FSK-18 Übergänge
#5
Sie starrte auf das wunderschöne Buch auf dem Schreibpult. Riesig war es, gebunden in reinem Leinen und dicht gefüllt mit Seiten. Leeren Seiten, die sie immer wieder aufs Neue beim Durchblättern verhöhnten. Arellus wollte, dass sie jene füllte, mit blauschwarzer Tinte und einer eigenen Geschichte. Er wollte, dass sie es verwandelte in jene flüsternde Welt der Zeilen, die geneigte Leser entführen und gefangen nehmen. Sie biss sich auf die Unterlippe und ihr Blick wanderte wieder zu der offenen Tür des Balkons. Verfluchte Gedanken.

Wo war er? Seit sie mit in seine Gemächer gezogen war, war es ein Leichtes seine Anwesenheit auszumachen. Normalerweise. Sein Geruch in den Räumen, die Stimme die von Wänden wiederhallte. Auch wenn er oft später zu Bett kam und manchmal früher aufstand…es gab immer jene Stunden, in denen sie sein Gewicht neben sich im Bett spürte, die Regungen wenn er sich im Traum wälzte. Auch dass er manchmal über Nacht fortblieb, daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Es gehörte eben zu seinem Wesen. Doch diesmal blieb er lange fort...zu lange.

Zuerst hatte sie sein Fortbleiben in der Nacht vom Tag des Donners auf den Freiungstag bemerkt. Doch das war nicht besonders ungewöhnlich. Das Fernbleiben am Tage und der darauffolgenden Nacht allerdings schon. Seine geliebten Felder lagen wüst und ungepflegt da, nicht einmal abgedeckt vor der Eiseskälte, die sich über das Land gelegt haben. All‘ jene lieb gewonnenen Kleinigkeiten, die er prinzipiell selbst erledigte und niemanden anderen erledigen lassen wollten, blieben aus.

Er war nicht mehr hier.

Sie trat vom Pult weg zu dem Balkon, auf dem Sie in den letzten Tagen schon viel zu oft und viel zu lange verharrte und der schwer an ihrer und ihrer Sorge trug. Der Hof blieb leer. Die stille drückte schwer auf dem Anwesen. Selbst Violetta werkelte für diesem Moment nicht in der Küche der Taverne. Ludger war gewiss irgendwo auf der Jagd und Tidus…tja…der tat mit Sicherheit irgendwelche Tidus-Dinge. Sie ging auf und ab, den Blick mal zum himmel gericht und mal wieder in den Hof.

Bis heute Abend. Solange würde sie ihm noch geben, um heim zu kehren. Ansonsten würde sie ihn suchen gehen..und wenn sie dafür das ganze Lehen mobilisieren würde.

Sie wand sich um und wurde der Bewegung im Hof gewahr…
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Übergänge - von Valentina Dämmerstein - 13.09.2016, 18:11
RE: Übergänge - von Valentina Dämmerstein - 19.09.2016, 16:36
RE: Übergänge - von Valentina Dämmerstein - 24.10.2016, 10:17
RE: Übergänge - von Valentina Dämmerstein - 01.11.2016, 18:08
RE: Übergänge - von Valentina Dämmerstein - 05.12.2016, 17:55



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