr schnell voran und das Tageslicht schwand immer mehr. Als er dann schon nach einem Lagerplatz Ausschau hielt hörte er eine bekannte Stimme.

„Da bist du ja, ich hab nicht weit von hier einen Lagerplatz gefunden, an einem kleinen See im Wald. Komm hier lang Gorn.“

Erleichtert sah er zur Seite hin und erkannte den Schemen des Mannes. „Ich dachte schon daran allein zu lagern, gut geh voran, ich folge dir Rodgar.“
Rodgar drehte sich herum und ging weiter während er ihm folgte. Es war wirklich nicht weit bis sie einen Platz erreichten, der von zwei Seiten durch dichteres Buschwerk windgeschützt war. Das Gewässer lag ruhig und dunkel vor dem Lagerplatz und auch diesem haftete etwas Unnatürliches an. Jedoch war der Tag anstrengend gewesen und er freute sich auf etwas Ruhe. Die beiden Männer richteten ihre Nachtlager her und keiner wollte so recht die ruhe stören. Ebenso wortkarg nahmen sie ein karges Mahl zu sich und legten sich dann zur Ruhe, beide hingen sie ihren Gedanken nach. Seine Glieder waren schwer und und die Augenlider sanken herab… Ruhe, etwas Schlaf würde ihm gut tun dachte er noch und schlief dann ein.
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Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 24.12.2017, 01:50
RE: Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 04.02.2018, 21:48



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