Von der Macht der Feder (Mitmachthread: Forschungsgruppe "geborstenes Schwert")
#5
Yngvar Stein musste zugeben, dass es ihm am Ende gleichgültig gewesen war, in welcher Gruppe er sich beteiligen würde, wenngleich dieser eine Dorn ihn erneut heimgesucht hatte. Dieses Zwicken in seinem Hinterkopf, welches ihm sagte, dass dies eigentlich eine Arbeit für die verflossenen Glaubensgelehrten der Priesterschaft sein musste. Er hatte sich oft bei der Frage ertappt, ob es Mithras' Wille gewesen war, den Klerus der Kirche bis auf die amtierende Erzpriesterschaft wie eine Pflanze ausdorren zu lassen, deren Blüte man überdrüssig geworden war.

Was auch immer der Grund war, es oblag nun einmal mehr der Sonnenlegion zu beweisen, dass sie der kränkelnden Robe der heiligen Mutter Kirche nicht nur Krücke, sondern auch Leib sein konnte.

Dem Ordensstreiter erging es dabei ähnlich wie seiner Schwester, wenngleich die Euphorie seinem Wesen entsprechend einer stoischen Ruhe und stillen Konzentration wich, die systematisch ein Werk nach dem anderen durchzuarbeiten suchte. Ganz im Gegensatz zur Bibliothekarin zog der Ursprung eines Geheimnisses oder einer Sage ihn stets an. Es galt sie zu bewerten, darüber zu befinden und – das stand außer Frage – einen Nutzen für die Kirche darob zu produzieren. Geheimnisse waren nach Ansicht von Yngvar Stein dunkle Flecken auf der großen Partitur der Wahrheit, die nur Mithras, der Allsehende, wahrlich spielen konnte. Yngvar als Kind des Befreiers hingegen, konnte nur selig der göttlichen Darbietung lauschen und hoffen, dass sich ein Brocken der Erkenntnis in seinem Kopf festsetzen würde.

Die Werke, die Yngvar mit systematischer Präzision durcharbeitete waren dabei vor allem Erfahrungsberichte und Nacherzählungen von Schreibern, Chronisten, Barden und derlei Volk, die sich vor allem darauf spezialisiert hatten, Begebenheiten aus der Vergangenheit für die Ewigkeit zu erhalten.

Alles was dabei möglicherweise im Zusammenhang mit dem Schmied Parabur oder seinen sagenumwobenen Klingen zu tun haben könnte, stand dabei im Fokus des Kriegers, der erst im zweiten Anlauf auch sonstige Werke aus der Zeit um 800 bis 830 n.M. zu Rate zog. Wenn es eine Spur aus dieser Zeit gab, so hoffte er, dass irgendjemand einen Hinweis hinterlassen hatte: Vielleicht waren die Prophezeiungen schon einmal aufgetaucht, vielleicht hatte auch ein besonders eifriger Barde die Geschichten von Garmelin und Jazinder in Noten gebannt, nur um am Ende vom letzten Werk des Schmiedes zu singen, dessen Verschwinden die Fantasie der Menschen zweifelsohne beflügelt haben musste.

Und während die Tage in Myriaden von Lettern dahinziehen, wird er eines Abends einer Eingebung folgen, die ihn nach Abschluss des Abendgebets in die Kammer des Kirchenarchivars, Asmodan, führt: Es hatte in der Vergangenheit stets auch Untersuchungen unter Beteiligung der Kirche gegeben. Vielleicht, so hoffte Yngvar, wusste der Archivar, ob im Zusammenhang mit Garmelin und den sonstigen Klingen des Schmieds auch von Seiten der Kirche Untersuchungen angestellt worden waren. Die Begeisterung des Archivars dürfte sich in Grenzen gehalten haben, wenngleich er auf dem Hintergrund der Wichtigkeit der Ereignisse nicht anders reagieren konnte, als zuzusagen, sich in die Archive zurückzuziehen.

Es war ein Versuch – einer der nicht schaden konnte und der ihm das Gefühl gab, seine Pflichten über das viele Lesen von Sagen, Geschichten und alten Berichten nicht gänzlich zu vernachlässigen.
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Von der Macht der Feder (Mitmachthread: Forschungsgruppe "geborstenes Schwert") - von Marie Philippa Strastenberg - 24.06.2017, 23:15
RE: Von der Macht der Feder (Mitmachthread: Forschungsgruppe "geborstenes Schwert") - von Gast - 03.07.2017, 09:51



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