[MMT] Vom Zelten mit den Juren
#9
Sollte es am 18 des Monats nicht schneien, mögen die Juren oder ihre Gäste ein paar Blutspritzer östlich des Hauptzeltes vorfinden.

Die Zunge und der Finger

Der Weg zu den Juren war mehr oder weniger eine Entscheidung die Serbitar nicht für sich allein traf. Er hatte ein Versprechen gegeben und er wollte es auch einhalten. Heute trug er nur seinen Mantel, sein Hemd, Unterhemd und eine Lederhose. Schließlich wollte er nicht auf ewig die Schildkröte bleiben und nach einer gefühlten Ewigkeit in der Kälte kam er beim Zelt der Juren an.

Das Pferd wurde wie immer abgestellt und festgebunden und der Kopf voran durch die Laken des Zeltes gestreckt um eine mögliche Abweisung, aus welchen Gründen auch immer, abnicken zu können. Doch das Zelt war nahezu leer, nur ein kleiner roter Punkt war zu sehen, und da niemand etwas gegen sein Eintreten sagte, trat er herein. Die Stiefel wurden vom Schnee befreit und so schnell wie er durch die Kälte eingetreten war, wurde auch schon eine Lampe entzündet. Thronend auf ihrer Sitzgelegenheit erwartete ihn Dhena. Sie saß, wie üblich, auf ihrem verdienten Platz und bot Serbitar wie alle Juren eine Möglichkeit sich am Feuer zu wärmen. Die Gespräche mit der sichtlich kampferprobten Jurin fingen knapp aber auf den Punkt gebracht ein Ende, als sich beide Entschlossen ihre Fähigkeiten im Faustkampf auf die Probe zu stellen.

Die Regeln waren einfach:
Beim ersten Blut, oder wenn der Andere festgenagelt ist.

Während die Beiden in der Kälte voreinander standen, erkannte Serbitar die Figur seiner Kontrahentin. Sie schien gut durchtrainiert und für einen Moment dachte er zurück ob es eine gute Idee war ihr ohne Rüstung gegenüberzutreten. Jahrelange Übung in den Kettenhemden und Panzerrüstungen hatten ihn oftmals vergessen lassen wie weh ein Treffer durch eine Faust tat. Entgegen seinen Erwartungen war der Kampf recht kurz. Ein kurzes Antasten aneinander, dann ein Ausfall durch seine Widersacherin und im nächsten Moment lagen sie auf dem Boden. Die Fäuste immerwieder gegeneinander gerichtet. Ein Treffer auf den Kopf, ein furchtbarer Schmerz durchzog seinen Körper. Dann die Revanche in ihre Seiten. Ein weiterer Treffer, plötzlich lag sie auf ihm. Der Arm fixiert und kurz daraufhin noch ein Treffer ins Gesicht. Der Blick verschwommen aber noch immer nicht bereit aufzugeben. Ein kleines Gerinsel Blut bahnte sich einen Weg über die Zunge hinab, war es die Zunge? Oder war es die Wange? Es war keine Zeit, ein Treffer noch und die Lichter würden für heute einer dunklen Schwärze weichen. Sie hob die Faust und wollte der Sache ein wohlverdientes Ende machen, Serbitars Hand griff nach ihrer Faust und zog sie zur Seite und verpasste ihr eine Kopfnuss.

Der Kampf war vorüber. Nach ein paar Sekunden Stille auf dem Schlachtfeld, in denen sie übereinander lagen und wohl ihrer Sinne nichtmehr habhaft wurden lagen sie da. "Ungh" hörte er aus einer Ferne, in der Hoffnung das sie den Kampf ebenso als beendet sah. Die Augen schlugen auf und betrachteten die Jurin die auf ihm Saß, die Nase tropfte etwas von Blut, und er riss sich mit einer Hand von ihrer Umklammerung, kurz nachdem ihr Blut den Boden berührte spuckte er endlich aus. Der metallene Geschmack von Blut, war alles andere als Anregend zu diesem Zeitpunkt.

Unentschieden.

Stellten die Beiden fest, und in diesem Moment lernte Serbitar das erstemal zu Schätzen wie es ist wenn Zwei nahezu gleichmäßig erledigte Kämpfer sich ihre Nähe teilten. Obwohl sein Hintern nach kürzester Zeit zu frieren begann, genauso wie sein Rücken, machten die Beiden keine Anstalten sich zu bewegen. Irgendwo, lag es auch an ihm das er keine Schwächte zeigen wollte. Jedenfalls nicht mehr als notwendig.


Im Zelt angekommen, wurden die kalten Klamotten gegen einen nassen Hintern und ein Lagerfeuer getauscht. Dhena zog sich seelenruhig um und egal wie sehr Serbitar sich wünschte nicht zu Starren wie ein Terrier der ein Leckerli gesehen hatte, so sehr konnte er nicht aufhören. Seine Konzentration war es die seine Gedanken nicht abdriften ließ. Die Schläge gegen seinen Kopf waren nicht zärtlich und sie hätten dazu dienen sollen ihn auszuschalten, was ihr beinahe gelungen wäre. Das Gespräch nach dem Kampf verlief in eine Richtung die er nicht für möglich gehalten hatte. Weshalb fürchteten manche Menschen die Juren nochmal? Sie können genauso Lächeln, doch dort fing der Gedanke an Serbitar auf den Fellen zu fesseln.

"Lächeln ist ein Zeichen der Schwäche."

Das warum wurde ihm offenbart, aber er war so damit beschäftigt diese Antwort auf amhranische Weise umzulegen das er es nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht lag es auch daran das sein Kopf sich noch immer ein wenig wie Brei anfühlte. Warum es als schwäche abzutun sei wen man sich wohlfühlte wollte er nicht verstehen. Man würde unvorsichtig, doch was nützt einem Menschen alle Vorsicht wenn man niemals sagen kann: "Hier bin ich Daheim, hier fühle ich mich wohl." So wie es Serbitar ging wenn er mit Vegard und Askir früher im Bundhaus nebeneinander gelegen hatte?

Neben dem Feuer liegend betrachtete er den Vorhang hinter dem Dhena verschwunden war und ihre Sklavin ebenso schlief. Dann ließ die Konzentration nach und die Welt vor seinen Augen verschwamm wieder etwas, nurnoch das Knacken des Holzes das langsam an Form verlor während die Flammen an ihm hinaufzüngelten war zu hören, und Serbitars Schnarchen stimmte mit ein.
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RE: Vom Zelten mit den Juren - von Dhena - 06.01.2015, 12:50
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Gast - 06.01.2015, 17:31
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Lilya - 08.01.2015, 05:07
Exil - von Gast - 12.01.2015, 19:05
Nachtwache - von Gast - 13.01.2015, 19:29
RE: Vom Zelten mit den Juren - von Serbitar Morgenstern - 18.01.2015, 03:24



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