FSK-18 Dunkle Machenschaften
#2
Am nächsten Tag machte er sich mit dem ersten Hahnenschrei an den Aufbruch. Es war die Stunde zu der die ersten Sonnenstrahlen den Nebel kaum durchdringen konnten und zu denen man auf den Straßen recht ungesehen wandern konnte, ohne gleich zu verdächtig zu wirken.

Seinen Handkarren schiebend nickte er der patroullierenden und gähnenden Wache in Zweitürmen, die kurz vor der Ablösung nach der Nachtwache stand, und keine große Motivation für eine Kontrolle so kurz vor Feierabend zu verspüren schien, freundlich zu und bog in die Straße zur Kreuzwegtaverne ein. Sein Karren ratterte auf dem Kopfsteinpflaster dahin bis er die Brücke nach Löwenstein erreichte. Da er kein gesteigertes Bedürfnis danach verspürte, am Stadttor bei einer Kontrolle zu erklären, weshalb er eine Leiche im Fass hatte - Bestechung würde in Löwenstein wohl eine geringere Erfolgschance haben, als in Ravinsthal - bog er zum Friedhof ein. Er parkte den Karren hinter dem Haus der Bestatter, außer Sicht, und betrat die Stadt. Kurz darauf war er ins Armenviertel abgebogen und hatte einige Worte mit einer Hand voll Gossenschläger gewechselt. Die Burschen nickten bei der angebotenen Bezahlung freudig und folgten ihm auf dem Fuße zurück zum Friedhof. Einer der Kerle wuchtete gemeinsam mit ihm das Fass hoch, die anderen gingen, die Knüppel und Messer in Händen voran in die Katakomben. Während die vier den Weg frei machten, mühte der Rest sich mit dem Fass ab, schleiften es ächzend durch die schlammigen Tunnel.

Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Finsternis erreichten sie endlich den Aufstieg in die Stadt. Draußen bezahlte er die Männer, die gut gelaunt ihrer Wege gingen.

Er betrachtete nachdenklich das Fass. Er nahm eine brennende Kerze von einem der nahegelegenen Gräber und ließ einiges Wachs auf eine bestimmte, gut sichtbare Stelle am Deckel tropfen, anschließend ritzte er mit der Dolchspitze ein verschlungenes, schwer nachzuahmendes Muster hinein und betrachtete zufrieden sein Werk. Ein zweckdienliches Siegel, das würde hoffentlich Maries Neugier bremsen.

Anschließend rollte er das Fass in die verwaiste Katz und stellte es unter den Thresen. Er konnte nur hoffen, dass der Auftraggeber das Ding schnell abholen würde, ehe es anfing zu stinken.

Er lenkte seine Schritte zum Wachhaus in Neustadt und räusperte sich gegenüber dem Rekruten, der Wache schob. Dieser musterte Rufus abgerissene Gestalt mit kaum verhohlener Herablassung. "Was willst du denn, Bursche?" - "Mithras mit Euch, Herr. Ich wollte Euch nur darum bitten Wachmann Nebel auszurichten, dass sein Fass Grüne Fee fertig ist und auf die Abholung wartet." Der Rekrut weitete kurz die Augen mit Verstehen und nickte nur, ehe er ihn mit einer Handbewegung wegscheuchte.
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Dunkle Machenschaften - von Rufus Grahl - 15.02.2016, 14:03
RE: Dunkle Machenschaften - von Rufus Grahl - 17.02.2016, 20:33



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