Eine einsame Feder...
#2
...schwebt, losgelöst von dem Rotmilan, der seine Kreise über den Tempel macht, langsam hinab, sich sacht drehend, dem Marktplatz entgegen, ein Feuer prasselt dort, Menschen Drumherum, eine einzelne rote Gestalt auf den Stufen zum Tempel.

Die blauen Augen huschen unter der Kapuze über das Feuer und über die Menschen, die dort darum versammelt sind. Und immer wieder kehren sie zur Priesterin zurück, die gerade die Messe hält. Der Blick geht auch immer wieder zu der kleinen zierlichen Rothaarigen und ihren großen, mürrischen und älteren Begleiter.

Die Feder wirbelt immer schneller, sich der kleinen rothaarigen Gestalt nährend, das Prasseln des Feuers aus der Höhe schon vernehmend, Rauch steigt auf und wie ein Peitschenknall, ob der Schrei von der Frau die Feder aufsteigen lassen würde, schwebt sie Richtung Feuer.

Sein Name, er hört sein Namen aufschreien und das er was tun solle, doch er selbst starrt noch ein kurzen Augenblick auf die Priesterin. Was passiert gerade? Wieso sind alle so aufgeregt? Er konnte Uhren Rücken sehen, sie geht Richtung Feuer, gewiss um gleich die Hörner reinzuwerfen.
Nein! Sie wirft sich hinein, geht mehr hinein...was tut sie da? Immer noch brüllt die Rothaarige herum, nun aber zappeln, von dem älteren Mann in Rüstung festgehalten, ungerührt sein Blick.
Mit schnellen Schritten eilt er die Stufen hinab, sein Langbogen wirft er von sich, schlitternd gleitet dieser über die Steine. Die Menge raunt, Verzweiflung macht sich breit. Feuer ergreift den Zaum der Robe der Priesterin.

Durch die Hitze des Feuers steigt die Feder über die Gefahr hinweg, über die rote Gestalt, die im rotgelben Schein der Flammen nun steht, Rauch steigt auf, verunstaltet die weiße Schönheit der Feder, die wieder hinab schwebt, immer näher dem Boden entgegen, als sie etwas streift, eine Schulter und ein Wassertropfen.

Mit nasser Lederrüstung rennt es sich nicht so gut, aber es ist nur ein kurzes Stück, der Brunnen ist nahe dran, und so nutzt er diesen kurz, um sich vor dem zu schützen, was nun kommen mag.
Mit Anlauf springt er ins Feuer, gegen sie die darin steht, und landet mit ihr außerhalb auf den harten Stein. Für einen kurzen Moment hat er die Hitze gespürt, da, wo das Wasser weniger hinkam, im Gesicht, am linken Auge.
Auf den Kniend sitzend und nach Atem ringend, den Rauch aushustend, verweilt er so neben ihr. Dann kommt die die davor kreischende Rothaarige angehastet, erst auf sie zu, dann schon ist sie neben ihm, was los sei und dergleichen.
So werden die beiden, die mehr oder weniger im Feuer standen, ins Heilerhaus gebracht.

Was beinahe das Ende für eine Gestalt war, wurde es für die Feder, der letzte Flug von ihr geht in die Flammen, vom Wasser benetzt, war die Lebenspanne nur kurverlängert und so knistert es einmal kurz leise, und schnell war nur ein schwarzes Gerippe übrig, welches auch bald zu Asche verfällt.

Dort, wo die Asche der Feder liegt, dort ist was entstiegen, in den Flammen aufgelodert.
- Hobbies: Sammeln von Anklagen, Verbannungen, Drohungen und Liebesbriefen -
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Eine einsame Feder... - von Justan - 10.07.2014, 01:36
RE: Eine einsame Feder... - von Justan - 11.08.2014, 10:36



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