FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#1
"Mutter ich muss gehen, ich halte es hier im Wald nicht mehr aus, ich ersticke noch in dieser Enge."
"Ich weiß. Ich spüre schon länger, dass du hier nicht glücklich wirst, und das letzte was ich möchte ist, dich unglücklich aufwachsen zu sehen. Versprich mir nur eines, gib auf dich Acht."

Dieses Gespräch war nun eine Woche her.
Auch an diesem Tag schien nichts zu passieren. Müde stapfte sie vor sich hin, hinter jedem Hügel und jeder Kreuzung endlich ein Dorf erwartend. Es dauerte bis zum frühen Abend als sie endlich Gebäude da. Erst eines, dann ein zweites da waren unzählige Häuser. Endlich!

Doch als sie näher heran trat war die Vorfreude dahin. Leere Straßen, vereinzelte Häuser die Ruß geschwärzt waren. Ruinen. Dies war kein Dorf, dies war ein Schlachtfeld.
'Weg hier.' ---- 'Worauf wartest du, RENN!' Doch ihre Beine wollten ihrem Bauchgefühl nicht gehorchen. Ihr Herz hatte sich schon anders entschieden, wir sehen nach ob wir jemandem helfen können. Langsam durchschritt Valyra die Dämmerung, unter ihren Füßen knirschten die kleinen Steine der Straße. Sie näherte sich zusehends den Ruinen eines alten Sägewerkes. Waren dort Stimmen?

'Zieh gefälligst deine Waffe auch wenn es nur ein Messer ist.' Ein weiteres Mal wurde das Ziehen im Bauch unterdrückt, weitere Schritte folgten.

"HALT, WER DA?" Valyra fror auf der Stelle ein. Die Ereignisse die sich nun überschlugen zogen sich wie Nebel durch Valyras Gedanken. Eine Befragung vor dem Tor, hingehen eine Befragung in den Ruinen und gefühlte Jahre später ermutigte man sie mit den Worten.

"Ich habe beschlossen dich VORERST nicht als Spionin hinrichten zu lassen." Den Stein der ihr vom Herzen fiel und ihre Wahrnehmung wieder einsetzen ließ, könnte man Gewichts mäßig mit einem Braunbären vergleichen, wenn das überhaupt ausreichte.
Nach einer kurzen Vorstellung wurde Valyra dann auch langsam klar das sie hier genau dort war, wo sie hin wollte. Krieger des Reiches, Knappen und sogar ein Ritter. Ihre Gedanken überschlugen sich, wenn ich irgendwie anfange für das Reich zu kämpfen, warum dann nicht hier, warum dann nicht sofort?

Noch in dem Augenblick als Valyra sich über ihr unglaubliches Glück freute, schlug das Schicksal zu, ihr Gesprächspartner, Leutnant Kordian, benahm sich von einem Moment zum anderen wie ein Reh das den Waldbrand wittert. Keinen Lidschlag später hatte er seine Waffe in der Hand. Wieder ging alles Schlag auf Schlag. Valyra fand sich inmitten einer Kampfgruppe wieder die sich gegen Namenlose Angreifer verteidigte. Ihr bestes Kampftraining bis dahin war eine alte Eiche die sie mit ihrem Stock verprügelte.
"ABDUCKEN." Valyra hörte die Stimme aber konnte nicht klar denken, also tat sie was alle taten und warf sich in den Dreck. Pfeile schlugen in den Ruinen neben ihnen ein. Über die Flache Umzäunung sprangen Schergen in fremdartiger Uniform und gingen auf die Wachen dieses Sägewerkes und Valyra los.

Valyra kämpfte nicht mit dem Kampfsinn der anderen oder mit der Taktik eines Ritters, sie wusste nicht einmal was genau sie dort tat. Anscheinend ließ ihr Bauch sich nun nicht mehr bevormunden und hatte die Kontrolle übernommen. So schaffte Valyra es tatsächlich den ersten Kampf zu überstehen.

"Wenn du das auch den Rest des Abends schaffst, zeige ich dir ein paar Tricks damit es auch länger so bleibt." Die Stimme von Leutnant Kordian klang ein wenig schelmisch, spöttisch und herausfordernd zugleich. Konnte die Lage wirklich so schlimm sein? Das Eintreffen des Ritters, dessen Name sie immer noch nicht verstanden hatte, bestätigte ihre Vermutung. Ja es war so schlimm.

"Ausfall... Zugänge zuschütten... Rückendeckung." Valyra verstand nur die Hälfte, von allen gegeben Aufträgen, aber graben klang fürs erste am leichtesten, also meldete sie sich freiwillig dafür. Mehr Angreifer, mehr Blut und die Herausforderung von Leutnant Kordian stellte sich zunehmend als schwierig heraus. Als dann noch geifernde Riesenspinnen eine leichte Beute im Kampfgetümmel witterten schien Valyra, Leutnant Kordian, zu enttäuschen. Auch wenn sie nicht sofort Gift absonderten, ihre Greifzangen quetschten die linke Seite der junge Kriegerin.

"GRaaaaaaaar." Hätte sie ihre Zähne nicht bis zum Knirschen aufeinander gepresst, hätte ihr Schrei den halben Wald zum Einsturz gebracht. Taubheit machte sich breit, war es das Gift oder versagte ihr Körper ihr den Dienst? Sie würde jetzt nicht aufgeben, die Herausforderung des Leutnant stach durch die Wolken um ihren Geist und rüttelte sie auf. Auf Schwert und Schild gestützt kämpfte sie sich in stehende Position und schloss sie sich wieder der Kampfgruppe an.
Der Rammstoß eines Gegners ließ sie ihren Übermut sofort wieder bereuen. Den Baum im Kreuz, den Schild des Indharimers im Bauch presste es ihr die Luft aus den Lungen.

Der Kampf versank wieder im Nebel, erst als wieder Befehle gebellt wurden, horchte sie auf.
"Valyra du stützt Anouk, wir gehen zum Heilerhaus in Hohenquell." Den Schild über der einen Schulter, die Druidin über der anderen schleppte Valyra sich vorwärts. Immer nur einen Schritt nach dem anderen, nichts überstürzen. So erreichten sie endlich das Heilerhaus von Hohenquell. Ob es ein Traum war, dass sie bei der Wundversorgung half oder nicht könnte sie nicht mehr sagen. Was sie aber mit Sicherheit sagen konnte war, dass Leutnant Kordian doch tatsächlich sowas wie ein Lob verlauten ließ, zumindest klang "Du hast es geschafft zu überleben" als würde er sie loben.

Das letzte was sie diesen Abend sah waren die letzten Lichter der Nacht die durch die Fensterläden des Heilerhauses fielen. Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen, doch dieses mal war die Müdigkeit schuld.
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Von der Holzfällerin zur Ritterin - von Valyra Eichenwald - 03.11.2017, 02:24



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