Auf der Suche nach der Wahrheit über Walter Drechsler
#6
Freiheit

Mit einem tiefen Atemzug lies sich Maria im Waschzuber nieder. Das war wohl das beste am Haus des Predigers, dieser Waschzuber und die Möglichkeit ab und an ein warmes Bad zu nehmen. Jetzt machte es sich bezahlt das sie ja nebenher noch der Tankbrauerei nachging. Zwar hatte sie von hier kaum eine Möglichkeit der Zunft irgendwie beizutreten, und auf ihre Schreiben hatten sie auch nicht reagiert, aber sie hatte dafür den Wasserkessel den sie für ihre Experimente benutzte. Und der war, erst mal gespült, gut in der Lage soviel warmes Wasser auf einmal zu erhitzen. Ein Hoch auf die Geistes Wissenschaften!

Sie griff zur Seite um einen Bogen mit Hadernpapier zu nehmen. Nochmal las sie über ihre Notizen. Walther Drechsler entzog sich immer noch ihrem Verständnis, aber zu mindestens hatte sie das gröbste jetzt über ihn zusammen getragen. Walther Drechsler war ein Bewohner Candarias gewesen, irgendwann in den letzten 1400 Jahren. Der beschriebene Kampf musste irgendwann in den ersten Jahrhunderten der Gründerzeit dieses Reiches geschehen sein. Es war also nicht auszuschließen, das es sich bei dem sogenannten Drachen auch um eine alte Waffe der Ulgard gehandelt haben konnte. Niemand wusste genau wie lange die Gefechte mit jenen Menschen gegangen war, die einst die Herren des Landes gewesen waren. Aber es erschien selbst nach der Heiligen Schrift als sehr unwahrscheinlich das man die Ulgard in einer einzigen Schlacht hinweggefegt hatte. Andererseits war sie Gläubig... Wichtig war doch nur das man daran glaubte. Oder doch nicht? Es war wieder einer der Abende, bei der ihre Intelligenz sich ihrem Glauben gegenübersah.

Brauchte sie wirklich einen Beweis für Mithras Existenz? Nein... Mithras war ein Gott den die Menschen in größer Not gebraucht hatten. Egal wie man es drehte und wendete, wenn Mithras für die Bedürfnisse der Gläubiger existierte, so war er ebenso real wie jeder Stein oder Grashalm. Aber wenn die Menschen Glaubten, wofür brauchten sie dann einen Beweis seiner Existenz? Solche Gedankenspiele konnte sie ewig im Kreis weiterführen. Aber ging man von diesem Beispiel aus, so war Walther Drechsler für diese Menschen nichts anderes als ihr Mithras oder ihr Mondwächter Gott. Walther Drechsler hatte diese Menschen von einem Grauen erlöst. Einem Drachen. Dieser Drache hatte soviel Unheil und soviel Zerstörung verursacht, das es den Menschen hier in Fleisch und Blut übergangen war sich mit einem „Der Himmel ist Frei“ zu begrüßen. Wenn also der Glaube an sich mächtig genug war um das Gehör eines Gottes wie Mithras zu finden, auch wenn es in dem Fall eines ganzen Volkes war, wie mächtig war dann der Glaube eines Lehens an Walther Drechsler? Die vereinte Kraft, welche sich nur auf einen Mann richtete.

Aber hatte Drechsler existiert? Das war für diese Menschen nicht wichtig. Wichtig war der Glaube an ihm. Er war so wichtig, das darauf sogar die Todesstrafe stand, wenn man ihn verunglimpfte. Aber irgendwas passte da immer noch nicht zusammen. Der Drache hätte eigentlich weitaus größere Zerstörung anrichten müssen. Selbst nach 1000 Jahren, glaubte man alten Legenden, müsste es immer noch Spuren der Zerstörung geben. Der Atem eines Drachen brannte die Schatten der Menschen in Stein ein und ließ sogar Felsgestein schmelzen, so das darauf Obsidian wurde, jedes mysteriöse Glas das die Kraft von Feuer widerspiegelte. Zu mindestens erzählten es sich so die alten Geschichten über jene Kreaturen, die Legenden von langer Zeit.

Wenn es ein Dämon war, wäre dies sicherlich ein Erklärungsansatz. Und als Waffe der Ulgarder wäre hier natürlich ein zweiter Ansatz. Immerhin sprachen diese Menschen über den Glauben. Er hatte einen Drachen besiegt. Aber im Sinnbild des Glaubens, gab es viele Arten wie man einen Drachen vergleichen konnte, sei es mit dies oder das. Vielleicht war Walther Drechsler der Held dieses Lehens gewesen, der damals gegen die Ulgarder gekämpft hatte. Es war sehr unwahrscheinlich das sich nur der damalige König als Held hervorgetan hatte. Er war ein Symbol gewesen, der die Menschen zu größerem Leitete, mit Mithras Segen in seinem Herzen. Aber es war das Feuer des Wiederstandes gewesen, welches er durch seine Taten überall entzündete hatte. Und vielleicht, nur vielleicht, war Walther Drechsler einer dieser Flammen gewesen. Ein Mensch, welcher seines Zeitlebens an die Mondwächter geglaubt hatte. Und als Mithras auf diese Welt kam, durch die Taten des ersten Königs beflügelt, und die Menschen Candarias gegen die Besatzer geführt hatte. Zwei Glauben vereint in einer Brust, ohne Widerspruch.

Ja, das wäre eine Erklärung. Das allerdings würde Walther Drechsler auf 1400 Jahre zurückführen. Irgendwo musste es doch einen Ansatz geben den sie verfolgen konnte. Nicht alles konnte verloren gegangen sein. Doch wenn es wirklich so war, das Walther Drechsler in dieser Zeit gelebt und gekämpft hatte, dann gab es einen sehr guten Grund warum es keine Aufzeichnungen über ihn gab. Den es wäre aufgefallen, wenn es einen Volkshelden zur Zeit der Befreiung in Candaria gegeben hätte, neben König Mydrion. Wie hieß es nochmal? Einigkeit durch Ordnung. Heute gab es hunderte von Menschen die der Gabe Mithras mächtig waren. Warum also auch nicht damals? Ja, er hatte zwei Menschen die Klingen überreicht, als seine Auserwählten. Aber sie hatten eine besondere Stellung eingenommen. Das letzte was die neue Kirche damals gewollt hätte, wären noch mehr Taten und Ruhm für weitere Menschen gewesen, quer durch das ganze Land. So hätte man es auf die beiden auserwählten reduziert.

Es war eine gute Theorie, so dachte sie es sich jedenfalls. Aber wenn es so war, dann musste es mehr Menschen als nur Walter Drechsler geben, verstreut in den Lehen als Legenden und Sagen der alten Tage. Sie hungerte mittlerweile so sehr an Informationen das sie sich bereits zu solchen Spekulationen hinreißen lies. Sie Sah zur Decke und stieß einen laut des Seufzens aus. „Mithras... ist Wahrheit nicht wichtiger als Ordnung durch Lüge?“ Doch sie wusste genau das es nicht an Mithras war, solcherlei Dinge zu klären. Dafür hatte er ihnen alle ein zu großes Geschenk gebracht. Die Freiheit selbst zu Entscheiden...
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RE: Auf der Suche nach der Wahrheit über Walter Drechsler - von Maria Hochau - 25.08.2014, 12:07



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