Auf die Nortgarder Art
#3
Das hatte weh getan. Mehr als sie gedacht hätte. Es gab einen Grund warum sich die Nortgarderin 32 Jahre lang von Männern fern hielt und sich stets hinter ihrem Bruder versteckte. Und dieser Grund wurde ihr heute so formvollendet vorgezeigt, dass sie sich hätte für ihre Dummheit ohrfeigen können. Und nun saß sie allein in ihrem Hof und wünschte sich nichts sehnlicher als die Arme ihres Bruder um sich. Helga verbot es sich zu weinen. Sie hatte trotz allem noch Stolz, egal wie sehr es weh tat.
Sie hätte ihn geheiratet. Sie hätte ihm ein Heim bereitet in dem er sich fallen lassen könnte. Sie hätte ihm Kinder geschenkt und alles getan das es ihm gut ginge und an nichts fehle. Sie wäre eine Ehefrau gewesen wie sie einem Baron zustünde. Vorzeigbar, fleissig, liebend, klug.... Doch zählte das nichts mehr. Natürlich würde sie ihn immer noch ehelichen. Würde er selbst jetzt noch fragen, würde sie sofort ja sagen. Doch sie konnte nicht mit dieser Frau konkurieren. Sie war jünger und aufregender. Eine echte Kriegerin. Und Hochwürden noch dazu.
Helga seufzte in ihre leere Stube hinein, die kleine Flamme ihrer Kerze flackerte etwas auf. "Das ist also Liebe..." Sie begann die geflochtenen Zöpfe an ihrer Schlefe zu lösen und ihre Gedanken trieben sie wieder hin zum Baronsanwesen. Und es bildeten sich die wüstesten Vorstellungen was dort wohl gerade geschah. Es versetzte ihr abermals einen Stich und sie schluckte schwer die Tränen hinunter. Die nächsten Wochen im Orden würden hart werden doch wollte sie ihn nicht verlassen. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben.
Der Orden war ihre Familie.
Serbitar war ihre Familie und da flossen dann doch die Tränen.
Verfluchte Gedanken. Konnte ihr Kopf nicht einmal ruhe geben? Immer wieder wurde sie mit etlichen Eventualitäten bombardiert und mit Vorahnungen gequält. Ihr Verstand wägte rational ab, was nicht im Ansatz rational sein konnte. Das Herz war nicht rational und das machte ihr so viel Angst. Sie wusste doch nichts von solchen Dingen. Hatte sich niemals auf sowas eingelassen gehabt. Wie ging man damit um? Verkroch man sich? Kämpfte man? Rächte man sich? Was war nur zutun? Ignorierte man es und überstand alles mit distanzierter Höflichkeit? letzteres wäre wohl ihre Wahl, doch wäre es auch die beste? Sie wollte nicht aufgeben. Doch konnte sie nicht kämpfen. Sie war keine Kriegerin und sie wusste nichts vom Herzen eines Mannes. Es wäre ein ungleicher Kampf und das war so schrecklich frustrierend.
Sie würde einfach Arbeiten. Arbeit lenkt ab. Vielleicht ein Brief... war da nicht etwas gewe... AH ja die Küche... das Fräulein Landor....
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Nachrichten in diesem Thema
Auf die Nortgarder Art - von Helga Bjarnifjord - 08.07.2015, 12:03
RE: Auf die Nortgarder Art - von Helga Bjarnifjord - 22.01.2016, 01:06



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