[Rezeptforschung] [JdR] Vom Mondstahl
#3
Bereit.

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und ein leichter Windhauch der aus Richtung des Meeres kam und durch die Straßen der Stadt wehte machte die Hitze des Tages erträglicher, der Wonnemond war zwar bereits vorüber, dennoch hätte dieser Tag seinem Namen alle Ehre gemacht. Goran betrachtete die um ihn herum aufgehäuften Gegenstände und versicherte sich noch ein letztes Mal ihrer Vollständigkeit.
Da waren die Wattierungen, die er erst vorgestern von einer der Marketenderinnen der Stadt erworben hatte und die er vorher auf ihre Weichheit hin überprüft hatte - die Wattierungen natürlich , nicht die Marketenderin. Die Wattierungen würden direkt auf der Haut des Trägers aufliegen und für einen angenehmen Tragekomfort sowie eine Abfederung etwaiger Treffer auf den Halsschutz dienen. Es gab nichts Unangenehmeres als eine Halskrause, die bei jedem Schritt und jeder Kopfdrehung die Haut des Trägers wund scheuerte. So etwas konnte im Kampf ablenken und Ablenkungen im Kampf konnten tödlich sein. Also war die Wattierung definitiv die falsche Stelle um Geld zu sparen.

Dort drüben glitzerten die Schnallen mit denen später die Halsberge nach dem Anlagen verschlossen werden würde und die mit ihren verschiedenen Einstellungen ein gewisses Spiel im Umfang der Halsberge zulassen würden, immerhin konnte ein Träger ja auch einmal zu- oder abnehmen. Die Schnallen waren selbstverständlich aus Mondstahl gefertigt worden und waren schlicht gehalten. Es ging heute zunächst einmal darum, eine funktionsfähige Variante der Halsberge herzustellen, für Tand, Verzierungen und Nippes würde später noch genug Zeit sein, zumindest sofern man so etwas überhaupt anbringen wollte.

Vier schwere Walzen in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlichen Abständen zwischen den Rollen, die es ermöglichen würden den Mondstahl in Blechform zu zwängen reihten sich links von ihm auf und warteten nur darauf, mitgenommen zu werden.
 
Und schließlich, rechts von ihm - er brauchte überhaupt nicht genau hin zu sehen, um zu wissen dass sie da waren, schließlich funkelten sie in der Sonne wie kleine perfekte Spiegel - Die Mondstahlbarren. Er hatte sie bereits vor einigen Tagen gegossen, kurz nachdem er im Tempel den Segen Mithras aus der Hand ihrer Seligkeit erhalten hatte, der es ihm ermöglichte unbehelligt seine eigene schreckliche Schöpfung zu passieren, die in ihrer Monströsität den Zugang zur heiligen Esse bewachte. Ihm war als könnte er die Präsenz des heiligen Stahles neben sich fast schon köperlich spüren. Ein Summen und Pulsen von göttlicher Energie schien von ihm auszugehen und strahlenartig den Raum zu durchdringen, wie die abstrahlende Hitze eines Feuers, dessen Position man auch mit verbundenen Augen problemlos finden konnte - doch vermutlich bildete er sich dies nur ein.

Jedenfalls war es nun an der Zeit, all diese Dinge auf einen Karren zu laden und sich auf den Weg zur Schmiede zu machen.
Er war bereit.

Der Karren rumpelte über die Unebenheiten der mit Pflaster ausgelegten Straße, dann durch die ehemalige Gantergasse, bis er schließlich ruckelnd im Marktviertel vor der einstigen Schmiedezunft zum Halten kam. Goran hatte kaum die Ladung in den überdachten Vorraum gebracht, als auch schon ein erschöpft wirkender Gerlach aus der Türe trat. Der Junge hatte sich seine Aufgabe offenbar zu Herzen genommen und die letzten Tage intensiv über die bevorstehende Schmiedearbeit nachgegrübelt - gut so, man sollte seine Aufgabe stets ernst nehmen, umso mehr wenn es sich um eine Arbeit am heiligen Stahl handelte.

Die beiden Schmiede, jung und alt, fachsimpelten eine Zeit lang über den idealen Aufbau und die beste Ausführung der Halsberge. Form, Zusammensetzung und Materialstärken wurden erörtert und wieder verworfen, bis man schließlich zu einem Konsens fand, der nicht allzu weit von den bisherigen Entwürfen des jüngeren Schmiedes entfernt war. Mittlerweile stand die Sonne schon recht tief am Horizont als der alte Meister, begleitet von einem Funkenregen, die Barren in die Glut der Esse schob. Während sie darauf warteten, dass die Barren auf Temperatur kämen, würdigte Goran die vor ihnen liegende Aufgabe mit einem Gebet:

Mithras, oh Du flammender Gott der Ordnung!
In Demut wollen heute zwei Deiner Diener ihr Tagwerk begehen.
Doch es ist kein Tagwerk wie jedes andere - wir wollen heute Deinen heiligen Stahl schmieden
und so erbitten wir demütigst Deinen Segen und Deine Gunst,
denn Dir oh Herr gebührt alle Ehre und unsere Treue!

Heiliger Ranos, Du den sie den Erbauer nennen, auch dich bitten wir um Beistand.
Führe heute unsere Hände, unsere Hämmer, unsere Werkzeuge aufdass es ihnen gelinge
Werke zu Mithras höchster Ehr zu formen!

Mithras! Dein ist mein Herz,
auf alle Zeit
in Ewigkeit!

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RE: [Rezeptforschung] [JdR] Vom Mondstahl - von Goran Felsenschlag - 09.06.2017, 00:09



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