FSK-18 Sumpf- und Waldgeschichten Cataleya
#6
Sanft schienen die Sonnenstrahlen ihr ins Gesicht. Die kleine Hütte hatte auch neben den Fenstern viele Löcher, die Sonne hinein liessen. Eines dieser Löcher öffnete den Weg des Sonnenstrahles, der ihr warm ins Gesicht viel. Er hätte sie sanft geweckt, wie so oft, doch dieses Mal war sie schon wach. Sie konnte schon seit Stunden nicht mehr schlafen. Neben ihr lagen ihr Geschwister zusammengerollt. Stroh auf dem kargen Boden. Ein Kissen, um das sie Abends oft Kämpfe führten. Zwei alte Wolldecken. Das Reich der verblieben.

Langsam kroch sie aus dem Bündel das die drei bildeten. Sie liess die anderen noch schlafen, sie würden schon noch früh genug geweckt. Vögel kündigten den Tag an. So oft hatte sie die Lieder gehört. Manchen Vögeln hatten sie sogar Namen gegeben. Sie lächelte schwach. Als sie aus der Hütte trat musste sie kurz blinzeln. Sie sog den Geruch ein, den sie so liebte. Der Geruch des Sumpfes.

"Zieh dich aus. Wasch dich ordentlich." Die Stimme ihres Vaters holte sie aus ihren Gedanken zurück. Seine Stimme liess keinen Platz für Widerworte. Sie schauderte. Ihr Herz zog sich zu als sie die Kleidung abstriff. Auch wenn die Sonne erst aufging, war es warm. Die Sommersonnenstrahlen liebkosten ihre Haut und wärmten sie. Spendeten Trost, Zuversicht. Ihre Eltern hatten sich offenbar schon gewaschen. Im Sumpf war man Grundsätzlich immer schmutzig, doch trugen sie beide saubere Kleidung. Ein einfaches Hemd, eine einfache Hose, doch sauber. Auch hatten sie sich gewaschen, wie sie es nun auch tat.

Ihre Mutter nahm einen Schwamm, das Wasser war kalt und liess sie frösteln, und wusch sie. Lavelndelgeruch stieg ihr in die Nase, das Wasser war damit versetzt worden. Die rituelle Waschung dauerte an, bis der Dreck der vergangenen Wochen weggewaschen war. Die Fingernägel wurden gesäubert und geschnitten. Das Haar ordentlich gekämmt und zurecht gemacht. Sie fühlte sich unwohl. So sauber zu sein verhiess nie etwas gutes. Zuletzt schlüpfte sie in die saubere Kleidung. Sie roch nun nach Lavendel, einen Duft den sie eigentlich liebte. Doch heute nicht.

