Der Nebelschleier lüftet sich
#5
Eine unruhige und kurze Nacht sollte es werden, irgendetwas lies Ihn nicht zur Ruhe kommen. So wälzte er sich hin und her und lauschte angestrengt den Geräuschen der Nacht und hoffte auf Schlaf. Als er endlich im Begriff war einzuschlafen, riss das Heulen eines Wolfes ihn wieder hoch. Er erhob sich und ging bewaffnet mit einer Axt zum Höhleneingang und sah in die Nacht hinaus. Es war nicht so dunkel und als er seinen Blick zum Himmel hob wurde ihm klar, dass der Mond schon beinahe seine volle Pracht erreicht hatte. „Noch zwei oder drei Tage dann ist Vollmond,“ murmelte er nachdenklich vor sich hin. Wieder ertönte das Wolfsgeheul in der Ferne und wenn er seinem Gehör trauen konnte, war es nicht näher gekommen, aber wurde nun von einer anderen Richtung heran getragen. Eine Weile lang lauschte er den Geräuschen und hing dann seinen Gedanken nach, bevor er zurück zum Lagerfeuer ging um sich dort hinzusetzen. Die Anstrengung forderte aber schlussendlich seinen Tribut und zog ihn wie mit bleiernen Ketten dem Boden entgegen und hinüber in die Traumwelt.

"Du kommst näher, bald wird es so weit sein. Spürst Du es schon? Du wirst Mächtiger, kannst alles haben was Du willst. Du brauchst keine Angst vor dem Nebel zu haben, er gehört zu uns. Reichtum? Macht? Alles was Du willst kannst du haben.“ Das Geflüster schien aus allen Richtungen zu kommen und die vielen Stimmen sprachen wie eine einzige. Überall war es dunkel nur die Stimmen um ihn herum und der süßliche Geruch von verwesendem Fleisch.

"Eure Versprechungen sind wie Gift in meinen Ohren!“ Die Worte wurden voll Hass ausgespien waren aber leise und wie aus weiter Ferne.

"Du Widersetzt dich noch und dennoch kommst Du mit jedem Schritt näher. Du suchst nach etwas und Du wirst es finden. Jedoch nicht, wenn Du dich selbst verleugnest. Niemand kann sich lange widersetzen.“ Als die Stimmen verstummten, gingen sie in ein bösartiges Gelächter über. „Letztendlich wirst Du dich beugen!“ Etwas Griff nach ihm und drückte seine Brust zusammen. Der Griff presste ihm die Luft aus den Lungen und drohte sein Herz zu zerdrücken.


Mit einem tiefen Atemzug schreckte er von seinem Nachtlager hoch, die rechte Hand war auf die Brust gepresst, war der Schmerz nur allzu gegenwärtig. Tageslicht drang von draußen in die Höhle herein und das Feuer war erloschen. Überall in seinem Unterschlupf hatte sich Raureif gebildet und als er sich erhob spürte er noch immer die Schmerzen in seiner Brust. Er packte seine Habe und eilte sich diesen verfluchten Ort schnell zu verlassen. Ohne ein Frühstück setzte er seinen Weg fort, denn seine Nachtruhe hatte ihm kostbares Tageslicht genommen. Überdies fühlte er sich derart gerädert, als hätte er kaum einen Stundenlauf geschlafen. Die Wanderung hinab zehrte an seinen Kräften und der Nebel, der je weiter er hinab stieg, umso dichter wurde, machte es schwerer den Weg zu finden. Fast wie in Trance stieg er tiefer, als sich aus dem Nebel die Umrisse eines Findlings schälten. Er wollte schon an diesem vorüberziehen als er bemerkte das der Stein von Menschenhand bearbeitet wurde. Seine Hände tasteten über den Fels und als er hinauf sah lichtete sich der Nebel. Ein riesiger Helm kam zum Vorschein, der behelmte Kopf einer Statue wie ihm klar wurde. Jedoch riss ihn ein ungutes Gefühl aus der Bewunderung für die Baukunst heraus. Instinktiv erklomm er den Kopf um eine erhöhte Position zu erreichen. Er zog seine Waffe und sah sich aufmerksam um als er sich den Umrissen eines Wolfes bewusst wurde. Aus dem Nebel heraus starrte ihn das Ungetüm an.

[Bild: Gefahr_im_Nebel.jpg]

Zum Kampf bereit, wenn auch er aussichtslos erschien, stand er auf dem Steinkopf. Der Wolf starrte ihn regungslos an als er mit einem Satz auf ihn zu stürmte. Mit erhobener Waffe, den Kampfschrei auf den Lippen stellte er sich dem Untier entgegen. Das Maul des Wolfes war weit aufgerissen und drohte ihn zu verschlingen, er hub nach seinem Gegner und traf… nichts. Sein Schlag ging in die Leere und der Wolf hatte ihn, körperlos wie er war, einfach passiert. Die körperlose Berührung hatte die Wärme aus seinem Körper gezogen und einen deutlichen Gedanken in seinem Kopf hinterlassen. „Du wirst Gehorchen!“ Er fiel auf seine Knie und lies die Waffe sinken. Als er sich langsam wieder beruhigte, kamen ihm Zweifel ob er seine Reise fortsetzen sollte. Mit den Zweifeln schwand auch der letzte Rest seiner Kraft und Dunkelheit umfing ihn. Das Letzte was er fühlte war das er zur Seite kippte und dann fiel...
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Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 24.12.2017, 01:50
RE: Der Nebelschleier lüftet sich - von Ramires - 09.01.2018, 13:15



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