FSK-18 [MMT] Candarianische Märchen
#3
Eisenkiefer
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Es war einmal ein Männlein welches in einer Höhle am Koboldfluss hauste. Er hatte braunes wuscheliges Haar in dem sich diverse Zweige, Blätter und Moos gesammelt hatten. Seine Augenbrauen waren buschig und mitten im Gesicht prangte eine riesige Knollnase welche auch eine Kartoffel hätte sein können. Seine Höhle lag einsam und weit ab von den Höhlen der anderen Kobolde. Sie mieden das Männlein welches von allen nur "Eisenkiefer" gerufen wurde. Dieser Name hatte sich aber nicht des Respektes wegen eingeschworen sondern wegen seiner schrecklich schiefen Zähne. In Koboldkreisen war er sehr hässlich und wurde gemieden. Das hing auch damit zusammen, dass er einen für Kobolde unangenehmen Geruch von Kräutern an sich haften hatte. Die Kobolde liebten den erdigen und muffigen Geruch der Höhlen in denen sie hausten. Aber Eisenkiefer war anders als die anderen und so fristete er sein einsames Leben in der kleinen abgelegenen Höhle.
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Eines Tages jedoch als die Sonne hoch über dem Himmel stand und das Land in ihre Wärme hüllte, wagte sich der eigentlich so lichtscheue Kobold aus der Höhle heraus. Er wanderte nach Hohenkliff zu den Klippen und traf auf eine Frau, die gerade dabei war ein Zackelschaf zu scheren. Als die Frau den kleinen Kerl erblickte schrie sie auf und rannte davon. Traurig ließ der kleine Kobold den Kopf hängen und setzt sich mitten auf die Wiese um an einem Kieselstein zu knabbern. Nach einer Weile hörte er das Schlagen von Flügeln und eine Möwe aus dem fernen Greifanger ließ sich neben ihm nieder. Ihr Schnabel war schrecklich schief und ihr fehlte ein Auge. Schließlich setzte sie mit krähender aber melodiöser Stimme an "Na... ganz allein hier kleiner Mann? Wusstest du schon, dass ich nicht mehr in Greifanger bleiben kann?" Dabei legte sie den Kopf schräg und starrte dem Kobold direkt in die Augen. Der daraufhin erwiderte mit trauriger Stimme "Ich fühle stark mit dir, das ist ganz gewiss. Die woll'n mich nich' in den Höhlen - das ist doch Beschiss!" Woraufhin ihm ein schweres und lautes Seufzen entfuhr. Nach einer Weile des Redens und auch nach einigen Lachern beschlossen die beiden Freunde zu werden. So machten sie sich auf und wanderten zum Hexensee welcher in Blutquell lag.
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Als sie den See erreichten konnten sie ein lautes trauriges Stöhnen vernehmen. Im Schlamm des Seeufers lag eine Kröte - es war wohl die schönste Kröte die man je gesehen hat. Wunderbare glatte Haut mit lediglich einer Warze und kleine bernsteinfarbene Krötenaugen. Die beiden machten sich auf den Weg zu der Kröte welche sie mit wehleidigem Blick ansah und dann mit einer tiefen Stimme ansetzte "Ich bin zu hübsch für die Kröten im See - das tut mir in der Seele weh." Daraufhin entgegneten die beiden anderen. "Na das fängt ja wunderbar an. Wusstest du, dass ich nicht mehr in Greifanger bleiben kann?" sagte die hässliche Möwe. "Ich fühle stark mit dir, das ist ganz gewiss. Die woll'n mich nich' in den Höhlen - das ist doch Beschiss!" fügte der unförmige Kobold an. Und schließlich beschlossen die drei Freunde zu werden, auch wenn die Möwe einen gewissen Appettit gegenüber der Kröte nicht verbergen konnte.
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Die drei machten sich auf den Weg ans andere Ufer des Hexensees wo laut Erzählungen eine alte Frau leben sollte, die jenen Wünsche erfüllte welche ohne Hoffnung waren. Und als sie den See umrundet hatten, da fanden sie eine kleine baufällige Hütte vor der eine alte Frau saß. Ihre Augen waren milchig grau - anscheinend war sie erblindet. Die drei traten vorsichtig vor sie und erzählten ihr ihre Geschichten. Die Alte erwiderte daraufhin, dass sie keine Wünsche erfüllen könne, aber ein jeder, der das rechte Herz in der Brust trägt von der Göttin des Sees erhört werden würde. Und so traten die drei vor den See und sprachen ihren Wunsch aus. Sie wollten akzeptiert werden wie sie sind und wollten wieder heimkehren an den Ort wo sie hingehörten. Und mit großem Getöse und viel Tohuwabohu klopfte die alte Frau auf eine nahe Trommel und jaulte über den See hinweg um den Dreien dann mitzuteilen. "Zu Hause ist dort wo eure Lieben sind. Hört nicht auf jene, die euch verurteilen. Sucht euch den Ort - an den ihr gehört. Euer Zuhause liegt vielleicht fern - oder auch nicht." Die drei Freunde sahen sich an und von da an gingen Sie auf Reisen. Bis sie schließlich irgendwann bemerkten, dass ihr Zuhause die Freundschaft war, die sie von da an als wertvollstes Geschenk ansahen und andere ebenfalls damit segneten.
[Bild: 72dklwax.png]
"Wenn du zögerst, hör auf dein Herz"
Elfie Fuchsenfelde

Baronie Hohenquell
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RE: [MMT] Candarianische Märchen - von Elfriede Fuchsenfelde - 08.07.2015, 10:36



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