Ihr Mutter geleitete sie ums Haus. Die Sonne schien nun stärker und wärmte sie. Sie schloss die Augen, ihre Mutter ging zu ihren Geschwistern und ihrem Vater. Genoss den letzten friedlichen Moment. "Cataleya. Komm her." Ihr Vater sprach, sie gehorchte. Langsamen Schrittes trat sie zu ihrer Familie. "Kniet euch hin." Ihre Geschwister knieten sich. Dann reichte er Cataleya einen Dolch. Den Ritualdolch. Noch nie hatte sie ihn berührt oder gar in den Händen gehalten. Ihr Bruder hielt den Kopf gesenkt. Er war vielleicht 9 oder 10. Im Sumpf zählte niemand die Jahre. Ihre Schwester hatte vielleicht halb so viele Sommer erlebt wie Cata. 6 Jahre war sie vielleicht. Und mit Angsterfüllten feuchten Augen sah sie zu Cata hoch. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde zerreisen. "Töte sie" Entfernt nahm sie die Stimme ihres Vaters wahr, der ihr gerade aufgetragen hatte, ihre Geschwister zu töten. Ihr Bruder hob den Blick. Er weinte stumm. Die Lippen bebten. Vor Angst? Zorn? Aus Trotz? Der Dolch lag ihr schwer in der Hand. Kleine Tiere hatte sie getötet. Das machte ihr nichts aus. Doch ihren Bruder. Das war etwas anderes. Ihre Sicht verschwamm und was um sie herum geschah, bekam sie nicht mehr mit. Nur das irgendwo ein Frosch quakte. "Töte sie" schwirrte die Stimme in ihrem Kopf. Und sie tat es. Ein Schnitt, mit aller Kraft. Ihr Bruder gurgelte. Fasste sich an die geöffnete Kehle und fiel zur Seite. Sie starrte ihn entsetzt an. Blut tropfte vom Dolch. Es wirkte alles so irreal. "Und jetzt deine Schwester." Wieder befahl er ihr. Alles in ihr sträubte sich dagegen. Ihr Schwester. Wie oft hatten sie sich trost gespendet? Wie oft zusammen gelacht? Sie hatte noch ein ganz anderes Verhältnis zu ihr als zu ihrem Bruder. Und der lag nun vor ihr. Von dem was ihre Eltern sagten verstand sie nichts mehr. Nur der eine Satz. Der war für sie. Die anderen Worte galten ihr nicht. Ihre kleine Schwester wollte weg, doch hielten Hände sie fest. Sie jammerte, flehte. Doch wurde sie grob am Haar gepackt und die Kehle freigelegt. Sie erkannte die Hände. Sie gehörten ihrer Mutter. Entfernt nahm sie wahr wie ihr Vater Formeln rief. Ein Opfer. Sie opferte ihre Geschwister. Die Sicht verschwamm und ihr Herz zerbrach als der Dolch die Kehle ihrer Schwester öffnete. Schatten umtanzten sie als ihr Vater Dämonen rief.


Sie schreckte auf. Schweissgebadet schaute sie sich um. Sie war in der Hütte. Sie hatte zurück gefunden. Gestern war sie angekommen. Ihr Herz raste, drohte zu zerspringen. Sie hatte ihre Schwester vergessen. Nein! Sie hatte keine Geschwister. Es gab nur sie. Ihr Vater hatte es gesagt, hatte es Bestimmt. Ihr wurde übel und sie erbrach sich.

Wohin?

Was wollte sie hier? Den Sumpf sehen. Das tat ihr gut. Das gefiehl ihr. Ihre Eltern sehen. Wollte sie das? Es waren Hexer. Dämonenanbeter. Sie hatte so viel verdrängt. Die Schatten. Die Schmerzen. Fahrig wischte sie sich über den Mund und dachte an Löwenstein. Gab es dort noch etwas für sie? Sie würde Morgen alles erzählen was sie erlebt hatte. Alles. Sie hatte Angst davor. Was würden sie.. würde ihr Vater sagen?

Der Hexer

Sie hasste ihn. In diesem Moment mehr denn jeh. Ausser damals.. wo sie ihre Schwester opfern musste. Ihre Schwester. Tränen rannen ihr die Wange hinunter. Sie wusste ihren Namen nicht mehr. Sie war Böse. Dafür haben ihre Eltern gesorgt. Warum war sie wieder hier?

Böse

Schluchtzend dachte sie an Avinia. An Leo. Wie sie sich erschrocken als sie damals das Wort las. War sie Böse zu ihnen? Sie wollte es nicht. Sie verstand die Welt nicht. Die echte! Nicht das Sumpfleben. Dachten die beiden noch an sie? Ihr Herz schien sich zu verkrampfen. Sie rollte sich wieder zusammen, in der anderen Ecke ohne Kotze. Ihre Gedanken kreisten.

Sie wollte weg. Weg von hier. Das war nicht mehr ihr zu Hause. Doch würde sie gehen dürfen? Sie wusste, und dafür hasste sie sich, würde er es nicht erlauben, blieb sie. Morgen würden sie reden. Und sie würde alles sagen. Auch wenn sie es nicht wollte. Hier galt das Wort des Hexers.
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RE: Sumpf- und Waldgeschichten Cataleya - von Cataleya - 08.01.2015, 03:17



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